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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Untergrund die Antriebskraft für die Maschinen in den großen Fabriken der Stadt liefern. Man würde unbegrenzt über diesen Rohstoff verfügen können, und allen Industrien stünden gleichermaßen billige Antriebskräfte zur Verfügung. Arbeiter würden nicht länger missbraucht und ausgenutzt werden.
    »London sollte sich in eine Art luftgetriebenes Gemeinwesen verwandeln.«
    »Was ist aus den Ideen geworden?«
    »Die Elektrizität löste die Druckluft als Energiequelle schnell ab. Und dies alles geriet in Vergessenheit.«
    Was von Julius V. Aronnax’ Ideal geblieben war, lag nun vor uns. Eine riesige Fabrikanlage mit hunderten von Kompressoren.
    »Aber was tun wir hier?«, wollte Emily wissen.
    »Die Druckluft hat für kurze Zeit eine neue Art von Untergrundbahn ins Leben gerufen.« Ich legte einige der langen Kippschalter um und drückte eine Reihe von dicken farbigen Knöpfen. »Man glaubte, dass man auf diese Art und Weise schneller die Entfernungen in der Stadt zurücklegen könne.« Ein leises Brummen wuchs zu einem tosenden Hämmern an und kam tief aus dem Bauch der Kompressoranlage. »Die Leitungen, die wir vorhin in dem Tunnel gesehen haben«, erklärte ich, »waren nämlich nicht nur zur Weiterleitung von Druckluft gedacht. Es gab hier unten sogar eine pneumatische Post. Man konnte Luftdrucktelegramme verschicken. Viel schneller, als es bisher möglich gewesen war.« Auch diese Technik war einem ganz einfachen Prinzip gefolgt. Man schoss Briefe mit großer Geschwindigkeit durch eigens dafür geschaffene Röhren. »Es gab Rohrposttorpedos, in welche man die Briefe hineinlegte. Dann wurden die Zylinder in das Röhrensystem eingeführt und an ihren Bestimmungsort geschossen.« Der Transport war somit weitaus schneller als noch bei der alten Mail Rail.
    »Was hat das alles mit uns zu tun?«
    »Die PneumoRail funktionierte nach dem gleichen Prinzip.«
    Emily sah mich zweifelnd an. »PneumoRail?«
    »Ja.«
    »Klingt nicht sehr vertrauenerweckend.«
    »Seit mehr als hundert Jahren hat, glaube ich, niemand mehr diese Art von Transportmittel benutzt.«
    »Aber wir sind hier, um damit nach Blackheath zu reisen.«
    »Sie haben es erfasst.«
    Adam Stewart schien nicht zu wissen, ob er begeistert oder verängstigt sein sollte. Emily reagierte jedoch eindeutig eher skeptisch und furchtsam auf diese Änderung des ursprünglichen Plans. »Wo befindet sich denn diese PneumoRail?«
    »Dort drüben.«
    Mit einem Beben, das den Staub von den Maschinen aufwirbelte, erwachten die riesigen Kompressoren aus ihrem hundert Jahre langen Schlaf. Luft wurde durch Leitungen gepumpt, Kontrolllampen begannen zu flackern, Gebläse ächzten laut.
    Die Rohre an den Wänden vibrierten mit einem Mal, und an manchen Stellen quollen heiße Dampfschwaden hervor. Die ganze Halle schien sich in eine überdimensionale Mischung aus Dampfmaschine und Druckluftregler verwandelt zu haben. Es zischte und hämmerte an allen Ecken und Enden, und das alles wirkte, fand Emily, noch immer wenig vertrauenerweckend.
    »Folgen Sie mir.«
    Wir gingen in einen kleineren Raum, der an die große Fabrikhalle anschloss.
    Dort befand sich ein schmaler Bahnsteig.
    Ein Schild mit dem runden Emblem der U-Bahn war dort angebracht worden.
    »Cable Street Station«, stellte ich den Bahnhof vor.
    Ebenso angestaubt wie die Maschinen in der Halle, stand ein zylinderförmiger Zug in einer Röhre vor dem Bahnsteig. Nur dort, wo sich die Einstiegsluke für den Zylinder befand, war eine Öffnung in dem Rohr zu sehen.
    »Das«, sagte ich, »ist die PneumoRail.«
    »Sie scherzen.«
    »Sehe ich so aus?«
    Emily schwieg.
    Das Objekt aus Eisen, das vor ihr lag, sah aus wie eine kleine Rakete. An der Rückseite befanden sich einige Drähte und Vorrichtungen, die wie mechanische Zauberei anmuteten. Das Mädchen hatte nicht die geringste Ahnung, wozu diese Vorrichtungen da waren. Auf dem Bahnsteig zu unserer Rechten lagen vier weitere dieser seltsamen Zylinder.
    »Nun sagen Sie es schon«, forderte Emily mich auf.
    »Was?«
    Sie deutete auf den Zylinder.
    »Ich denke, dass Sie das Prinzip verstehen.«
    »Lieber will ich es aus Ihrem Mund hören, Wittgenstein.«
    Nun gut.
    »Eine PneumoRail fasst nur eine Person. Wir müssen also getrennt reisen.«
    Adam kniete sich neben das Gefährt und prüfte es. Worauf, war schwer zu sagen.
    »Wir legen uns in diese … Dinger da …«
    Adam schaute jetzt auf. »Und dann schießt uns die Druckluft durch die Röhre da vorn.«
    Dem, dachte ich, ist

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