Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
nichts hinzuzufügen.
    Nickte aber.
    Für alle Fälle.
    »Warum nutzt keiner mehr diese … PneumoRail?«
    Ich hüstelte.
    Sagte: »Veraltete Technologie.«
    Emily kam auf mich zu. »Verkaufen Sie mich nicht für dumm.«
    »Es hat einige Unfälle damit gegeben«, gab ich zu.
    »Unfälle?«
    »Bei zu starker Druckluft ist es hin und wieder vorgekommen, dass die Bremsen versagt haben und …«
    »Und?«
    »Sich die Kabinen mit voller Wucht in das Felsgestein am Bestimmungsort gebohrt haben.«
    »Die Kabinen?«
    »Das ist die offizielle Bezeichnung für das da.«
    Adam musste grinsen.
    »Das ist nicht lustig«, tadelte Emily ihn.
    Er schüttelte den Kopf. Fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nein, ist es nicht. Aber es gibt keinen anderen Weg nach Blackheath, nicht wahr?«
    »Es gibt jede Menge Wege nach Blackheath«, gab ich zur Antwort, »aber die meisten davon werden wohl überwacht. In Limehouse gibt es einen Zugang zu tiefer gelegenen Katakomben, in denen früher Kalk abgebaut wurde. Doch ist, wie wir ja alle gesehen haben, Limehouse von den Ratten okkupiert. Damit bleiben uns nicht mehr viele Möglicheiten.«
    »Werden wir die Fahrt mit diesem Ding da überleben?« Adam trat bückte sich und schaute ins Innere der Torpedo-Geschosse.
    »Mir ist nicht wohl dabei«, beklagte sich Emily, »wie ein Telegramm durch die Rohre geschossen zu werden.«
    »Ehrlich gesagt ist mir auch nicht wohl dabei. Aber seltsame Zeiten bedürfen seltsamer Mittel.« Ich gab mich zuversichtlich. »Wir werden die Fahrt damit schon überleben, Miss Laing.«
    Irgendwie musste Emily an ihre ersten Ausbildungsstunden denken. Daran, wie sie lebendig begraben worden war.
    »Wo werden wir herauskommen, wenn wir das Ding da besteigen?«
    »Unter dem Greenwich Park.«
    »Und wo, glauben Sie, verstecken sich Mara und Mina?«
    »In der Nähe des Parks?«
    Emily war mit einem Mal wütend. »Ich mag es nicht, wenn man mir etwas verheimlicht.«
    »Ich weiß.«
    »Also?«
    »Der Parkaufseher schuldet mir noch einen Gefallen.«
    »Ach?«
    »Ja, so ist das.«
    »Und welchen?«
    »Fragen Sie nicht. Steigen Sie lieber in die Kabine.«
    Emily stand auf dem Bahnsteig und wirkte unentschlossener denn je. Am Ende erst obsiegte die Aussicht, dass sie ihre Schwester bald wiedersehen würde.
    Hinter ihr keuchten die Maschinen.
    »Ich werde als Erster gehen«, meldete sich Adam Stewart.
    »Pass auf dich auf«, bat Emily.
    Er ging zu ihr hin. Gab ihr einen Kuss.
    »Versprochen«, sagte er.
    Dann stieg er in die Kabine.
    Ich ging zu dem Armaturenbrett, das sich neben dem Fahrplananzeiger befand. Den runden Regler drehte ich nach links, bis der Name des Bestimmungsorts einrastete.
    Emily schloss die Luke.
    Adam war jetzt in der Röhre eingeschlossen.
    Die beiden sahen einander an.
    Für einen Moment hatte Emily den Eindruck, in einen Sarg hineinzuschauen. Sie verwarf den Gedanken ganz schnell wieder und setzte ein Lächeln auf.
    »Bereit?«
    Sie hob den Daumen.
    Und bevor das Mädchen eine Frage stellen konnte, drückte ich den Knopf. Mit einem gewaltigen Zischen katapultierte die Druckluft die Kabine mit Adam Stewart darin in die Nachtschwärze des Tunnels hinein.
    »Deswegen«, bemerkte ich, »sagt man Tube.«
    Sie starrte mich an.
    Mit weit aufgerissenen Augen.
    »Was haben Sie?«
    Die nächste Kabine wurde von einem mechanischen Arm in die Röhre eingelegt.
    Greifer schoben die Kabine zur Luke.
    Ein Schatten fiel auf das Armaturenbrett.
    Der Schlag traf mich, noch bevor ich Emilys Schrei vernahm. Ich fiel zu Boden. Etwas schnürte mir die Kehle zu. Fremde Gedanken suchten einen Zugang zu meinem Verstand.
    Zwei Black Friars betraten den Bahnsteig.
    Lächelten hämisch.
    Kamen auf uns zu.
    »Fahrscheinkontrolle«, sagten sie.

Kapitel 4
Maras Geschichte
    Piccadilly Circus war ein Ort restlos abscheulicher Hässlichkeit. Und doch war dieser Platz unwiderstehlich. Der Mann mit dem dunklen Haar und den Augen, die schon so viele Dinge gesehen hatten, stand vor dem Brunnen inmitten des Verkehrs und betrachtete den Engel aus Bronze, der sich dem Himmel entgegenreckte. Dem Himmel, den es schon lange nicht mehr gab.
    Stattdessen gab es grelle Leuchtreklamen.
    Rock Circus, Tower Records mit dem Virgin Megastore, ein uninteressantes japanisches Kaufhaus. Hier lebten die Götter der neuen Welt. Hier war all das zu finden, was den Menschen ein Himmel geworden war. Nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
    Der Engel der Barmherzigkeit, den die Menschen irrtümlicherweise für

Weitere Kostenlose Bücher