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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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müssen.
    »Emily Laing«, flüsterte er und betrachtete das Büchlein in seiner Hand. Eine der Bleistiftskizzen berührte er mit dem Finger.
    Ihm schwindelte förmlich, wenn er daran dachte, was noch alles passieren würde.
    Ipy die Sphinx sprang mit einem Mal vor ihm auf den Tisch.
    Beobachtete ihn.
    Fragte: »Was haben Sie da?«
    Er legte das Büchlein vor die Sphinx. Schlug es auf. Ließ sie die ersten Zeilen lesen.
    Erschrocken fragte Ipy: »Was werden Sie damit tun?«
    Tristan Marlowe stand auf und ging zum Kleiderständer. Schnell schlüpfte er in den dunklen Mantel und griff nach dem Gehstock. »Ich werde nach Blackheath gehen«, sagte er nur.
    Und wartete die Antwort der kleinen Sphinx nicht einmal ab.
    Wir verließen den Fahrstuhl zwei Stockwerke über dem Tunnel mit den Ratten. Keines der Tiere folgte uns, und als wir in den Tunnel, aus dem uns kalte Luft entgegenschlug, lauschten, da wurden wir keiner verdächtigen Geräusche gewahr. Nur das ferne Rattern eines Zuges drang an unsere Ohren.
    »Sie werden sicher schon bald die Ländereien Manderleys im Stadtteil Whitechapel angreifen.« Ich führte Emily und Adam eine eiserne Treppe hinauf. »Das ist es, worauf sie warten.« Noch immer dienten sie dem Nyx, spielten Gabriel und den Black Friars in die Hände.
    »Wenn sie es nicht schon getan haben«, gab Adam zu bedenken. In dem Tunnel türmte sich altes Metall. Der junge Mann suchte den Müll neugierig nach etwas ab. Dann fand er es. Eine alte Eisenstange, keinen Meter lang. Er überprüfte sie, indem er sie durch die Luft schwang und damit gegen die Wand schlug. Ein Mauerstein splitterte. »Die ist okay«, kommentierte Adam sein Verhalten, sah Emily an und bemerkte: »Falls die Ratten zurückkehren. Wer auch immer …«
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Nicht verzagen«, schlug ich vor. »Es gibt andere Wege, die nach Blackheath führen.«
    Wir hatten die Treppe hinter uns gelassen.
    »Die Ratten folgen uns nicht.«
    Erneut lauschten wir in die Stille hinein.
    Nichts!
    »Seien Sie froh darüber, Miss Laing.«
    Mr. Fox und Mr. Wolf gingen uns nicht aus dem Kopf. Sie waren dort unten geblieben, um gegen die Nager zu kämpfen. Das Absurde dabei war, dass ich den beiden zutraute, gegen die Übermacht pelziger Leiber siegreich zu sein.
    »Die beiden scheinen auf unserer Seite zu sein, dieses Mal.« Emily suchte in dem Schrott ebenfalls nach einer Eisenstange.
    »Die beiden sind höchst seltsame Kreaturen. Und, trotz allem, noch immer nicht vertrauenswürdig.«
    »Aber sie haben uns geholfen.«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Ja. Und das, Master Stewart, ist alles, was uns in unserer jetzigen Situation zu interessieren hat, nicht wahr?«
    Adam Stewart nickte.
    Ging dicht neben Emily.
    Und war wachsamer denn je.
    Wir stiegen Treppen hinauf und hinab, durchquerten Kloaken und mieden die Wege, die nach Limehouse führten. Emily fiel auf, dass die Wände der Tunnel, die wir passierten, mit seltsamen Röhren bedeckt waren, die durchsichtig waren und weder Stromkabel zu schützen noch Wasser zu transportieren schienen. Dann erreichten wir eine riesige Halle, deren Inneres wie der Maschinenraum eines ausgemusterten, uralten Dampfschiffes aussah. Gigantische Kompressoranlagen schlummerten dort unten in dem Dämmerlicht.
    »Dies«, sagte ich, »ist Cable Junction.«
    Emily schaute sich um. »Wo sind wir?«
    »Sagte ich das nicht gerade?«
    Sie zog ein Gesicht.
    »Über uns befindet sich die Kreuzung Leman Street, Dock Street und Cable Street.«
    Emily erinnerte sich an die Straßennamen. In diesem Teil Londons und der uralten Metropole hatte einst Jack the Ripper sein Unwesen getrieben.
    Adam Stewart schaute sich fasziniert um. »Was ist dies für ein seltsamer Ort?«
    Ich betrat die Halle und ging auf eine der unförmigen Maschinen zu. Eine dicke Staubschicht bedeckte das dunkle Eisen. Schon lange war niemand mehr hier unten gewesen.
    »Komprimierte Luft«, erklärte ich dem jungen Mann und klopfte auf die Maschine, »war seinerzeit die Basis der Technologie der Zukunft. Ein Ingenieur namens Julius V. Aronnax glaubte, das war im Jahre 1848, dass diese Kraftquelle hier die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme darstellen würde.«
    Pneumatische Gerätschaften aller Art waren überall in der uralten Metropole installiert worden und sollten auch oben in London Anwendung finden. Die Idee, die jenen Plänen zugrunde lag, war denkbar einfach. Druckluft sollte in großen Mengen über ausgedehnte Rohrleitungsnetze im

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