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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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langsam nach unten gezogen wurde. Als sei sie in knochigem Treibsand gelandet, so fühlte sie sich.
    Hilflos.
    Nahezu panisch.
    Die Aussicht, in diesem Meer aus Knochen zu versinken und an dem Staub, den sie dabei aufwirbelte, zu ersticken, war alles andere als ermutigend. Daran, was sich noch alles in dem Staub verbergen mochte, wagte sie im Augenblick gar nicht zu denken.
    Sie konzentrierte sich.
    Schluckte.
    Er ist da!, fiepte Lady Mina plötzlich.
    Emily schaute nach oben.
    Der Nebel hatte die Grube erreicht.
    Wie Wasser floss er an den Rändern des Lochs, durch das wir gefallen waren, in die Grube hinein, sodass er aussah wie ein schmutziger Wasserfall aus dichtem Rauch.
    Bevor Emily jedoch etwas sagen konnte, erschien plötzlich ein zweiter Nebel, der sogar noch viel dunkler war als derjenige, der uns verfolgt hatte, und floss in den grauen Nebel hinein. Emily roch Kohlefeuer und Kalkbrennereien, Salz- und Seifensieder und vieles mehr in diesem neuen Nebel, der schwärzeste Finsternis war, eine Nachtschwärze, die in Windeseile über den grauen Verfolger herfiel, der im Bruchteil eines Augenblicks auseinander fiel, wie Wolken es tun, wenn die Sonne sie berührt.
    Es war vorüber, bevor es richtig angefangen hatte.
    »Was, in aller Welt, ist das?« Emily versank immer weiter in den Gebeinen der Pestopfer von einst. Die Knochen, Schädel und stinkenden Kleidungsstücke reichten ihr bereits bis zum Hals. Nur Kopf und Arme ragten noch aus den Gebeinen heraus.
    »Halten Sie still«, forderte ich sie auf.
    Mina hüpfte von einem Schädel zum nächsten, krabbelte über Beinknochen und hatte die Grube durchquert, bevor Emily verstanden hatte, dass sich am anderen Ende ein Ausgang befinden musste.
    Sie hustete und fragte sich, wann die Krankheit sie dahinraffen würde.
    Die Lady Pasteurella Pestis, hörte sie eine Stimme, die nur eine Stimme in ihrem Kopf war, ist auf Reisen und wird erst in einigen Stunden hierher zurückkehren.
    »Wer seid Ihr?«
    Ich bin Londons Efeu, flüsterte die Stimme, und Emily erkannte jetzt, dass es der Nebel war, der finster in die Grube floss. So nannten mich einst die Poeten, doch das ist lange her. Der Nebel, der wie Ruß und Rauch aussah, schwebte über den Gebeinen, und das grünliche Licht brach sich in seinem Innersten zu einem fieberträchtigen, dunstigen Gemälde voller Anmut. Früher, hauchte die Erscheinung, bin ich durch die Straßen der Stadt gewandelt und habe London das Gesicht gegeben, das es auch heute noch hat. Die Menschen schrieben Gedichte über mich, und manche haben sich auch in mir verlaufen.
    »Wir sind Euch zu Dank verpflichtet«, sagte ich und lag ruhig und flach ausgestreckt auf den Gebeinen der ehemaligen Pestopfer, was mich zumindest nicht so schnell einsinken ließ.
    Emily schaute zur mir herüber. »Sie hören es auch?«
    »Ja.«
    »Und Mina?«
    Die Rättin piepste: Auch ich höre es.
    »Wer seid Ihr?«
    Ich bin Londons Efeu, flüsterte die Stimme erneut. Ich bin der Nebel, den es immer schon gegeben hat. Ich habe Türme, Brücken, Straßen und Plätze in verschwommenen Bildern gemalt, und das Gaslicht hat mir das Herz erwärmt.
    »Warum habt Ihr uns geholfen, Efeu Londons?«
    Es wurde mir aufgetragen, Euch zu folgen. Was ich hiermit getan habe. Der Nebel waberte durch die Pestgrube. Euch zu schützen, wenn der Andere auftaucht, das war mein Auftrag.
    Gerade wollte Emily eine Frage stellen, als die Gebeine und Knochen unter ihr ins Rutschen gerieten und die gesamte Pestgrube in Bewegung kam. Schädel rollten über einander, Knochen, die hunderte von Jahren niemand mehr bewegt hatte, entknoteten sich, und der ganze Berg aus menschlichen Überresten schien in sich zusammenzustürzen.
    Das Mädchen stieß einen Schrei aus und konnte nichts anderes tun, als sich von den Gebeinen tragen zu lassen. Um sie herum war das Chaos, und sie hörte nur von ferne das aufgeregte Fiepen der Rättin.
    Dann war es vorbei.
    Sie öffnete die Augen, hustete, wischte sich den Staub aus dem Auge.
    Ein Blick nach hinten zeigte ihr, was geschehen war.
    Sie befand sich am Boden einer Pestgrube von sechs bis acht Metern Höhe, deren andere Hälfte ansteigend bis zur Decke mit Gebeinen gefüllt war. Stützbalken hatten den Knochenhaufen offenbar in einer Ecke zusammengehalten.
    »Haben Sie das Ganze ins Rutschen gebracht?«
    Ich war aufgestanden und klopfte mir den Staub aus der Kleidung. »Wozu hat man gewisse Talente?« Dinge allein kraft des Geistes bewegen zu können ist die Begabung,

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