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Die Urth der Neuen Sonne

Die Urth der Neuen Sonne

Titel: Die Urth der Neuen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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den Streitkolben und schlug wild um mich. Es war töricht – dennoch ging es den Gierern, die aus dem Raum rannten wie Ratten vor einem Frettchen, schlimmer als mir: ich sah sie fallen wie geschnittenes Korn.
    Der bauchige Anführer hatte sich, vernünftiger handelnd, zu Boden geworfen beim ersten Schuß und lag keine zwei Ellen vor meinen Füßen. Nun sprang er auf, stürzte sich auf mich. Der Kopf des Streitkolbens war ein Zahnrad; dieses traf ihn, wo der Hals auf der Schulter sitzt, mit aller Kraft, die ich aufbieten konnte.
    Ebensogut hätte ich versuchen können, mit einer Keule ein Arsinoitherium zu erlegen. Noch voll bei Bewußtsein und voll bei Kräften, schlug er nach mir, wie jenes Tier nach einem Riesenwolf schlägt. Der Streitkolben flog mir aus der Hand, und sein Gewicht drückte mir die Luft aus den Lungen.
    Dann ein blendender Lichtblitz. Er warf die siebenfingrigen Hände hoch, aber es war dazwischen nur ein Halsstummel zu sehen, der schwelte wie ein Baumstumpf nach einem Waldbrand. Er rannte abermals an – nicht gegen mich, sondern die Wand, knallte dagegen und rannte, rasend und stockblind von neuem an.
    Ein zweiter Schuß spaltete ihn fast in zwei Hälften.
    Ich versuchte aufzustehen, und meine Hände waren schlüpfrig von seinem Blut. Ein Arm, ein unermeßlich starker, griff mir um die Taille und hob mich hoch. Eine vertraute Stimme fragte: »Kannst du stehen?«
    Es war Sidero, der mir ganz plötzlich wie ein alter Freund vorkam. »Denke schon«, sagte ich. »Danke.«
    »Du hast dich gewehrt.«
    »Aber ohne Erfolg.«
    Ich besann mich meiner Zeit als General. »Nichts Berühmtes.«
    »Aber du hast gekämpft.«
    »Wenn du meinst«, sagte ich. Matrosen umschwärmten uns jetzt, die bald Musketen, bald blutige Messer schwenkten.
    »Willst du noch einmal kämpfen gegen sie? Warte!« Er hob seine Muskete in einer Geste, die mich zum Schweigen bewegen sollte. »Ich habe Messer und Pistole behalten. Nimm sie zurück!« Er trug noch meinen Gürtel mit den Waffen um den Leib. Während er sich die Muskete unter den rechten Armstummel klemmte, löste er die Schnalle und reichte mir den Gürtel.
    »Danke«, sagte ich noch einmal. Ich wußte nicht, was ich sonst hätte sagen sollen; und ich fragte mich, ob er mich wirklich bewußtlos geschlagen hatte, wie ich es vermutete.
    Das metallene Visier, das sein Gesicht darstellte, lieferte keinerlei Hinweise, was er empfand; auch die barsche Stimme verriet kaum mehr. »Ruh dich aus. Iß. Wir reden später weiter. Uns steht ein zweiter Kampf bevor.« Er wandte sich der wogenden Menge zu. »Rasten! Essen!«
    Es verlangte mich sowohl nach dem einen als auch nach dem anderen. Obwohl ich keine Lust hatte, für Sidero zu kämpfen, war die Vorstellung einer Mahlzeit unter Kameraden, die über mich wachten, während ich schliefe, unwiderstehlich. Es wäre leicht (bildete ich mir ein), mich hernach aus dem Staube zu machen.
    Die Seeleute hatten Rationen dabei, und bald trieben wir mehr Eßbares auf, nämlich die Vorräte der erledigten Gierer. In kurzer Zeit setzten wir uns zu einem duftenden Mahl, Linseneintopf mit Schweinefleisch und scharfen Kräutern, zu dem es Brot und Wein gab.
    Vielleicht gab es neben dem Essen und dem Herd auch Betten oder Hängematten in der Nähe, doch war ich für meine Person zu müde zum Suchen. Obwohl ich noch Schmerzen im rechten Arm hatte, wußte ich, daß die Schmerzen nicht stark genug wären, um mich vom Schlafen abzuhalten; die Kopfschmerzen hatte der genossene Wein gelindert. Ich wollte mich schon der Länge nach ausstrecken, wo ich saß – obwohl ich mir wünschte, daß Sidero auch meinen Mantel aufbewahrt hätte –, als sich ein kräftig gebauter Seemann neben mich hockte.
    »Kennst du mich noch, Severian?«
    »Sollte ich wohl«, sagte ich, »wenn du meinen Namen weißt.« Dennoch erinnerte ich mich nicht an ihn, obwohl mir das Gesicht irgendwie bekannt vorkam.
    »Du hast mich immer Zak genannt.«
    Ich riß die Augen auf. Das Licht war schlecht. Aber selbst wenn ich entsprechende Abstriche machte, konnte ich schwerlich glauben, daß es der Zak war, den ich kannte. Schließlich sagte ich: »Ohne eine Sache zu erwähnen, über die keiner von uns sprechen will, muß ich freilich feststellen, daß du dich anscheinend ganz schön verändert hast.«
    »Das ist die Kleidung – ich habe sie von einem Toten. Auch habe ich mir das Gesicht rasiert. Und Gunnie hat eine Schere. Sie hat mir das Haar gestutzt.«
    »Ist Gunnie hier?«
    Zak deutete

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