Die Vampir-Brüder
allerdings nicht aus.«
»Vielleicht nur die Tür«, meinte Bill.
»Ich denke nicht, dass der Typ von der Theke das gemeint hat. Außerdem ist einige Zeit vergangen, seit er zum letzten Mal hier gewesen ist.«
»Wir werden es herausfinden«, sagte Bill. Er wollte sich in Bewegung setzen, als etwas passierte, mit dem keiner von ihnen gerechnet hatte.
Plötzlich fing die Glocke an zu läuten...
***
Die drei blieben stehen und wirkten dabei wie in Achtung erstarrt.
Sie sprachen nicht und lauschten dem Klang der Glocke, der sich zwischen den Hügeln verlor.
Ein dünner Klang. Erinnerte an eine Totenglocke. Es war Sheila, die diesen Vergleich aussprach.
Bill, der seine Überraschung überwunden hatte, räusperte sich, bevor er sprach. »Von selbst läuten die Glocken nicht«, sagte er mit leiser Stimme. »Da muss schon jemand in der Kirche sein und an den Strängen ziehen, denke ich.«
»Warten wir?«, fragte Sheila in den Klang hinein.
»Ich denke schon.«
»Und dann?«
»Werde ich vorgehen.«
Sheila schwieg. So wusste Bill nicht, ob sie zustimmte oder dagegen war. Im Moment spielte es keine Rolle. Sie wollten warten, bis der Klang vorbei war, der mittlerweile seinen Höhepunkt erreicht hatte und nicht mehr so blechern über das Land wehte. Er war voller geworden, es schwang mehr Botschaft oder Gefühl darin mit, aber er erreichte trotzdem nicht die Botschaft normaler Kirchenglocken. Man konnte eher das Gefühl haben, etwas Abstoßendes und Kaltes zu erleben, das letztendlich in eine Warnung mündete.
Während die beiden Frauen dicht beisammen standen und auch auf den Glockenturm schauten, hatte sich Bill gedreht. Er wollte herausfinden, ob das Läuten der Glocke Erfolg gebracht hatte. Normalerweise ruft der Klang einer Glocke die Menschen aus den Häusern. Hier in Old Harbour war das nicht der Fall.
Weder eine Tür noch ein Fenster öffnete sich, um die Bewohner zu entlassen. Die Glocke läutete beinahe umsonst. Genau das wollte Bill nicht akzeptieren. Diese Klänge mussten einen Grund haben, denn nichts geschah ohne.
Allmählich verlor sich der Schall. Er schien sich zusammenzuziehen, und auch die Glocke im Turm, die durch ein Sichtfenster gut zu sehen war, pendelte allmählich aus.
Ein paar letzte, blechern klingende Schläge noch, dann waren auch diese Echos verweht.
Ruhe legte sich über Old Harbour. Wäre nicht das Rauschen der See gewesen, wäre es völlig still gewesen.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Sheila nach einem schweren Atemzug.
»Jetzt werden wir abwarten, ob der Glöckner erscheint.«
»Damit rechnest du?«
»Klar. Er wird in der Kirche nicht übernachten wollen, denke ich mir.«
Die normale Tür lag vor ihnen. Es war möglich, dass es noch eine zweite an der Rückseite gab, aber auch dann würden sie zumindest etwas hören, wenn sie geöffnet wurde.
»Eine komische Umgebung«, sagte Evelyn. »Oft sind Friedhöfe nahe der Kirche. Zumindest in den Dörfern. Hier kommt es mir vor, als gäbe es überhaupt keinen.«
»Die werden ihre Toten der See übergeben«, sagte Bill. »Wenn überhaupt.«
»Wie meinen Sie das denn?«, fragte Evelyn.
»Ach, lassen wir das.«
»Oder glauben Sie, dass es keine Toten gibt und die Bewohner hier schon tot sind und als Vampire leben?« Evelyn schlug gegen ihren Mund. »O Herr, was sage ich da?«
»Vielleicht sind Sie sogar auf dem richtigen Weg. Man darf nichts außer Acht lassen. Oft wird das Unwahrscheinliche zur Realität, das haben meine Frau und ich oft genug erlebt.«
Eine Knarren störte Bill. Es kam von vorn. Zugleich sahen sie, dass die Kirchentür von innen aufgedrückt wurde und sich ein Mensch darin abzeichnete.
Es war ein Mann, der die Kirche verließ. Er hielt den Kopf gesenkt. Es war nicht festzustellen, ob er die drei Besucher gesehen hatte. Aber er musste der Glöckner sein.
Er schloss die Tür, drehte sich dann um – und schaute die drei Fremden direkt an.
Auch Bill und die beiden Frauen sahen ihn an. Evelyn flüsterte: »Der sieht aus wie aus einem Schauerroman.«
So schaurig kam es zumindest Bill nicht vor. Der Mann trug einen schwarzen Hut mit breiter Krempe. Sie gab auch Schatten, so dass das Gesicht nicht genau zu sehen war. Es kam dem Reporter jedenfalls kantig und auch grau vor.
Eine dunkle Jacke reichte bis zu den Kniekehlen, und auch die Hose in der gleichen Farbe passte dazu. Die Schuhe an den Füßen wirkten wie klobige Becher.
Aus den Ärmellöchern schauten die Hände hervor, zu denen der Begriff
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