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Die Vampir-Brüder

Die Vampir-Brüder

Titel: Die Vampir-Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Pranken besser passte; kurze, aber dicke Finger, beinahe schon wie Stummel.
    »Der gefällt mir nicht«, flüsterte Evelyn. »Scheiße, dabei könnte ich jetzt in meinem Sonnenstudio sein und mich bräunen.«
    »Noch hat er uns ja nichts getan«, sagte Sheila.
    »Hoffentlich bleibt das so.«
    Auch der Glöckner hatte genug gesehen. Er gab sich einen Ruck und ging von der Tür weg. Dabei schlug er nicht den Weg ins Dorf ein. Er hatte sich ein anderes Ziel vorgenommen. Mit steifen und etwas zombieähnlichen Schritten näherte er sich den Besuchern.
    Bill sah jetzt das Gesicht besser, auch wenn der Schatten noch störte. Irgendwie kam ihm der Mann alterslos vor. Es war nicht zu schätzen, wie viele Jahre er auf dem Buckel hatte, aber einen freundlichen Eindruck machte er keineswegs.
    In einer Sprechentfernung blieb er vor den Besuchern stehen und schaute sie an.
    Bill versuchte es mit einem Lächeln. Er hatte keinen Erfolg. Die dünnen Lippen der Gestalt zuckten nicht mal.
    Also anders. »Hi«, sagte der Reporter, »ich denke, Sie könnten uns Auskunft geben.«
    »Nein!«
    Er hatte mit seiner Stimme gesprochen, aber sie klang mehr wie ein Knarren.
    Bill blieb freundlich. »Moment mal, Meister, ich habe noch nicht gesagt, was ich möchte...«
    »Geht!«
    »Gut, verstanden. Und warum sollen wir gehen?«
    Der Graue gab wieder eine Antwort.
    »Weil es für Fremde nicht gut ist, hier im Ort zu bleiben.«
    »Aber Sie haben so schön die Glocken geläutet«, sagte Bill schnell. »Da fühlten wir uns berufen, in die Kirche zu gehen. Das ist nun mal eine alte Tradition.«
    »Nicht für euch.«
    »Verstehe. Für wen dann?«
    »Er ist der Abschied des Tages. Es wird bald dunkel werden. Die Dämmerung, die Nacht und...«
    »Das ist klar. Doch was hat das hier mit Old Harbour zu tun? Das passiert überall.«
    Der Graue legte seinen Kopf etwas zurück. So konnte Bill mehr von dessen Gesicht sehen und war über das Aussehen nicht eben begeistert. Bis auf ein paar graue Falten, die wie eingeschminkt wirkten, war die Haut leichenbleich. Es gab auch kein Lippenrot, und die Augen blickten mit ihren ebenfalls grauen Pupillen irgendwie müde und auch deprimiert.
    »Hier ist alles anders. Wir leben für uns. Wir wollen keine Fremden. Schon gar nicht in der Dunkelheit. Es ist nicht in unserem, sondern in eurem Interesse.«
    »Da haben Sie mich neugierig gemacht.«
    »Vergiss deine Neugierde.«
    »Nein, ich denke nicht daran. Wer eine Glocke läutet, muss damit rechnen, dass Menschen kommen.« Bill konnte sehr stur sein. »So ist das nun mal.«
    Der Graue holte Luft. Es geschah bei ihm sehr schwerfällig. Der Atemzug war von einem tiefen Keuchen begleitet. Danach hörten die drei das leicht wütend klingende Knurren. Dann tat der Mann etwas, was sie überraschte. Er legte den Kopf zur Seite und sorgte dafür, dass seine linke Halsseite freilag.
    Bill trat näher. Er sah die ebenfalls helle Haut, aber er sah noch mehr. Zwei rötliche Punkte. Zwei kleine Wunden, im Vampirzahnabstand nebeneinander. Auf den beiden Wunden saßen zwei kleine Krusten. Die typischen Zeichen standen wie kleine Pickelhügel hervor.
    Auch Sheila war näher an den Grauen herangetreten, und sie zuckte zusammen.
    Der Graue stellte den Kragen der Jacke wieder hoch. »Reicht das für euch?«
    »Nein«, erwiderte Bill. »Ich denke, dass du uns eine Erklärung schuldest.«
    »Die beiden Male sind Erklärung genug.«
    »Aber du bist kein Vampir, verdammt.«
    Die traurigen Augen schauten Bill an. »Bist du dir da sicher? Ganz sicher?«
    »Ja, das bin ich, denn ich habe noch nie einen Vampir erlebt, der die Luft so einatmet wie du.«
    Der Graue wiegte den Kopf. »Es ist unser Schicksal. Es ist alles vorbestimmt. Für uns besonders. Wir haben es getan, und wir werden damit existieren müssen.«
    »Was habt ihr denn getan?«
    »Wir haben es uns selbst zuzuschreiben. Jetzt müssen wir dafür bezahlen. Er zeigte ihnen seine ausgebreiteten Hände. »Geht so schnell wie möglich. Verlasst den Ort. Hütet euch vor der Kirche. Sie ist nicht mehr das, was sie mal war. Er deutete auf seine linke Halsseite. »Wir sind anders.«
    Mehr sagte er nicht. Er drehte sich zur Seite und ging mit steifen Schritten den Häusern entgegen, die bereits erste Schatten abgaben, sodass der Mann von ihnen aufgesaugt wurde.
    Bill und auch die beiden Frauen mussten zunächst verkraften, was sie gehört hatten. Dabei fand Sheila als Erste die Sprache wieder.
    »Er soll kein Vampir sein, Bill? Hast du das

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