Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig
pfiff durch die Zähne, als ich die drei todschicken Luxusschlitten sah, die in der gewaltigen Garage standen. »Ich wusste gar nicht, dass du reich bist, Foote.«
»Mein Vater ist Kardiologe«, erklärte er und zog die Schrauben am Vorderrad fest.
»Das ist ein Herzdoktor«, verkündete Fumio.
»Ach, echt... du Superhirn«, erwiderte ich.
Foote klemmte einen Luftschlauch ans Ventil, pumpte den Reifen auf und fragte uns dabei, was wir vorhatten.
»Svetlana will Miss Larch nachstellen«, sagte Fumio.
Ich ballte die Faust, und Fumio trat einen Schritt zurück. »Ihr zwei sollt mir nur zeigen, wo sie wohnt.«
»Weshalb?«, fragte Foote.
»Das werdet ihr schon sehen. Und ihr braucht es mir nur zu zeigen.« Ich schob die Daumen unter die Träger meines Rucksacks, damit er leichter auf den Schultern lag. Er schien immer schwerer zu werden. »Ihr haltet mich sowieso für verrückt. Dann kann’s euch doch egal sein, oder?«
Foote sagte: »Wir würden deinem Wahnsinn Beihilfe leisten.«
»Genau genommen«, ergänzte Fumio, »würden wir ihn dir erst ermöglichen.«
Gute Güte! »Jetzt hör endlich mit dem Gesülze auf, Zahnspangengesicht.«
»Den Lieferwagen gestern hat Miss Larch nicht gefahren«, sagte Foote. »Das hast du gesehen. Niemand versucht, dich umzubringen.«
»Ihr sollt mir bloß zeigen, wo sie wohnt.«
»Und was hast du dann vor?«, wollte Foote wissen.
»Mal sehen. Ich werde mich umschauen. Auch wenn sie gestern nicht im Lieferwagen gesessen hat: Glaubt ihr nicht, dass man sich ihr Haus mal ansehen sollte? Was ist mit den vermissten Mädchen? Ich sage euch - Miss Larch hat ein Geheimnis.«
Fumio sagte: »Du bist zum Schießen, weißt du das?«
»Wenn du Reporter bist, musst du lernen, deinem Riecher zu folgen«, antwortete ich. »Meine Nase ist deiner haushoch überlegen, aber ich gebe dir Unterricht im Schnüffeln - kostenlos. Im schlimmsten Fall bekommst du noch immer eine tolle Geschichte. Ich liefere dir sogar die Schlagzeile: >Neue Schülerin rastet aus.‹«
Fumio schüttelte den Kopf, lächelte aber. »Dwight, hol deine Kamera.«
Achtzehntes Kapitel
Weil Fumio Chen für die Sunny Hill Biene einen Bericht über Larch geschrieben hatte, besaß er eine grobe Vorstellung davon, wo sie wohnte. Das nahm er jedenfalls an. Irgendwo an der Culver Point Road, einer Staubstraße, die am Flint River als Sackgasse endete.
»Da draußen stehen nicht viele Häuser«, erklärte er.
»Bring mich einfach in die Nähe.« Ich nahm an, dass ich leicht herausfinden würde, welches Haus sie bewohnte. Ich brauchte mich nur auf meine Nase und den gammeligen Gestank des Kensington-Vampirs zu verlassen.
Die Culver Point Road lag auf der anderen Seite des Stadtparks, und dort war ich nie gewesen. Die Sonne stand noch am Himmel, doch es ging schon auf sechs Uhr zu. Foote und Fumio schien das nicht zu beunruhigen. Ich wusste, dass ich es nicht schaffen
würde, bis zum Abendessen wieder zu Hause zu sein, doch darüber durfte ich mir jetzt keine Sorgen machen. Vielleicht hatte ich meine Henkersmahlzeit schon hinter mir und wusste es nur noch nicht. Aber man soll bekanntlich positiv denken.
Meine Eltern würden mir sowieso den Kopf abreißen.
Die Culver Point Road begann asphaltiert, ging aber bald in Schotter und dann in Sand über. Wie Fumio gesagt hatte, gab es dort nur wenige Häuser - und bald gar keine mehr. Die dünnen Reifen meines Rads waren für den Sand total ungeeignet, und der schwere Rucksack ließ meine Schultern schmerzen. Foote bot mir an, ihn ein Weilchen zu schleppen, doch wenn er und Fumio herausfänden, was ich dabeihatte, würden sie wohl ziemlich Panik bekommen.
Weit mehr als nur eine schüchterne Stimme in mir war der Ansicht, es wäre eine gute Idee, die Flucht zu ergreifen. Stattdessen sagte ich: »Bist du sicher, dass Larch hier draußen wohnt?« Vielleicht wusste Fumio ja gar nicht, wohin er fuhr. Ich hatte bisher jedenfalls nicht die leiseste Witterung von etwas Bösem aufgenommen.
»In unserem Interview hat sie gesagt, sie wohnt gern am Fluss. Das muss der Flint River sein, also diese Straße, denn sonst gibt es keine Häuser am Fluss - jedenfalls nicht in der Stadt.«
»Vielleicht wohnt sie in einem der Häuser, an denen wir vorbeigekommen sind«, sagte Foote und wollte umkehren.
»Der Fluss kommt dahinten doch erst«, wandte Fumio ein.
»Ich erkenne ihr Haus, falls sie hier draußen wohnt«, sagte ich ohne den leisesten Zweifel.
Fumio musterte mich skeptisch. »Wie
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