Die Vampirjaegerin
machst du hier?« Die Frage war an Turquoise gerichtet.
»Es tut mir leid, Sie zu stören, Sir. Mir wurde gesagt, ich solle mich bei Jaguar melden, aber ich weiß nicht, wo er ist.«
Das Gebäude war nicht sehr groß, sie hätte ihn schon irgendwann gefunden.
Aber solange sie die Rolle der einfältigen Sklavin spielte, konnte sie wenigstens versuchen, davon zu profitieren.
Gabriel sah Jeshickah an. »Wie lange hat er sie schon?«
»Ein paar Stunden.«
Ohne Vorwarnung zog Gabriel Turquoise auf die Füße. Sie musste den Impuls unterdrücken, ihm den Ellbogen in den Magen zu stoßen und ihren Arm seinem Griff zu entreißen, der ihr blaue Flecke verursachte. »Die Wache im Westflügel sagt dir, wo dein Meister ist. Ich schlage vor, du nennst ihn in Zukunft auch so!«
Er ließ sie los. Turquoise widerstand der Versuchung, ihren Arm zu reiben oder sich umzudrehen und ihm ins Gesicht zu schlagen. Sie entfernte sich schnell und versuchte, das Gefühl zu verdrängen, dass sie froh sein konnte, überhaupt noch in der Lage zu sein zu laufen.
Eine Formwandlerin in Gestalt eines Raben bewachte die Tür zum Westflügel.
Als Turquoise kam, nahm sie menschliche Gestalt an.
»Hast du hier zu tun?«, fragte das Mädchen.
Turquoise erinnerte sich bitter an Gabriels Hinweis. »Ich suche Meister Jaguar.
Ich soll –«
Das Mädchen unterbrach ihre Erklärung und stieß die Tür auf. »Jaguars Arbeitszimmer ist die dritte Tür rechts. Wenn er nicht da ist, kannst du warten.«
Ausgezeichnet. Scheinbar erstreckten sich Jaguars lockere Regeln auch auf seine Wachen, die die Leute sogar in seine Räume schicken durften. Turquoise freute sich auf die Gelegenheit, herumschnüffeln zu können.
Daher war sie ein wenig enttäuscht, als sie auf ihr leises Klopfen hin Jaguars sanfte Stimme rufen hörte: »Herein!«
Als sie den Raum betrat, rückte Jaguar von dem Schreibtisch ab, an dem er gearbeitet hatte, und streckte sich. »Audra, schön dich zu sehen. Was führt dich her?«
»Ich wollte nicht stören«, entschuldigte sie sich. Sie sprach leise und hielt den Blick gesenkt. Der fremde Name irritierte sie nicht. Außerhalb von Bruja wechselte sie ihren Namen mit jedem Auftrag. Dabei hatte sie keine besonderen Vorlieben, Audra war so gut wie Turquoise oder jeder andere Name.
Jaguar schüttelte leicht amüsiert den Kopf. »Unterwürfigkeit steht dir nicht.
Keine Sorge, ich rede lieber mit dir, als diesen Papierkrieg zu bearbeiten.«
Plötzlich runzelte er die Stirn. »Was ist mit deinem Handgelenk passiert?«
Ein Blick zeigte ihr die roten Male, die Gabriels Griff hinterlassen hatte. Sie bog das Handgelenk, aber es waren nur blaue Flecken, sonst nichts.
»Einer Ihrer Gäste korrigierte die Weise, wie ich Ihren Namen gebrauchte. Es war mein Fehler.«
»Ich nehme an, dein alter Meister hatte nicht viel für Titel übrig?«
»Nur für seinen eigenen«, gab sie ehrlich zu. Lord Daryl wollte nicht, dass sie überhaupt von anderen seiner Art sprach. Einen anderen Vampir m seiner Gegenwart als »Meister« oder »Milord« anzureden, brachte ihr Schläge ein, als hätte sie damit jemand anderem als ihm ein Besitzrecht zugesprochen.
Jaguar schüttelte den Kopf. »Bitte, setz dich.«
Er deutete auf einen der freien Stühle, während er sich in seinen eigenen zurückfallen ließ. Turquoise nahm Platz, konnte sich jedoch nicht so leicht entspannen wie Jaguar.
»Kommst du, um mir Gesellschaft zu leisten, oder hast du eine Frage?«
»Ich habe mit Eric über eine mögliche Aufgabe gesprochen«, erklärte sie, froh über den Themenwechsel. »Er bat mich, Sie zu fragen, ob ich draußen arbeiten könnte, da er dort die meiste Hilfe braucht.«
Schweigend ließ Jaguar seinen Blick über ihren Körper gleiten. Dann sagte er:
»Jeshickah weiß, dass du noch nicht völlig gebrochen bist. Sie könnte versucht sein, diesen Makel alsbald zu korrigieren, wenn du draußen arbeitest. Dazu solltest du sie besser nicht ermutigen. Welche Jobs hat Eric sonst noch für dich?«
»Er sagte, putzen oder bluten.«
»Und keines von beiden gefällt dir sonderlich gut«, vermutete Jaguar.
Turquoise stritt es nicht ab, obwohl er eigentlich damit falsch lag. Es gab Menschen, die ihr Leben lang den Vampiren nachjagten, weil sie süchtig nach dem süßen, berauschenden Gefühl beim Blutsaugen waren. Es konnte sehr angenehm sein, wenn der Vampir es wollte.
Das war es vielleicht auch, was manche Jäger so fürchteten. Es kostete Kraft zu leben, für sein Leben und
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