Die Vampirjaegerin
seinen Stolz zu kämpfen. Zu verlockend war es, sich einfach zu entspannen und das Blut fließen zu lassen, zu verführerisch, sich in einem Kampf einfach gehen zu lassen.
Turquoise verscheuchte die Gedanken aus ihrem Kopf. Sie wollte nicht sterben, und sie hegte auch nicht den Wunsch, das Lieblingsopfer eines Vampirs zu werden. Sie musste nur auf die Narben an ihren Armen sehen, um zu wissen, warum.
Wie alle Jäger hasste sie es, das Opfer zu spielen, aber anders als viele andere hatte sie auch nichts dagegen, etwas Blut zu lassen, wenn die Situation es erforderte. In Midnight wäre ein Bluter den Vampiren näher als jeder andere Mensch.
»Bevor Nathaniel mich gekauft hat, war ich Bluter«, erklärte Turquoise und verdrehte damit die Wahrheit für ihre Zwecke. Lord Daryl hatte gelegentlich ihr Blut genommen, aber für derartige praktische Belange hatte er eine ganze Reihe anderer Sklaven. Sie war in seinem Haus nur ein Schoßhündchen gewesen, dekorativ und nutzlos.
Jaguar sah überrascht auf. »Das hätte ich nicht erwartet.«
Turquoise ermahnte sich, professionell zu bleiben und die Lügen auf ein Minimum zu beschränken. »Mein erster Meister war kein guter Sklavenausbilder, aber er lehrte mich, mich seinen Befehlen nicht zu widersetzen. Danach ...« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist nicht unangenehm und um einiges besser als die meisten Alternativen.«
Turquoise hatte Sklaven gesehen, deren einziger Zweck es war, ihren Herren als Prügelknaben zu dienen. Sie kannte viele, die versucht hätten, mit Jaguar zu handeln, aber sie fühlte lieber Zähne an ihrem Hals als Fäuste in ihrem Magen.
»Wenn du es so willst, bitte«, antwortete Jaguar. Entweder glaubte er ihre Geschichte, oder es war ihm egal, ob sie log.
»Die meisten nehmen ihr Abendessen bei Sonnenaufgang, verschlafen den größten Teil des Tages und machen nachts, was sie wollen. Deine einzige andere Aufgabe ist es, gesund zu bleiben.« Er fuhr fort: »Mehrere meiner Art leben bereits in Midnight und Jeshickah und Gabriel drohen damit einzuziehen. Theron mag keine Titel, eigentlich mag er es überhaupt nicht, von Menschen angesprochen zu werden, das sollte also kein Problem sein; aber von den anderen werden dich einige prügeln, falls du ihre Titel vergisst. Wenn du Daryl über den Weg läufst, verhalte dich unauffällig. Seine Launen sind unberechenbar.«
Turquoise war stolz auf sich. Sie schaffte es, weiterzuatmen, stehen zu bleiben und nicht einmal das Gesicht zu verziehen, als sie seinen Namen hörte.
»Und geh Gabriel aus dem Weg, wenn du nicht auf Schmerzen stehst. Und das tust du doch nicht, oder?«, fragte er besorgt.
Gedankenversunken rieb sie sich das Handgelenk und schüttelte dann den Kopf.
»Nein, nie.«
»Ein paar andere kommen und gehen, also sei nicht überrascht, wenn dich einer von ihnen beiseitezieht. Ich sage den Wachen im Westflügel Bescheid, dass sie dich nicht aufhalten.«
Jaguar hielt inne, und sie konnte die Unentschlossenheit in seinen Zügen sehen, bevor er sagte: »Du kannst gehen, wenn du willst.«
Es war kein Befehl, und sie fragte sich, warum er ihr die Wahl ließ. Er hatte bereits klargemacht, dass sie frei sprechen konnte, und sie nahm an, dass sie darum bitten konnte, gehen zu dürfen.
Abwesend strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und sah, wie Jaguar der Bewegung der langen Haarsträhnen über ihre Kehle folgte. Obwohl die Blässe auf seiner dunklen Haut nicht so deutlich zu sehen war wie bei Lord Daryl, merkte Turquoise doch, dass Jaguar noch nicht gegessen hatte, und sie erkannte den hungrigen Blick in seinen schwarzen Augen.
Prüfend blieb sie stehen, scheinbar zögernd. »Ich überlasse Sie Ihrer Arbeit, wenn Sie möchten.«
Er antwortete auf die Art, die sie erwartet hatte. Ohne den Blick von ihrem Hals zu wenden, befahl er: »Komm her!« Obwohl er einen Befehl aussprach, klang es, als ob sie auch widersprechen könnte.
Einen Augenblick lang fühlte sich Turquoise fast schuldig. Sie manipulierte ihn absichtlich. Ein Vampir bei der Nahrungsaufnahme war ein leichtes Ziel, die meisten von ihnen verloren jedes Gespür für ihre Umgebung, solange sie Blut tranken. Jaguar versuchte nicht einmal, ihren Geist zu beherrschen, als seine Lippen ihre Kehle berührten. Wäre sie bewaffnet gewesen, wäre es geradezu absto-
ßend leicht gewesen, ihn zu töten.
Kapitel 8
Jaguar ließ Turquoise vorsichtig los, er hielt ihre Handgelenke, bis er sicher war, dass sie aufrecht stehen konnte. Sie holte
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