Die Vampirverschwoerung
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Als die Schule aus war, saà Lucy fröstelnd auf der Treppe und wartete darauf, dass Olivias Mutter sie abholen kam. Sie wackelte in Olivias blauen Wildlederstiefeln mit den Zehen, um sie warm zu halten. Ab und zu ging jemand an ihr vorbei die Treppe hinunter und sagte: »Schöne Ferien, Olivia.«
»Tschüs«, erwiderte Lucy traurig.
Sie war so damit beschäftigt gewesen, für die Prüfungen zu lernen und ihren Vater davon zu überzeugen, nicht wegzuziehen, dass der letzte Schultag sie total überrumpelt hatte. Erst als sie sich auf der Treppe niedergelassen hatte, war ihr so richtig bewusst geworden, dass das möglicherweise ihre letzten Minuten an der Franklin-Grove-Schule waren. Was, wenn das mit der Stelle im Museum nicht klappt?, überlegte sie.
Kurz bevor sie rausgegangen war, hatte sie in der Bücherei noch mal nach ihren E-Mails gesehen, und sie hatte immer noch keine Antwort von Mr Grosvenor bekommen.
Lucy warf einen Blick über die Schulter auf die majestätische Silhouette der Schule vor dem grauen Nachmittagshimmel. Ihr Vater und sie waren nach Franklin Grove gezogen, als sie noch ein Baby gewesen war. Sie kannte nichts anderes. Kein Internat in Luxemburg kann mit diesem Ort hier mithalten, dachte sie.
Eine Reihe von Gesichtern zog an ihrem inneren Auge vorbei. Olivia, wie sie ihr ganz rosa und munter an ihrem ersten Tag im Gang begegnet war; Brendan, wie er unglaublich gut aussehend an den SchlieÃfächern lehnte und sie gefragt hatte, ob sie seine Freundin sein wolle; Sophia, wie sie aufgeregt mit ihrer Kamera auf und ab sprang und mal wieder ein wichtiges Klotreffen einberief. In fünf Tagen sollte sie alle Leute zurücklassen, die ihr so viel bedeuteten: ihre beste Freundin, ihre Schwester, ihren Freund. Sie fühlte sich, als würde man ihr Grab aufgraben und sie von dem Ort entführen, an dem sie bis in alle Ewigkeit hatte bleiben wollen. Plötzlich merkte Lucy, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Nicht heulen, befahl sie sich. Wenn du jetzt weinst, verschmiert der Selbstbräuner. AuÃerdem sind es immer noch fünf Tage. Es ist noch nicht alles verloren!
Vor ihr hielt das Auto von Olivias Mutter. Lucy fasste sich wieder, griff nach Olivias Tasche und hüpfte die Treppe hinunter.
Als sie in den Wagen stieg, merkte Lucy, dass Mrs Abbott immer noch überglücklich war wegen des wunderbaren Effekts, den Wicked auf ihre Tochter gehabt hatte. Die Musik des Musicals tönte aus dem CD-Spieler.
»Da dir das Musical so gut gefallen hat, bin ich losgegangen und habe den Soundtrack für dich gekauft!«, sagte Audrey.
Ihre Begeisterung war ansteckend und kurz darauf sangen Lucy und Olivias Mutter aus vollem Hals mit.
Sophia und Brendan würden tot umfallen, wenn sie sehen könnten, wie ich hier Musical-Songs schmettere!, dachte Lucy.
Als sie nach Hause kamen, ging Olivias Mom auf die Küche zu.
»Dein Vater und ich basteln gerade was in Servietten-Technik«, sagte sie. »Ich sag dir Bescheid, wenn das Abendessen fertig ist.«
»Was ist Servietten-Technik?«, wagte Lucy zu fragen.
»Das kennst du doch«, sagte Audrey. »Wenn man eine Collage auf eine Vase oder so was klebt und dann mit Leim überlackiert. Ich weiÃ, dass das zu den Bastelarbeiten gehört, die du am wenigsten magst.«
Audrey drehte sich um und Lucy war ganz enttäuscht.
»Kann ich das mal ausprobieren?«, fragte sie zaghaft.
Audrey lächelte. »Natürlich! Ich dachte, das würde dir keinen Spaà machen.«
Lucy zuckte mit den Schultern, und bevor sie wusste,
wie ihr geschah, war sie darin vertieft, eine Vase mit Ausschnitten aus einer Gartenzeitschrift zu schmücken. Es war ihr gelungen, einen Ring aus hellgrünem Gras um den Boden herum zu kleben, über dem eine Gruppe Marienkäfer tanzte. Jetzt arbeitete sie gerade an einem Streifen winziger leuchtend gelber Butterblumen.
»Das sieht ja wirklich wunderhübsch aus, Liebes!«, ermutigte Audrey sie.
»Danke«, sagte Lucy und klebte vorsichtig eine weitere Blume auf. »Die schenke ich Ol ⦠ich meine, Lucy zu Weihnachten«, verbesserte sie sich schnell. »Sie wird ihr gefallen«, fügte sie hinzu und schwenkte begeistert ihren Pferdeschwanz herum.
Mr Abbott blickte von seinem Schwertständer aus Holz auf, den er mit Ausschnitten von Bruce Lee in verschiedenen Kung-Fu-Posen verzierte. »Das ist
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