Die verbannte Braut (German Edition)
still geworden. Ronan musste schlucken und zum ersten Mal seit Jahren wurden ihm die Augen feucht. Dieser goldene Engel, der jetzt gerade am Fuß der Treppe angelangt war, war absolut überirdisch schön. Kein Wunder, dass allen anwesenden Herren, inklusive dem Priester, die Münder offen standen. Verlangen nach dieser überirdischen Schönheit erfasste ihn so schmerzlich, wie er es noch nie zuvor bei einer Frau erlebt hatte. Sein Herz schlug hart in seiner Brust und er ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Er schien auf einmal vollkommen vergessen zu haben, wer sie war und was sie getan hatte. Sie hatte ihn vollkommen in ihren Bann gezogen. Das durfte nicht passieren. Ronan riss sich aus seiner Starre und trat einen Schritt auf seine zukünftige Braut zu.
„Mylady“, sagte er heiser vor Erregung und reichte ihr seinen Arm.
Ein wenig zögerlich legte sie ihm ihre behandschuhte Hand auf den Arm und ließ sich zu den Gästen führen.
„Darf ich dir vorstellen? Prêtre Chevrier. Er wird unsere Trauung vornehmen. Monsieur Dupont und seine Gattin Madame Dupont. Und hier Monsieur und Madame Ledoux. Will und Johnny kennst du ja bereits.“
Eve nickte allen zu, brachte jedoch keinen Ton heraus. Sicher würde man das auf die normale Nervosität einer Braut schieben. Dabei wusste sie lediglich nicht, was sie sagen sollte. Ronan hatte eine Hand auf ihre Hand gelegt, und als er ihr die anderen Gäste ebenfalls vorgestellt hatte, hatte er warnend ihre Hand gedrückt. Sie war sich sicher, dass er es nicht dulden würde, wenn sie ihm in die Quere kam. Zwar wusste sie noch immer nicht, was er sich von der Hochzeit mit ihr, der vermeintlichen Henrietta Henderson, versprach, doch sie hatte deutlich zu spüren bekommen, dass er nicht gewillt war, sich von seinem Vorhaben abbringen zu lassen.
„Nun denn“, sagte Prêtre Chevrier. „Dann können wir uns ja alle in die Kapelle begeben, um die Zeremonie zu beginnen.“
„Prêtre! Ich ...“, begann Eve und stoppte jäh, als Ronan sie schmerzhaft am Arm packte und ihr eine Warnung ins Ohr raunte.
„Ja mein Kind?“, fragte der Prêtre freundlich.
„Ach nichts. Ich bin nur etwas ...“
Der Priester legte ihr beruhigend eine Hand auf den Unterarm.
„Ich weiß, mein Kind. Das ist ganz normal, dass Ihr aufgeregt seid. Das geht allen jungen Bräuten so. Aber keine Sorge. Bei unserem Freund hier seid ihr in guten Händen. Nicht wahr, mein Junge?“
Ronan nickte.
„Seht Ihr? Lasst uns jetzt zur Tat schreiten. Meine alten Knochen freuen sich auf einen guten Wein aus dem Keller Eures zukünftigen Gemahls.“
***
Eve konnte es nicht glauben. Sie war jetzt tatsächlich Ronans Frau. Die Glückwünsche der wenigen Gäste nahm sie kaum wahr. Wie betäubt stand sie da und überließ es ihrem frisch angetrauten Gatten, höfliche Konversation zu machen. Die Gespräche wurden fast ausschließlich in Französisch geführt, und obwohl ihr Französisch ganz passabel war, bekam sie kaum mit, um was sich die Unterhaltung drehte. Sie war viel zu aufgeregt und durcheinander.
Nervös dachte sie an das, was erst noch kommen würde. Ihre Hochzeitsnacht. Ronan hatte deutlich gemacht, dass er gedachte, ihre Ehe auf jeden Fall zu vollziehen, um eine Annullierung unmöglich zu machen. Erinnerungen an Ronans Küsse kamen auf und sie spürte wieder dieses seltsame Kribbeln und die Hitze. Überdeutlich war sie sich der Nähe ihres Gatten bewusst. Hin und wieder strich sein Oberschenkel gegen ihren, seine Hand lag besitzergreifend auf ihrem Rücken und sandte warme Schauer durch ihren Leib. Es beunruhigte sie zutiefst, welche Wirkung er auf sie hatte. Der Mann hatte sie entführt und in die Ehe gezwungen. In Kürze schon würde er sie zu noch ganz anderen Dingen zwingen und sie fühlte sich in seiner Nähe wie ein Schulmädchen in der Nähe ihres ersten Verehrers. Ihre Beine schienen jeden Moment unter ihr nachgeben zu wollen.
Erleichtert atmete sie auf, als die Hochzeitsgesellschaft zu Tisch gerufen wurde. Sie saß neben ihrem Gatten am Kopf der Tafel und beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie die Gäste sich an dem Essen und Wein gütlich taten. Schon bald wurde die Stimmung immer ausgelassener. Eve hatte weder ihr Essen noch den Wein angerührt, doch niemand schien davon Kenntnis zu nehmen.
Stunden später wurde Eve immer nervöser. Man hatte mittlerweile unzählige Kerzen in dem kleinen Saal angezündet und der Wein floss noch immer reichlich. Eve war nicht entgangen, dass auch ihr
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