Die verbannte Braut (German Edition)
Gatte bereits deutlich angetrunken war. Sogar der Priester saß mit geröteten Wangen vor seinem Kelch und lachte hin und wieder dröhnend, wenn einer der Anwesenden einen Witz oder einen zotigen Spruch zum Besten gab. Nie war sie sich so verloren und einsam vorgekommen. Sie gehörte nicht hierher und sie musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Nur die Angst, ihren Gatten wider Willen, ärgerlich zu machen, hielt sie davon ab, etwas zu unternehmen. Sie fragte sich, was ihre Cousine in diesem Fall getan hätte. Sicher hätte sie sich nicht so einschüchtern lassen. Eve hasste sich selbst für ihre Feigheit und ihre Schwäche.
Als die Frauen sich auf einmal zu versammeln begannen und auf sie zukamen, wäre Eve am liebsten davongelaufen. Sie bereute, dass sie den ganzen Abend keinen Wein getrunken hatte. Vielleicht hätte es ihr jetzt geholfen, lockerer zu sein. Sie war so nervös, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn sie auf der Stelle ohnmächtig werden würde. Fast wünschte sie sich, es möge so passieren, doch keine gnädige Ohnmacht rettete sie vor ihrem scheinbar unausweichlichen Schicksal.
„Es ist Zeit für die Braut, sich zurückzuziehen“, verkündete Madame Dupont gut gelaunt und die anwesenden Gäste grölten und klatschten begeistert.
Eve errötete und wäre gern im Erdboden versunken. Sie schaute sich panisch um, doch es gab kein Entrinnen für sie. Die Frauen zogen sie von ihrem Sitz hoch und zerrten und drängten sie aus dem Saal, die Treppe hinauf und einen Gang entlang. Als sie schließlich vor einer Tür stehen blieben, war Eve einer Ohnmacht nahe. Madame Dupont öffnete die Tür und die Frauen schoben sie ins Zimmer. Beim Anblick des großen Bettes mit dem Himmel aus dunkelgrünem Samt kämpfte Eve mit den Tränen. Sie fühlte sich so elend, dass sie teilnahmslos über sich ergehen ließ, dass die Frauen sie auskleideten und in ein durchsichtiges Nichts von einem Gewand steckten. Man drängte sie, sich ins Bett zu legen und warf ihr gut gemeinte Ratschläge zu, ehe die Frauen sich kichernd aus dem Zimmer zurückzogen.
Mit wild klopfendem Herzen lag Eve verloren in dem großen Bett. Sie hatte die schwere Decke bis zu ihrer Nasenspitze hochgezogen. Schon hörte sie die grölenden Stimmen der Herren, die den Bräutigam zu seinem Gemach begleiteten. Verzweifelt fing sie an zu beten. Als die Tür plötzlich aufgerissen wurde und Ronan, gefolgt von seinen Freunden und dem Priester, in den Raum schwankte, schrie sie erschrocken auf.
Ronan scherzte mit den Männern und ließ sich ebenfalls mit guten Ratschlägen versorgen, ehe er die Tür hinter den lachenden Männern schloss. Er drehte sich um und starrte Eve, die zitternd in dem Bett lag, an. Jeder Nerv in ihrem Körper war zum Zerreißen angespannt. Panisch überlegte sie, ob es noch irgendeinen Ausweg aus dieser Situation für sie gab, doch ihr fiel absolut nichts ein, was sie tun konnte, außer hier zu liegen und auf das Unausweichliche zu warten.
„Wie rührend“, lallte Ronan sarkastisch. „Fast könnte ich dir deine Rolle als zitternde Jungfrau abnehmen, Liebes. Aber nur fast. Ich weiß genau, was für eine Art von Weib du bist. Es dürfte dir keine Probleme bereiten, dass wir diese Ehe vollziehen. Was macht einer mehr schon aus?“
Eve wollte protestieren, doch sie bekam keinen Ton heraus, als Ronan langsam auf das Bett zuwankte. Seine Miene war finster, als wäre er wütend auf sie. Das ergab doch keinen Sinn. Er hatte keinen Grund dazu, schließlich kannten sie sich gar nicht. Es musste etwas mit Henrietta zu tun haben, aber was? Warum nur wollte er ihr nicht glauben, dass sie nicht Henrietta war?
Er blieb vor dem Bett stehen und begann, sich zu entkleiden. Eve wimmerte leise und krallte die Finger in die Bettdecke. Sicher würde er ihr weh tun. Er machte nicht den Eindruck, als würde er vorhaben, langsam und sanft mit ihr umzugehen. Sie hatte keine allzu genaue Vorstellung, was zwischen Mann und Frau im Ehebett passierte, doch sie hatte davon gehört, dass es weh tat. Umso mehr, je weniger der Mann Rücksicht nahm. Als Ronan sich auch seiner Hose entledigt hatte und sie sein aufgerichtetes Geschlecht sah, schloss sie panisch die Augen. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Selbst als Ronan sie geküsst und sie dieses wunderbare Gefühl verspürt hatte, war sie sich nicht bewusst gewesen, was ein Mann unter seiner Kleidung verbarg. Das war monströs! Sofort musste sie an den Deckakt des Hengstes ihres
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