Die verbannte Braut (German Edition)
loyal.
Schritte erklangen und Roana drückte sich in die Schatten der Ecke, in der sie stand. Beth kam mit einem Tablett die Treppen hoch und hielt auf Lady Eves Zimmer zu. Sie brachte Trinken und Medizin für die Lady.
Roanas Gesicht erhellte sich und ihr Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln.
Das ist es
!, schoss es Roana durch den Kopf.
Sie würde dafür sorgen, dass der nächste Becher, den man der Lady brachte, ein Gift enthalten würde. Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, Gift in den Becher zu tun, ohne, dass sie gesehen wurde.
***
Eve wälzte sich stöhnend auf die Seite. Sie war heute Morgen aus dem Fieberwahn erwacht, doch sie fühlte sich schwach und ihr war noch immer heiß. Das Fieber war noch nicht vollständig gesunken. Der Doktor war vor einer halben Stunde bei ihr gewesen und sie hatte ihn ängstlich nach ihrem Baby gefragt, doch er hatte ihr versichert, dass es dem Kind gut ging. Es bewegte sich und hatte kräftige Herztöne.
"Wie geht es dir, Liebes?", fragte Margarete leise.
Eve wandte den Kopf. Sie hatte ihre Schwiegermutter nicht hereinkommen hören. Ihre Schwiegereltern waren gestern Abend angekommen. George hatte sie benachrichtigen lassen, dass sie einen Unfall erlitten hätte und nun mit schwerer Krankheit zu Bett lag.
Beth erhob sich vom Stuhl neben dem Bett und überließ Margarete den Platz. Die Countess setzte sich und fasste nach Eves Stirn.
"Du bist noch immer heiß. Möchtest du etwas trinken?"
Eve nickte.
Margarete nahm den Wasserkrug, um Eve einzuschenken, doch der Krug war leer.
"Ich werde dem Mädchen Bescheid geben, dir etwas zu trinken zu bringen. Ich bin gleich wieder bei dir."
Sie erhob sich und öffnete die Tür, um Beth Bescheid zu geben, die vor der Tür wartete.
Eve fiel wieder in den Schlaf und erwachte, als sie sanft geschüttelt wurde.
"Eve. Es ist Zeit für deinen Trunk. Wach auf, Mädchen."
Eve schlug die Augen auf. Sie spürte, dass das Fieber weiter gesunken war und auch die Empfindlichkeit ihrer Augen war etwas abgeklungen. Das Licht tat ihren Augen nicht mehr so weh. Sie ließ sich von Margarete in eine halb sitzende Position helfen.
"Danke", flüsterte sie rau.
Margarete lächelte sie an. Sie hatte einen Becher mit Eves Medizin in der Hand. Ein scheußliches Gebräu, das der Doktor ihr verordnet hatte.
"Ich fühl mich besser", krächzte Eve mit einem ablehnenden Blick auf den Becher mit dem Trunk.
"Aber du bist noch nicht ganz gesund. Solange der Doktor nichts anderes entschieden hat, wirst du deinen Trunk nehmen. Also sei ein liebes Mädchen und trink."
Sie stützte den Becher, während Eve trank. Es schien diesmal noch scheußlicher zu schmecken, als zuvor. Eve musste würgen und sie wandte den Kopf ab.
"Das war erst der halbe Becher. Du musst alles trinken. Bitte. Denk an das Baby. Du musst wieder gesund werden. Komm!"
"Es brennt", murmelte Eve. "Ahh!"
"Was ist mit dir?", fragte Margarete alarmiert.
Eve hustete. Schmerzen schossen in ihren Unterleib und sie bäumte sich auf. Es tat so weh. Sie schrie. Sie hörte Margaretes Schreie, die sich mit ihren eigenen mischten. Die Tür wurde aufgerissen und Leute stürmten in den Raum. Noch mehr aufgeregte Stimmen. Eve nahm nur am Rande wahr, wie um sie herum ein Tumult entstand. Sie spürte nur noch diese Krämpfe. Sie krümmte sich und wimmerte, während Tränen ihr über das Gesicht strömten. Warme, klebrige Feuchtigkeit sammelte sich zwischen ihren Schenkeln. Hände griffen nach ihr, zwangen sie, sich wieder auf den Rücken zu legen. Jemand drückte ihre Schenkel auseinander. Plötzlich wurde ihr bewusst, was passierte. Sie schrie auf und versuchte, sich aufzusetzen, doch starke Hände hielten sie fest.
"Neeeiiiiinnnn!", schrie sie panisch.
Nicht mein Baby. Bitte nicht mein Baby! Nein!
Ein neuer, heftiger Schmerz in ihrem Unterleib ließ sie sich erneut aufbäumen. Stimmen redeten beruhigend auf sie ein, doch die Worte erreichten sie nicht. Sie wurde ohnmächtig.
***
Eve kniete auf der kalten Erde und strich mit zitternden Händen über die Inschrift auf dem Stein, der das kleine Grab bedeckte.
Flower Hewitt
* 28.03.1881 † 28.03.1881
In den wenigen Minuten ihres jungen Lebens
stahl sie die Herzen aller
denen es vergönnt war
sie kennenzulernen
Ruhe sanft
kleiner Engel
Tränen tropften auf den kalten Stein. Es war vor einer Woche gewesen, dass Eve ihre Tochter begraben hatte und der Schmerz schien nicht enden zu wollen. Es war nicht fair. Ihre Tochter hatte
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