Die verbannte Braut (German Edition)
den Augen der Frau.
"Es könnte sein, dass er noch lebt", sagte
Margarete
schließlich und ergriff Eves Hände. "Ich bin sicher, er lebt. Er ist stark und stur. So schnell wirft ihn nichts um. So ein blödes Fieber schafft er schon."
Ein Blick in die kummervollen Augen ihrer Schwiegermutter zeigte Eve, dass die Countess längst nicht so sicher war, wie sie vorgab.
"Was auch immer passiert", sagte
Margarete
und drückte Eves Hände, "du gehörst jetzt zur Familie und wir werden immer für dich da sein."
***
Beinahe zwei Wochen vergingen und keine neue Nachricht von ihrem Gatten traf ein. Der Earl und die Countess waren vor einer Woche wieder abgereist und hatten versprochen, in sechs Wochen wieder bei ihr vorbeizuschauen. Eve wanderte durch den Park zu dem kleinen Friedhof, auf dem ihre Tochter begraben lag. Sie öffnete die Eisenpforte und schritt an den älteren Gräbern vorbei zu dem frischen kleinen Grab in der hinteren Ecke des Friedhofs.
"Hallo, Kleines", grüßte sie und bückte sich, um die alten Blumen in der Vase gegen frische auszutauschen, die sie mitgebracht hatte.
"Ich habe keine Nachrichten von deinem Vater", berichtete Eve. "Vielleicht seid ihr beiden ja schon längst vereint."
Eine Träne rollte ihre Wange hinab und Eve wischte sie fort. Sie schniefte.
"Ich fühle mich so verloren. Als wäre ich nur noch aus Versehen hier an diesem Ort. Ich wäre gern bei dir, mein kleiner Engel. Ich hoffe, es geht dir gut." Eves Stimme brach, als sie anfing, zu schluchzen.
Eine Weile weinte sie am Grab ihres kleinen Mädchens, dann richtete sie sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
"Ich komme morgen wieder, mein Schatz. Schlaf gut!"
Sie verließ den Friedhof, ohne wahrzunehmen, dass eine dunkel gekleidete Gestalt sie beobachtete. Erst als Eve außer Sichtweite war, kam die Gestalt aus ihrem Versteck hervor und betrat den kleinen Friedhof.
***
Ronans Herz klopfte, als er sah, wie Eve aus dem Haus trat. Er beschloss, ihr zu folgen, sie eine Weile anzusehen. Er hatte noch nicht den Mut, ihr wirklich gegenüberzutreten, weswegen er seine Wiederkehr auch noch geheim gehalten hatte. Er war bei einem Freund untergetaucht, der verschwiegen sein konnte. Ronan wollte erst ein wenig darüber in Erfahrung bringen, was hier so alles in seiner Abwesenheit passiert war und sich in Ruhe überlegen, wie er an seine Frau herantreten konnte. Würde sie ihm verzeihen? Würden sie doch noch eine gute Ehe führen können? Viele Ehen in seinem Stand, die meisten sogar, waren nicht aus Liebe geschlossen. Doch er kannte einige Paare, die es geschafft hatten, trotzdem Freundschaft und Respekt aufzubauen. Seine Eltern hatten sogar noch mehr erreicht. Sie verband eine tiefe Liebe, um die Ronan die beiden beneidete. Konnte so etwas aus seiner Verbindung mit Henrietta erwachsen? Er wäre schon froh, wenn sie lernen würde, ihm zu verzeihen und ihm zu vertrauen. Er wollte alles besser machen, als zuvor. Er wollte sich gut um sie kümmern und ihr alles bieten, was ihr Herz begehrte.
Sein Herz klopfte aufgeregt, als er ihr durch den Park folgte. Sie schlug den Weg zu dem kleinen Friedhof ein und er fragte sich, warum? Es war schon seit fast hundert Jahren niemand mehr dort begraben worden. Was wollte sie dort? Vielleicht interessierte sie sich einfach nur für alte Grabstätten oder sie mochte die abgeschiedene Lage. Erst jetzt bemerkte er den Strauß frischer Blumen in ihrer Hand. Warum brachte sie Blumen zu einem Friedhof, auf dem sie niemanden der dort begraben lag, kannte?
Einen schrecklichen Moment dachte er daran, dass seinen Eltern etwas passiert sein könnte. Doch dann sagte er sich, dass sie in einem solchen Fall in der Familiengruft auf dem Chateau begraben werden würden.
Eve schritt durch die eiserne Pforte und ging zu einem Grab in der hinteren Ecke, dass er nicht kannte. Er blieb im Schutze eines großen Rhododendron in Deckung und beobachtete seine Frau, wie sie die Blumen auf dem Grab gegen die frischen, die sie gebracht hatte, austauschte. Dann fing sie an zu sprechen, doch er war zu weit entfernt, um ihre Worte zu verstehen. Er hörte sie schluchzen und fragte sich irritiert, wer dort begraben worden war? Es ergab alles keinen Sinn. Dachte sie vielleicht, er wäre tot und hatte ihm ein Grab richten lassen? Sein Herz wärmte sich bei dem Gedanken daran, dass sie um ihn trauern könnte. Dann würde er ihr etwas bedeuten.
Eve erhob sich und verließ den Friedhof. Ronan wollte ihr erst folgen, doch
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