Die verbannte Braut (German Edition)
in geweihter Erde begraben werden kann.
Betet für seine unsterbliche Seele, Mylady. Ich soll Euch ausrichten, dass es ihm unendlich leidtut, was er Euch angetan hat und besonders, dass er nicht an Eurer Seite gewesen war, als ihr ihn gebraucht hättet. Der Verlust seiner kleinen Tochter hat ihn zutiefst bestürzt und er hat sich seither von Selbstvorwürfen zerfressen lassen.
Bitte vergebt ihm, Mylady, damit seine Seele in Frieden ruhen kann.
Hochachtungsvoll
Euer ergebener Diener
John Blackwell
Eve zerknüllte das Papier in ihren Händen. Mit geschlossenen Augen versuchte sie, ihrem Gefühlsaufruhr Herr zu werden. Ihr Herz schien nicht mehr zerbrechen zu können, als es ohnehin schon war, doch sie musste schmerzlich feststellen, dass es doch noch eine Steigerung ihrer Schmerzen gab. Sie warf in Agonie ihren Kopf in den Nacken und stieß einen wilden, qualvollen Schrei aus.
Die Tür wurde aufgerissen und George kam mit Beth im Schlepptau ins Zimmer gestürmt. Eve nahm sie nicht wahr. Sie saß in ihrem Sessel, die Augen blicklos nach vorn gerichtet und rührte sich nicht.
"Mylady! Was ist mit Euch?", fragte George besorgt.
Beth schüttelte die reglose Herrin sanft an den Schultern, doch Eve reagierte noch immer nicht. George hob das zerknüllte Papier vom Boden auf und reichte es Beth.
"Sieht aus, als hätte sie einen Schock. Vielleicht hat es etwas damit zu tun", sagte er.
Beth starrte ihn an. Verzweiflung und Furcht standen in ihren Augen geschrieben.
"Wir können doch nicht die Korrespondenz Ihrer Ladyschaft lesen", flüsterte sie.
"Wenn es aber wichtig ist", gab George mit einem Blick auf Eve zu bedenken.
Beth nickte, faltete den Brief auseinander und las.
"Oh. Mein. Gott."
"Was ist es?"
George riss Beth den Brief aus der Hand und las ihn selbst. Er erbleichte, dann bekreuzigte er sich hastig.
"Was sollen wir jetzt nur tun?", fragte Beth aufgelöst.
"Wir müssen den Earl unterrichten. Ich werde sofort einen Boten hinsenden. Je eher der Earl und die Countess hierher kommen, desto besser."
"Hilf mir, sie ins Bett zu schaffen, dann kümmer ich mich um sie", sagte Beth.
George zögerte kurz, dann nickte er. Er nahm die Herrin vorsichtig auf seinen Arm und brachte sie zu ihrem Bett, wo er sie sanft ablegte. Es tat ihm in der Seele weh, die arme Herrin so zu sehen. Warum musste der Herr sein liebliches Weib auch allein lassen. Es wunderte ihn nicht, dass sie an den Ereignissen zerbrochen war. Erst war sie von ihrem Mann verbannt worden, dann wurde sie von der Geliebten ihres Gatten fast getötet, verlor ihr kleines Mädchen und nun auch noch ihren Gatten. Sie war eine viel zu zarte Gestalt, um so viel Leid zu ertragen. Traurig den Kopf schüttelnd ließ er die Herrin mit Beth allein, um einen der Burschen als Boten zu dem Earl zu senden.
P A R T
3
Kapitel 14
"S eid Ihr nicht aufgeregt, Mylady?", fragte Ema, als sie Eves Frisur richtete.
"Sicher", antwortete Eve, um ihre Zofe zufriedenzustellen. "Warum sollte ich nicht aufgeregt sein, mit Lord Saints in die Oper zu gehen? Er ist einer der begehrtesten Junggesellen."
"Das er sein! Und so gut aussehend. Von seinem Geld ganz zu schweigen", plapperte Ema weiter.
Eve musterte teilnahmslos ihr Spiegelbild. Die Frau, die sie dort sah, war eine Fremde. Ema hatte eine Spur zu viel Rouge aufgetragen für ihren Geschmack und der Ausschnitt ihres Kleides war skandalös, wenngleich sie bei einigen Damen schon gewagtere Ausschnitte gesehen hatte.
"Sicher, Lord Saints wird bald anhalten um Eure Hand."
"Vielleicht."
"Und wenn er tut, werden Mylady sagen oui?"
Eve fasste unwillkürlich nach dem Ring an ihrer Hand, ihrem Ehering, den sie noch immer trug. Ihre erste Ehe war nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen. Sie war sich nicht sicher, ob sie jemals wieder einen Versuch wagen sollte. Lord Saints war tatsächlich ein gut aussehender, charmanter Mann und es gab unzählige Frauen, die sie um ihn beneiden würden, doch er ließ Eves Herz nicht höher schlagen. Vor einer Woche hatte er ihr bei einem Picknick einen Kuss gestohlen und sie hatte rein gar nichts empfunden.
Sie seufzte und war so in Gedanken versunken, dass ihr gar nicht auffiel, dass sie auf Emas Frage noch gar nicht geantwortet hatte, bis sie Emas warme Hand auf ihrer Schulter spürte.
"Mylady noch immer denken an toten Gatten", stellte sie fest.
"Unsinn", wehrte Eve ab. "Es war nie etwas zwischen mir und Ro… meinem verstorbenen Gatten. Gott habe ihn selig. Ich vermisse nur das
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