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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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ganze Gruppe war in bester Stimmung und freute sich auf die vor ihr liegende Arbeit. Sigurd trieb die Schafe geschickt vorwärts, und Cait führte die Ziege an einem Strick. Dylan hatte sie Ginny getauft.
    »Ein merkwürdiger Name für eine Ziege«, bemerkte Cait, als sie an dem Torfmoor vorbeikamen.
    Dylan zuckte nur die Schultern. »Es gibt nichts, was sie nicht frisst. Erinnert mich an jemanden, den ich mal kannte.«
    Als sie um die letzte Kurve bogen und das Tal betraten, brummte Dylan eine angelsächsische Obszönität vor sich hin, als er plötzlich das fertig erbaute Haus vor sich sah. Erstaunt ging die Gruppe darauf zu.
    Die aufgehende Sonne warf einen goldenen Glanz über das Gebäude. Dylan hielt nach Sinann Ausschau, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken. Er reichte seinen Sohn an Cait weiter, fasste das Häuschen genauer ins Auge und murmelte nahezu unhörbar: »Wenn dieses Ding über unseren Köpfen zusammenstürzt, dann gnade dir Gott, Unk.«
    Über ihm ertönte Sinanns körperlose Stimme: »Keine Angst, mein Freund, das ist das stabilste Haus in den ganzen Highlands.« Sie kicherte leise.
    Sie hatte zwei Fenster in die Wände eingesetzt, eines vorne, eines im hinteren Teil; schlichte Holzrahmen mit Querhölzern. Bei schlechtem Wetter konnten die Lücken in der Torfwand mit hölzernen Fensterläden geschlossen werden. Dylan ging zur Tür.
    »Ich dachte, wir wollten das Haus heute bauen«, wunderte sich Cait.
    »Ich ... äh ...« O Mann, jetzt musste ihm schnell eine glaubhafte Lüge einfallen. »Ich hab's gestern schon gemacht, ich ... ich wollte dich überraschen.«
    »Das hast du alles ganz alleine gemacht?« Sie lachte hell auf und küsste ihn. Anscheinend schluckte sie die Lüge. »Ich scheine den am härtesten arbeitenden Mann von ganz Glen Ciorram geheiratet zu haben.«
    Sie wirbelte herum und rannte auf die Eingangstür zu. Dylan hoffte nur, dass das Haus wenigstens leer war. »Du hast mir doch wohl nicht noch mehr Hochzeitsgeschenke beschert, Tink?«
    »Och, wofür hältst du mich denn?«, erwiderte sie.
    Dylan duckte sich, um durch die schmale, niedrige Tür einzutreten. In den Highlands waren alle Türen so niedrig, damit etwaige Eindringlinge sich sofort im Nachteil befanden, weil sie der erste Schwerthieb der Hausbewohner am ungeschützten Kopf treffen musste. Während seiner Zeit bei Rob Roy war er darüber oft sehr froh gewesen. Das Haus war leer und roch nach Erde. Der Boden war noch mit Gras überwuchert also brachte Dylan die Ziege Ginny herein, die es abfressen sollte. Als er mit dem Fuß über die Grasbüschel strich, musste er grinsen, weil ihm der Plüschteppich wieder einfiel, den er als Kind heiß und innig geliebt hatte. Es würde nicht lange dauern, bis der Boden nur noch aus nacktem Lehm bestand und mit Schilf und Binsen bestreut werden musste, doch für eine Weile würden die Graswurzeln noch als Bodenbelag ausreichen.
    Die jungen Baumstämmchen, die er gefällt hatte, waren über den Firstbalken gelegt und mit aus den Zweigen geschnitzten Holzpflöcken oben an den niedrigen Wänden befestigt worden, die Dylan nur bis zur Schulter reichten. Darüber hatte Sinann Torfstücke wie Dachschindeln geschichtet und gleichfalls mit Holzpflöcken gesichert. Obendrauf kam schließlich eine dicke Schicht fest zusammengebundener, sich überlappender Strohbündel und Farnblätter. Dylan musterte das Dach nachdenklich. Er wusste, dass es einem kräftigen, länger andauernden Regenguss nicht standhalten konnte, aber es würde die Wärme im Haus bewahren und sie zumindest notdürftig vor schlechtem Wetter schützen. Ein Strohdach war immer noch besser als gar keines.
    Das Haus war rechteckig und in vier Bereiche unterteilt. Einer davon war der Viehstall, der durch eine hohe Bretterwand vom Wohnraum abgetrennt wurde. Die Tiere mussten durch den Wohnraum herein- und herausgebracht werden, also lag der Zugang zum Stall so nahe wie möglich bei der Tür, damit sie nur einen kurzen Weg zurückzulegen hatten. Die Stalltür wurde mit einem Seil verschlossen.
    Der Bereich neben dem Stall war das Schlafzimmer. Hier bestand die Trennwand aus Strohgeflecht, das eng um in den Boden geschlagene Holzpfähle herumgewunden war. Da der Raum keine Fenster hatte, war es sogar am helllichten Tag finster.
    Der Arbeits- und Wohnbereich - der Teil, wo sich der Kamin, die Fenster und die Tür befanden - würde erst dann endgültig unterteilt werden, wenn das Haus vollständig eingerichtet war. Der Kamin lag am

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