Die Verbannung
Oder wollt ihr vielleicht zusehen und etwas lernen?« Das löste eine schallende Lachsalve aus, aber die Männer wichen zur Seite und machten Gracie Platz, die einen riesigen Humpen in der Hand hielt, den sie Cait anbot. Cait trank einen großen Schluck, bevor sie den Humpen an Dylan weiterreichte. Er spähte hinein und schnupperte misstrauisch daran. Der Humpen enthielt ein milchiges, rosafarbenes, mit kleinen bräunlichen Pünktchen gesprenkeltes Gebräu. Es roch wie mit Zimt und Muskat versetzter Wein. Dylan probierte vorsichtig. Nicht schlecht, stark und würzig.
Endlich gelang es ihm, auch die letzten Hochzeitsgäste loszuwerden; mit einem tiefen Seufzer verriegelte er die Tür hinter ihnen. Dann drehte er sich um und betrachtete Cait in dem schwachen Kerzenschein.
Seine Frau. Erst jetzt begriff er voll und ganz, was dieses Wort bedeutete: Liebe, Verantwortung, Glück. Er konnte es immer noch nicht recht fassen, dass er mit ihr verheiratet war.
Caits Lächeln erstarb. »Bist du zu müde?«
Er schüttelte langsam den Kopf, ging auf das Bett zu und löste dabei seinen Gürtel. »Ganz bestimmt nicht.« Gürtel nebst Kilt fielen zu Boden; er kniete nieder, um seine Gamaschen nebst Strümpfen und Schuhen abzustreifen. Sie schnürte ihr Kleid auf, ließ es zu Boden gleiten, streifte ihr leinenes Untergewand über den Kopf und stand nackt vor ihm. Ihr Kopftuch hatte sie irgendwann im Laufe des Abends verloren, und schimmerndes goldenes Haar floss ihr über die Schultern. Er konnte nicht widerstehen, vergrub die Hände darin und ließ die dichten Strähnen durch seine Finger gleiten.
Cait erschauerte, packte einen Zipfel seines Hemdes und zog es ihm über den Kopf, sodass er gleichfalls nackt dastand. Dann schmiegte sie sich in seine Arme und presste ihn an sich. Als er ihre zarte Haut an seinem Körper spürte, empfand er erneut jenes überwältigende Gefühl der Zusammengehörigkeit, das sich schon einmal während der Hochzeitszeremonie eingestellt hatte. Diesmal mussten sie keine Angst haben, dass jemand in ihre Kammer stürmen und sie des Ehebruchs beschuldigen könnte. Niemand würde oder könnte überhaupt Einwände gegen ihre Verbindung erheben. Dylan beugte sich vor, hob Cait auf und ließ sie auf das mit gelben, violetten und weißen Blüten übersäte Bett sinken.
Er küsste sie lange, ehe er sich über sie rollte und in sie eindrang. In diesem Moment sah er sein zukünftiges Leben klar vor sich, erfüllt von Augenblicken wie diesem, wo er seine Frau, von der er sich nie wieder würde trennen müssen, in einem richtigen Bett lieben konnte. Und so tat er sein Bestes, um ihr zu beweisen, dass er alles andere als zu müde dafür war.
Danach lagen sie eng umschlungen inmitten der zerdrückten Blüten. Dylan zupfte eine goldene Haarsträhne von Caits Lippe und bewunderte den schimmernden Glanz im Kerzenschein.
Cait murmelte leise: »Du bist mein Leben, meine Liebe und das Licht meines Herzens.«
Dylan strich ihr sanft über das Haar. »Ich weiß, was du für mich getan hast. Und was du dabei aufs Spiel setzen musstest.«
Einen Moment lang herrschte Stille, dann sagte sie leise: »Du meinst meinen Vater?«
Er nickte. »Ja. Als du der Krone Beweismaterial für Ramsays Spionagetätigkeit geliefert hast, wusstest du, dass dein Vater eventuell in die Sache mit hineingezogen werden könnte.«
Jetzt nickte sie.
»Das kann immer noch passieren. Wenn Ramsay vor seinem Tod ein umfassendes Geständnis abgelegt hat, könnte Bedford ...«
Cait stützte sich auf einen Ellbogen. »Das hat er aber nicht getan. Ich kann es nicht ertragen, auch nur daran zu denken. Aber selbst wenn die Engländer noch heute Nacht die Burg stürmen, um Vater zu verhaften und ihn aufzuhängen, würde ich keine Sekunde lang bereuen, was ich getan habe, denn wenn ich es nicht getan hätte, hätten sie dich gehängt. Ich hatte keine andere Wahl. Ich könnte genauso wenig tatenlos zusehen, wie die Rotröcke dich töten, wie es mir möglich wäre, dich mit meinen eigenen Händen umzubringen.« Sie hob eine schmale Hand.
Dylan ergriff sie und küsste sie. Cait fuhr fort: »Dylan, du bist mein Mann und Ciarans Vater. Nichts auf der Welt bedeutet mir mehr als dein Leben.«
Sein Herz floss über. »Nichts auf der Welt bedeutet mir mehr als dein Leben«, flüsterte er, ehe er seine Finger in ihrem Haar vergrub und sie noch einmal lange küsste.
Sie waren gerade wieder zu Atem gekommen und damit beschäftigt, die Blüten vom Bett zu fegen, als
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