Die Verbannung
hinteren Ende des Raumes, dort würde auch Caits Arbeitsbereich sein. Vorn, neben der Tür, konnten etwaige Gäste sitzen und die Kinder bei schlechtem Wetter spielen.
Stroh war zwar zu kostbar, um gegen Bargeld verkauft zu werden, aber Haushaltsgegenstände konnte Dylan mit seinem gesparten Silber schon erwerben. Er erstand bei Tormod einen kleinen dreibeinigen Topf und einen etwas größeren Kessel. Ungeachtet des stillschweigend vereinbarten Boykotts ließ er sich von Nana eine mit Stroh, Farn, Woll-und Flachsresten gefüllte Matratze anfertigen. Ferner kaufte er bei Owen Brodie, einem Tischler, der erst vor kurzem von Inverness nach Glen Ciorram gekommen war, einen Tisch, zwei Stühle, einen Schrank und einen Pflug. Ein paar Kleinigkeiten hatten sie außerdem von den Clansmitgliedern als Hochzeitsgeschenke erhalten: Kerzen, pechgetränkte Binsenlichter in dreibeinigen eisernen Haltern, einen hölzernen Haken, an den sie den Kessel hängen konnten, hölzerne Teller, Schüsseln und Löffel, ein Küchenmesser, einen Tonkrug, Hornbecher sowie ein paar Leinentücher für die Betten.
In der Decke direkt über der Feuerstelle gab es einen Rauchabzug. Der Holzhaken wurde in den Dachfirst geschlagen und der Kessel an einem starken Seil daran befestigt. In einem anderen Land und einer anderen Zeit wäre der Haken aus Eisen gewesen und das Seil durch eine Kette ersetzt worden, aber hier war Metall so teuer, dass man Haushaltsgeräte nur dann daraus anfertigte, wenn es gar nicht anders ging. Sogar Dylans Pflugschar bestand aus Holz.
Caits Bett wurde aus der Burg herbeigeschafft, obgleich es für ein Torfhaus fast zu groß und zu aufwändig war, und an der Wand des Schlafraumes aufgestellt. Dylan und Cait waren beide froh darüber, denn die Matratze war mit Federn gefüllt und sehr viel bequemer als ein Strohsack; der Rahmen bestand aus solidem Eichenholz. Ciaran brauchte noch kein eigenes Bett; nachdem die Familie in das neue Haus umgezogen war, schlief er auf einem Strohsack auf dem Boden des Schlafraumes. Später würden sie allerdings für ihn und seine zukünftigen Brüder und Schwestern Pritschen brauchen, die man übereinander an den Wänden befestigen konnte.
Dylan hätte die Pritschen von Owen Brodie anfertigen lassen können, aber er beschloss, sein Geld zu sparen und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Also fällte er einen weiteren Baum, um später Bretter daraus zu sägen, spannte seine Pferde davor und schaffte ihn bis vor seine Haustür, wo er liegen bleiben sollte, bis er Zeit fand, ihn zu verarbeiten.
Inzwischen mussten seine vier Schafe geschoren werden, ehe es zu warm wurde und ihr Vlies verfilzte. Dylan hatte keine Schwierigkeiten, sich von Iain Mór eine Schafschere auszuleihen, aber die Arbeit selber zählte nicht zu seinen angenehmsten Erfahrungen.
»Was ist denn das für ein ekelhaftes klebriges Zeug in ihrer Wolle?« Jeden Winter hatte Dylan gesehen, dass Schafe mit einer schwärzlichen, übel riechenden Masse eingeschmiert wurden, aber er wusste nicht, worum es sich dabei handelte. Das Zeug stank nach Teer.
»Eine Mischung aus Teer und Butter.« Sinann kauerte müßig im Gras, während Dylan mit dem ersten Schaf kämpfte. Siggy bewachte derweil den Rest der Herde, beobachtete ihn hechelnd und sah aus, als würde er ihn auslachen. Dylan griff unter den Bauch des Schafes, packte es bei den Hinterbeinen und warf es zu Boden, dann nahm er es bei den Vorderbeinen, zog es hoch, bis es eine sitzende Position eingenommen hatte, und lehnte es gegen seinen Oberkörper. Das Tier strampelte ein wenig, aber da es schon öfter geschoren worden war, leistete es weiter keinen Widerstand.
»Wozu in Gottes Namen soll das gut sein?« Die schwarze, schmierige Masse ruinierte seinen Kilt.
»Es hält Läuse und Wanzen fern und schützt die Schafe vor Kälte.«
Dylan musterte die Fee aus schmalen Augen. »Ungeziefer im Winter? Doch wohl nur, wenn man sie im Haus hält, wo es warm ist.«
»Das musst du tun, sonst überleben sie den Winter nicht.«
»Die Kälte macht ihnen nichts. Deswegen hat der liebe Gott ihnen die Wolle gegeben, die übrigens viel zu dünn bleibt, wenn man die Tiere im Warmen hält. Eine ziemliche Verschwendung, findest du nicht?«
»Niemand lässt sein Vieh im Winter im Freien. Das ist der sicherste Weg, alle Tiere zu verlieren.«
Dylan betrachtete das zwischen seinen Beinen zappelnde Schaf. »Unsinn«, sagte er gedankenverloren, während er sich bemühte, sich an all das zu erinnern,
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