Die Verbannung
Meilen bis nach Tennessee, wo es dann schließlich wieder von einem Matheson berührt werden würde, nämlich von ihm, Dylan, selbst. Das Erste, was Dylan vom Schottland des 18. Jahrhunderts zu sehen bekommen hatte, war dieses Tal gewesen, denn das Schwert hatte ihn genau vor die Überreste von Alasdairs abgebranntem Haus befördert. Dieses Haus hatte ungefähr dort gestanden, wo man Dylans eigenes in Kürze erbauen würde. »Das Land befindet sich wieder im Besitz des Clans und gehört jetzt mir. Alasdair ist tot, Sarah wird in der Burg gut versorgt, und wir werden alle bis an unser Lebensende glücklich und in Frieden leben.«
»Nicht, solange uns die Engländer ihren Fuß in den Nacken setzen.«
Dylan schloss die Augen und seufzte. »Ich kann nichts dagegen tun. Der Lauf der Geschichte lässt sich nicht ändern, das hast du ja bei Sheriffmuir selbst gesehen.«
Sinann gab einen angewiderten Laut von sich und verschwand.
Nun, da die Hochzeit vorüber war, mussten sich die sechs Männer, die Dylan nach Ciorram gebracht hatte, entscheiden, ob sie bleiben oder gehen wollten. Seumas, Alas-dair und Keith sowie einer der beiden Campbeils aus Glen Dochart wurden vom Laird als Burgwache angeheuert und sollten auch als Viehtreiber einspringen, wenn welche gebraucht wurden. Der zweite Campbell tat sich mit jemandem zusammen, der ein Boot besaß, und wurde Fischer auf dem Loch Sgàthan. Der sechste, der Junge aus Glen Affric, kehrte zu seiner Familie zurück, um damit zu prahlen, dass er bei der Hochzeit von Dylan Robert Matheson, des Helden von Glen Ciorram, und Caitrionagh Matheson, der schönen Tochter des Lairds Iain Mór, dabei gewesen war.
Mithilfe einiger Männer aus dem Dorf und der Burg fing Dylan vier kleine weiße Pferde aus der halb wilden Herde ein, die in den nahen Hügeln lebte, und begann mit dem Bau seines Hauses. Er schnitt Torfblöcke aus dem Moor südlich des Sees, lud sie in die Körbe, die er den Pferden übergeworfen hatte, und schaffte sie zum Eingang seines Tales, wo er sie zum Trocknen auslegte.
Obwohl der Clan ihm einiges Material für sein Haus bereitgestellt hatte, war ein Firstbalken für das Dach nicht dabei gewesen. Dylan sah sich auf seinem Grundstück um, fand einen Baum, der stark genug war, das Dach zu tragen, und fällte ihn mit einer geliehenen Axt.
»Gestatte mir, dass ich die Wände für dich errichte, mein Freund.« Sinann schwebte über Dylans Schulter, wobei sie der scharfen Axt immer wieder gefährlich nahe kam. »Als Hochzeitsgeschenk sozusagen.«
»Nein!«
»Och, es würde doch nur einen Moment dauern.« Sie hob die Hand und drehte sich zu den trockenen Torfballen um, doch Dylan packte sie am Arm.
»Nein. Wenn du das tust, werden sich alle fragen, wie ich mein Haus so schnell bauen konnte. Und weißt du, was sie als Erstes behaupten werden? Die kleinen Leute haben das für dich getan!«
»Womit sie vollkommen Recht hätten.« Sinann machte sich los und hob wieder die Hand.
Erneut griff er nach ihr. »Nein! Es ist mein Ernst! Lass den Unsinn.« Sie seufzte, und er fuhr rasch fort: »Und jetzt verschwinde hier, ehe dir etwas passiert.« Die Fee seufzte noch einmal und flatterte ein Stückchen weiter weg.
Dylan fällte noch eine Anzahl junger, dünner Bäumchen für die Dachstreben, aber das Stroh zum Decken musste er im Dorf kaufen. Dort verlangte man von ihm, dass er, obwohl er Bargeld genug hatte, einen Schuldschein auf einen Teil seiner diesjährigen Ernte ausstellte. Geld konnte man nicht essen, und niemand wollte im Winter mit ein paar Stückchen Silber, dafür aber ohne Futter für das Vieh dasitzen. Dylan hatte ohnehin nicht ausreichend Stroh bekommen können, um das ganze Dach zu decken, also schnitt er Farnblätter und legte sie gleichfalls zum Trocknen aus.
An dem Tag, an dem sie Wände und Dach fertig stellen wollten, wurde Dylan von Robin, Seumas, Alasdair, Keith und Cait zu dem kleinen Tal begleitet. Cait trug Ciaran auf der Hüfte. Da der Junge inzwischen ziemlich groß und kräftig geworden war, nahm Dylan ihn ihr nach der Hälfte des Weges ab und setzte ihn sich auf die Schultern. Ciaran trommelte mit seinen Füßchen gegen die Brust seines Vaters und gab entzückte Gurgelgeräusche von sich. Zwar bestand nun die Gefahr, dass er angepinkelt wurde, aber Dylan war in seinem Leben schon viel Schlimmeres widerfahren; seinen Hals konnte er waschen, und so etwas gehörte nun einmal dazu, wenn man Kinder hatte.
Es war ein schöner Morgen Ende April, und die
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