Die Verbannung
ein paar der Hochzeitsgäste gegen die Tür hämmerten. »Verschwindet!«, brüllte Dylan aus vollem Halse, was eine dröhnende Lachsalve auslöste. Dann begannen die ungebetenen Besucher ein Lied von einem Mann zu grölen, der seine Braut in ihrer Hochzeitsnacht vor seiner allzu großen Männlichkeit warnte. »Aber ich muss doch meine Pflicht erfüllen!«, quiekte einer der Sänger in einem schrillen Falsett, und ein anderer, der die Rolle des Ehemannes übernommen hatte, antwortete: »Ich bin eben zu groß für dich.« Das Lied ging weiter, der zögernde Ehemann brachte es nicht über sich, seine zarte Frau mit seinem ball mor zu verletzen, bis er in der letzten Strophe dann doch noch seiner ehelichen Pflicht nachkam und dabei vom bolg der Frau verschlungen und nie wieder gesehen wurde.
Dylan lachte laut auf, aber Cait, die ebenfalls ein Kichern nicht unterdrücken konnte, legte ihm rasch eine Hand auf den Mund, um zu verhindern, dass er die Männer noch zu weiteren zotigen Liedern ermunterte.
Als diese endlich Ruhe gaben, krochen die Jungvermählten unter ihre Bettdecke, denn das Feuer war inzwischen fast erloschen und die Kerzen heruntergebrannt. Der Tag war anstrengend genug gewesen, trotzdem regte sich Dylans eigener ball mór erneut, als er seiner Frau einen Gutenachtkuss gab. Und als Cait ihn auf den Rücken rollte und sich mit gespreizten Beinen über ihn setzte, wusste er, dass die Schlafenszeit noch lange nicht gekommen war.
17. KAPITEL
Das Land, das Dylan zugesprochen bekommen hatte, lag in den Bergen im Süden von Glen Ciorram. Ein schmaler Pfad führte zwischen zwei hohen Hügeln vorbei und dann um einen davon herum zu einem kleinen Tal, das man, wenn es noch ein Stück höher gelegen wäre, nur noch als Weideland hätte nutzen können. Aber Dylan wusste, dass es über guten Ackerboden verfügte, der zwei Jahre lang brachgelegen hatte. Während dieser Zeit hatte dort nur einmal die von den MacDonells gestohlene Viehherde gegrast. Der Besitz umfasste neben dem Tal auch noch die Hügel, die sich an der Südseite davon entlangzogen. Die Gipfel bestanden zwar aus nacktem Fels, aber auf den Hängen konnte er Schafe weiden lassen, und es gab auch ein dichtes Waldgebiet, das ihm Holz für sein Haus und Wild für Caits Kochtopf liefern würde.
Oben auf dem Hügel im Süden des Zugangs zum Tal entsprang ein Bach, der über Steine und zwischen Farnsträuchern hindurch ins Tal hinuntersprudelte und dann in westlicher Richtung von Glen Ciorram wegführte. Der Umstand, dass der Ursprung des Baches auf seinem Grund und Boden lag, war ein großer Glücksfall für Dylan. Aus den langen Gesprächen, die er vor zwei Jahren mit Malcolm über landwirtschaftliche Fragen geführt hatte, wusste er, dass das Vorhandensein von Wasser und die Rechte daran entscheidend für das Überleben einer Viehherde sein konnte, von der oft auch das Überleben der Familie abhing.
Dylan schritt das gesamte Tal der Länge nach ab und machte dann wieder kehrt. Lange brauchte er dazu nicht. Während er seinen Besitz, die Rinder auf den flachen Weiden und die vier Schafe an den Hängen, die von Sigurd bewacht wurden, betrachtete, beschloss er, den Schafbestand so schnell wie möglich zu vergrößern, selbst wenn er zu diesem Zweck ein oder zwei Rinder verkaufen musste. Obwohl sich die Schafzucht erst in ungefähr fünfzig Jahren zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor dieser Gegend entwickeln würde, war er sicher, dass er aus den wenigen Dingen, die er über die Zukunft wusste, Vorteile ziehen konnte. Seine Kinder und Enkel würden es ihm danken, wenn sie in fünfzig Jahren große Schafherden besaßen.
»Weißt du, dass genau hier Sarahs Mann von den Sassunaich ermordet wurde?« Sinann, die sich lange nicht zu Wort gemeldet und sich auch nicht hatte blicken lassen, materialisierte sich plötzlich vor ihm.
»Aye, das ist mir bekannt.« Dylan hatte die Geschichte schon viele Male gehört. Major Bedford, damals noch Captain der Dragoner, hatte Alasdair Mathesons Land beschlagnahmt und Alasdair, Sarah und ihre drei Söhne aus dem Haus geworfen. Als sich Alasdair außer sich vor Wut auf den Captain gestürzt hatte, war er von einem Dragoner erschossen worden. Er wusste auch, dass es Alasdairs Zweihänder gewesen war, den Sinann verzaubert hatte, um ihn aus dem 20. Jahrhundert in die Vergangenheit zurückzuholen.
Gott allein mochte wissen, wo sich das Schwert jetzt befand - irgendwo auf der Reise durch drei Jahrhunderte und über fünftausend
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