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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Laterne auf sein Bein und wartete auf irgendeine Reaktion.
    Da er in einer Welt aufgewachsen war, in der man es für selbstverständlich hielt, innerhalb von Sekunden mit Leuten am anderen Ende der Erde kommunizieren zu können, und in der es für niemand vorstellbar war, größere Entfernungen auf einem Pferderücken zurückzulegen, verlor Dylan rasch die Geduld. Trotz der langen Zeit, die er sich bereits in diesem Jahrhundert aufhielt, hatte er sich immer noch nicht daran gewöhnen können, dass hier die Uhren anders liefen.
    »Keiner da«, murrte er. Der Wind wehte ihm ständig die langen Haarsträhnen ins Gesicht, und obwohl er die Lowlandmode verabscheute, überlegte er, ob er sich nicht lieber das Haar zu einem Zopf binden sollte.
    »Woher willst du denn wissen, wo sie gerade sind?« Sinann kauerte fröstelnd hinter ihm, schlang die Arme um die Knie und kuschelte sich Wärme suchend an Dylans Rücken.
    »Das dauert alles zu lange.«
    »Du wirst dich in Geduld fassen müssen.«
    Dylan seufzte und richtete sich auf eine lange Wartezeit ein.
    Eine halbe Ewigkeit schien vergangen zu sein, als er endlich einen Schatten draußen auf dem Firth entdeckte. »Da sind sie.« Er konnte seine Erleichterung nicht verbergen. Es war viel zu gefährlich für ihn, sich längere Zeit hier im offenen Gelände aufzuhalten. Er meinte, die Rotröcke fast riechen zu können, und obwohl er ob seiner an Verfolgungswahn grenzenden Vorsicht unwillig den Kopf schüttelte, verstärkte sich sein Unbehagen mit jeder Minute. Dabei ging die Krone in jenen Tagen noch nicht mit aller Schärfe gegen Schmuggler vor, deshalb hatte er etwaige Zollbeamte wohl kaum zu fürchten. Ramsays Vertrauen in deren Nachlässigkeit war gerechtfertigt gewesen.
    Als das Schiff so nahe herangekommen war, dass Dylan das Knarren der Masten und der Takelage hören konnte, löschte er die Laterne, sprang aus dem Sattel und ging zum Ufer hinunter. Schon bald warf das Schiff den Anker, ein Beiboot wurde zu Wasser gelassen, und zwei Ruderer brachten einen dritten Mann zu dem felsigen Ufer hinüber.
    Der Passagier war Polonius Wingham, ganz in Schwarz gekleidet und in einen schwarzen Umhang gehüllt. Er kletterte aus dem Boot und kam mit vorsichtigen Schritten über das Geröll auf Dylan zu. Als er sah, wer ihn da in Empfang nahm, stieß er ein glucksendes Lachen aus. »Sieh an, mein alter Freund Dilean Dubh. Sehr erfreut, Mr. Dubh.« Er zog seinen Hut und schwenkte ihn grüßend durch die Luft, bevor er ihn wieder auf den Kopf stülpte. »Ihr habt mir etwas mitgebracht?« Dabei grinste er so breit wie ein junges Mädchen, das auf ein Geschenk ihres Verehrers hofft.
    Dylan griff in sein Hemd, um den Brief hervorzuholen. Winghams Hand fuhr an den Griff seines Dolches. Dylan spreizte die Finger. »Aber, aber ... Es ist nur ein Brief.«
    Wingham trat einen Schritt zurück. Er wirkte überrascht. Dylan nahm den Brief aus seinem Hemd. »Ihr könnt Euch wohl denken, von wem er stammt. Er ist an den Kapitän dieses Schiffes adressiert. Ich nehme an, das seid Ihr.«
    Wingham neigte zustimmend den Kopf, als er das Siegel bemerkte. »Welcher Kapitän wäre nicht gegen eine angemessene Entlohnung bereit, Aufträge des Prätendenten auszuführen.« Er streckte eine Hand nach dem Brief aus.
    Plötzlich stieß Sinann, die bei dem Pferd geblieben war, einen schrillen Schrei aus. »A Dhilein! Lauf! Rotröcke!« Dylan wirbelte herum und rannte los, ohne auf die Rufe des hinter ihm zurückgebliebenen Wingham zu achten. Im selben Moment donnerten oben am Hang Musketen los. Wingham brach mit einem Ekel erregenden Gurgellaut auf dem felsigen Untergrund zusammen. Die beiden Männer, die ihn ans Ufer gebracht hatten, beeilten sich, ihr Boot wieder ins Wasser zu schieben. Auf dem Schiff wurde ein Geschütz abgefeuert, ein lauter, tiefer Jaulton schwoll an, dann zerschellten einige Felsbrocken neben Dylan in tausend Stücke. Dylan duckte sich, um den umherfliegenden Trümmern zu entgehen, und kroch hastig von dem Musketenfeuer weg.
    Doch gerade als er hoffte, sich in Sicherheit bringen zu können, ehe die Rotröcke nachluden, fielen direkt vor ihm weitere Schüsse. Erdbrocken und Steine spritzten auf. Dylan blieb stehen, warf die Arme hoch und schrie auf Englisch: »Ich ergebe mich! Nicht schießen! Ich ergebe mich!« Aus Angst, sie könnten erneut auf ihn feuern, hielt er die Hände oben und den Kopf gesenkt, dabei brüllte er immer wieder laut und deutlich: »Ich ergebe mich!«
    Sinann schwirrte

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