Die Verbannung
Grund seiner Beziehungen nicht verhaftet werden, selbst wenn Bedford von Dylan die gewünschten Auskünfte erhielt.
Also täuschte er ein ergebenes Seufzen vor, ehe er erwiderte: »Ihr könntet viel von Eurer kostbaren Zeit sparen, wenn Ihr mich hier und jetzt hängen würdet. Ganz in der Nähe steht ein Galgen, soviel ich weiß. Das Ganze würde nur fünf Minuten dauern. Ihr wisst doch ganz genau, dass Ihr von mir nichts erfahrt. So weit waren wir schon einmal, erinnert Ihr Euch? Ich habe mich inzwischen nicht geändert. Ihr verschwendet nur Eure Zeit.«
»Glaubt nur nicht, dass ich jetzt vor Euch auf die Knie falle!«
»Ausgezeichnet. Das steht nämlich auf meiner Liste der Dinge, die ich keinesfalls mit ansehen möchte, ganz oben.«
Die Furchen, die bei diesem Worten auf die Stirn des Majors traten, verrieten Dylan, dass der Spott seine Wirkung nicht verfehlt hatte. »Wie Ihr wollt«, erwiderte Bedford steif. »Ich werde Anweisung geben, einen Raum für das Verhör herzurichten.« Er drehte sich auf dem Absatz um, verließ die Zelle und schloss die Tür hinter sich.
Dylan seufzte, barg das Gesicht in den Händen und flüsterte Sinann zu: »Vielleicht musst du mich doch noch hier rausholen, Tink.« Ein Leben ohne Cait war zwar kaum zu ertragen, aber dem Tod durch die Peitsche immerhin vorzuziehen.
Später an diesem Tag hörte er plötzlich Ramsays Stimme draußen auf dem Gang. Ein Hauch von Hoffnung keimte in ihm auf, erstarb aber sofort wieder, als er erfasste, was vor der Tür vor sich ging.
»Ich sage Euch, es ist eine Lüge!« Nacktes Entsetzen schwang in Ramsays Stimme mit. Er klang wie ein Mann, der versucht, sich aus einer auswegslosen Lage herauszureden, obwohl er genau weiß, dass es ihm nicht gelingen wird. »Diese Schlampe lügt doch, wenn sie nur den Mund aufmacht! Die würde alles behaupten, nur um mich loszuwerden! Eines sage ich Euch - wenn diese Angelegenheit geklärt ist, dann werde ich Euch persönlich zur Rechenschaft ziehen!« Er erhielt keine Antwort, stattdessen öffnete der gleichmütige Soldat, dem diese Tirade galt, die Tür, schob ihn unsanft in die Zelle und kettete ihn an derselben Eisenstange fest, an der schon Dylan hing.
Dann verließ er wortlos die Zelle. Ramsay brüllte ihm hinterher: »Das wird ein Nachspiel haben, Freundchen, dafür sorge ich, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.« Anschließend brach er in einen Schwall wüster Beschimpfungen aus und trat wie von Sinnen gegen die Tür.
Als der Wutausbruch endlich verklungen war, bemerkte Dylan gelassen: »Ihr habt Glück, Ihr habt das Abendessen nicht verpasst.«
Ramsay wirbelte kettenklirrend herum und starrte seinen Zellengenossen mit offenem Mund an. »Mac a'Chlaidheimh! Ihr hier! Und ich hatte dir vertraut, du hinterhältiger Hurensohn, und jetzt...«
»Ach, haltet doch den Mund!« Dylan war es leid, noch länger vor diesem Arschloch zu kriechen. »Jemand hat Euch verraten, aber ich war es nicht. Die Rotröcke haben schon auf uns gewartet, als Wingham kam. Euer Leib- und Magenschmuggler ist tot, das Schiff aufgebracht. Sie hatten es nicht auf den Brief abgesehen, das könnte ich beschwören, denn sie waren viel zu erstaunt, als sie ihn fanden. Ich weiß nicht, wen Ihr alles bestochen habt, aber einer davon scheint den Hals nicht voll gekriegt zu haben. Die Soldaten dachten, Ihr würdet eine Ladung Schmuggelware erhalten. Da es Rotröcke waren, die mich verhaftet haben, nehme ich an, dass Bedford dahinter steckt, aber ich denke, da könnte ich mir den Mund fusselig reden, und Ihr würdet mir trotzdem nicht glauben.«
»Warum sollte mich Bedford hintergehen? Und wenn die Rotröcke keine Schmuggelware gefunden haben, der Major Euch nicht mit mir in Verbindung gebracht und Ihr ihm nicht meinen Namen genannt habt, warum wurde ich dann verhaftet?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Ihr lügt! Ihr habt mich verraten!«
»Ach, leck mich doch.« Dylan kehrte ihm den Rücken zu.
Eine lange, Unheil verkündende Pause entstand, dann fragte Ramsay: »Was ist mit dem Brief? Habt Ihr ihn noch?«
Dylan drehte sich um und warf dem Lowlander einen Blick zu, der deutlich besagte, dass nur ein Idiot eine solche Frage stellen konnte. »Sie haben mich so gründlich durchsucht, wie es ohne Gummihandschuhe eben ging. Ich weiß ja nicht, was in dem Brief stand, aber er befindet sich jetzt im Besitz der Krone.«
»Ihr hättet lieber sterben sollen, ehe Ihr ...«
»Dann hätten sie den Brief trotzdem. Mein Tod hätte das nicht
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