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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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legen, wenn er dabei war. Der Laird war ein guter Mann / doch dann verhängte eine Fee einen Zauber über ihn, und er verliebte sich unsterblich in ein Mädchen aus dem benachbarten MacDonell-Clan.« Dylan warf Sinann einen verstohlenen Blick zu, doch die Fee schüttelte den Kopf. Ich war das nicht, sollte das heißen. Dylan wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Erzählerin zu. »Aber ihr Vater wollte sie keinem Matheson zur Frau geben, denn zwischen den MacDonells und den Mathesons von Glen Ciorram herrschte schon lange erbitterte Feindschaft. Cormac war jedoch von seiner Liebe zu ihr so besessen, dass er sie entführte und sie zwang, ihn zu heiraten.«
    Dylan hob die Brauen. Sinann nickte. »So etwas kommt vor, aber es gilt als Verbrechen, für das ein Mann am Galgen enden kann, wenn der Vater und die Brüder der geraubten Braut ihn nicht vorher umbringen.« Dylan brummte etwas Unverständliches vor sich hin und richtete den Blick wieder auf die alte Frau.
    »Als die MacDonells kamen, um das Mädchen zurückzufordern, erwartete Cormac sie mit seinen Männern vor den Toren der Burg. Er bat den Vater seiner Braut, ihm das Mädchen zu überlassen, aber MacDonell weigerte sich und befahl seinen Leuten, die Mathesons zu töten. Seine Männer griffen mit Schwertern, Spießen und allen möglichen anderen Waffen an und richteten in Glen Ciorram ein Blutbad an. Jeder männliche Matheson im kampffähigen Alter kam ums Leben.
    Der weiße Hund kämpfte wie ein Held und zermalmte viele Männer zwischen seinen mächtigen Kiefern. Doch als die Schlacht vorüber und die Mathesons besiegt waren, fand man Cormac tot am Boden. Neben ihm lag der weiße Hund mit durchschnittener Kehle. Die siegreichen MacDonells holten sich das Mädchen zurück und trieben auch noch eine Anzahl Vieh weg. Doch sie sollten nicht wieder in ihr Tal zurückkehren. Niemand weiß, was genau geschah, aber irgendwann mitten in der Nacht wurden sie von einem Tier angefallen, das jeden Mann im Lager und auch Cormacs Braut tötete. Es heißt, es war der weiße Hund, der den Mac-Donells die Kehlen durchgebissen hat, und bis zum heutigen Tag kann man ihn manchmal mit bluttriefenden Lefzen vor den Toren der Burg Wache halten sehen. Und daher wird diese Burg Haus des weißen Hundes genannt.«
    Nur zu gerne hätte Dylan an dieser Stelle eingeworfen, dass er selbst den Geist schon gesehen habe, aber er unterließ es. Das Erlebnis gehörte nicht zu seinen angenehmsten Erinnerungen.
    Dann bat eine der Töchter um eine weitere Geschichte. Die alte Frau trank einen großen Schluck Ale, holte tief Atem und erzählte dann von einem Fremden, der aus dem Meer gekommen war. »Einst lebte in Glen Ciorram ein junger Mann, der von den selkies verschleppt wurde.« Von den Seehunden. Dylan hatte schon viele Geschichten über Seehunde gehört, die sich in Menschen verwandelten und umgekehrt. Anscheinend sagte man jedem, der auf das Meer hinaussegelte und nicht zurückkam, nach, er sei zu einem selkie geworden. Die Alte fuhr fort: »Von diesem jungen Mann hat man nie wieder Nachricht erhalten, aber eines Tages kam sein Sohn über den Ozean nach Ciorram. Ein hübscher Bursche war das, so groß, dass jeder Mann im Tal zu ihm aufblicken musste. Sein Haar glänzte tiefschwarz, und seine Augen leuchteten so blau, dass alle sofort wussten, er musste der Sohn des Mannes sein, der gegangen war, um bei den Seehunden zu leben. Er sagte von sich selbst, er habe die Haare seiner Mutter, aber die Augen seines Vaters.«
    Eine leise Glocke schlug in Dylans Gedächtnis an. Sein Unbehagen verstärkte sich noch, als die Erzählerin fortfuhr: »Er war nicht so wie die anderen, dieser Bursche. Jeden, der mit ihm kämpfte, besiegte er, ohne ihn zu verletzen, denn er war nie da, wo sein Gegner ihn vermutete. Er handhabte sein Schwert mit unvorstellbarem Geschick, und einmal tötete er einen Mann, indem er ihm mit der bloßen Hand den Kopf abschlug.«
    »Es war ein sgian dubh«, warf Dylan ein.
    Die Alte zwinkerte und sah ihn mürrisch an. »Tatsächlich? Und woher wollt Ihr das wissen?«
    Dylan griff in sein Hemd und brachte den kleinen Dolch zum Vorschein. »Es war eben dieser Dolch, und ich habe ihm auch nicht den Kopf abgeschlagen, sondern ihm nur die Kehle aufgeschlitzt, sodass er verblutet ist.«
    Erregtes Gemurmel erhob sich im Raum, und die Alte musterte ihn aus schmalen Augen. »Nein, Ihr könnt das nicht gewesen sein. Denn Ihr müsst wissen, dass die Engländer diesen Mann festnehmen wollten und

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