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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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sich zufrieden und klatschte Carlyle rasch ein Pflaster von der Größe einer Zigarettenpackung auf die Stirn.
    »Du bist fertig«, sagte er.
    Carlyle öffnete ein Auge. »Es tut weh.«
    »Das hab ich dir doch gesagt.« Der Wasserspeier nahm einen schnellen Schluck aus der TCP -Flasche, ließ ihn im Mund kreisen und spuckte ihn auf den Boden. Er bot Carlyle die Flasche an. Der schüttelte den Kopf und schaute weg. Er wischte sich noch mehr Schweiß von der Stirn und fühlte, wie die Hitze von seinem Gesicht abstrahlte und der Rotz in seiner Nase trocknete und fest wurde. Das hier war nicht der Ort, wo er sein wollte, mitten in einer Reihenhauszeile mitten in einem unglückseligen, unterdrückten, verwahrlosten Dorf mitten im unglückseligen, unterdrückten Norden Englands.
    Sogar das Wetter war falsch. In seiner düsteren Stimmung war plötzlich der Sommer eingetroffen und explodierte mit all seiner Herrlichkeit auf dem Schauplatz. Die leichte Brise von zuvor hatte sich verflüchtigt. Der Himmel war von einem tiefen Blau unendlicher Verheißung und ließ an lange Sommerferien, Vanilleeis mit Erdbeersoße und Liegestühle am Strand von Brighton denken. Auf der anderen Straßenseite ertönte aus einem Radio »Electric Avenue« von Eddy Grant. Wenn du lang und scharf genug daran denkst, sagte sich Carlyle, kannst du dich vielleicht woandershin denken. Vielleicht … aber nicht sehr lange.
    Der Wettervorhersage zufolge sollten Nachmittagstemperaturen von einunddreißig Grad erreicht werden. Wo er hier in der Sonne saß, fühlte es sich viel heißer an. Im Innern der verschiedenen Schichten seiner Schutzausrüstung herrschten wahrscheinlich mehr als vierzig Grad, womöglich sogar fünfundvierzig. Er war um vier Uhr aufgestanden, hatte vier Stunden in einem Bus gesessen und dann mehr als sechs Stunden in der Sonne rumgestanden, mit der PSU – der Police Support Unit, dem Überfallkommando – vor sich und der berittenen Polizei hinter sich. Ihre Pferde waren bereit, sich auf das Schrillen der Pfeife des Commanders in Bewegung zu setzen, auf die Streikenden loszupreschen, ob Carlyle und seine Kollegen rechtzeitig den Weg freigaben oder nicht.
    Warten.
    Warten.
    Scheißwarten.
    Nichts zu tun, als herumzustehen, während allein die ihnen dann und wann entgegengeschleuderten Beleidigungen und die Aussicht auf einen Kampf eine gewisse Abwechslung boten.
    Das war nichts Neues. Mehr als dreihundert Polizeibeamte, die aus dem ganzen Land in Bussen herbeigeschafft worden waren, lebten seit mittlerweile fast einer Woche in einem Hangar auf dem RAF -Militärflugplatz Syerston. Syerston lag eine Autostunde entfernt in Nottinghamshire, wo nur zwanzig Prozent der Bergarbeiter streikten. Hier in Yorkshire, wo Carlyle derzeit eingesetzt war, lag die Zahl bei über siebenundneunzig Prozent. Das bedeutete Dutzende von offenen Kämpfen im gesamten County und Tausende von Festnahmen. Der Arbeitstag bestand aus Schichten von vierzehn Stunden, und die restliche Zeit war aufgeteilt in sechs Stunden Schlaf und vier Stunden, in denen man sich wünschte, man wäre entweder bei der Arbeit oder am Schlafen.
    Abgesehen von der kleinen Kopfverletzung war der Tag heute ziemlich normal gewesen. Carlyle schälte die Zunge vom Mundboden ab und versuchte zu schlucken. Sein Kopf pochte heftig, tat gemeiner weh als jeder verdammte Kater, den er sich während der ersten beiden Jahrzehnte auf dem Planeten zugezogen hatte. Unter dem Schmerz dröhnte »I Fought the Law« von The Clash in einer Endlosschleife tief im Brei seines Gehirns. Unter anderen Umständen hätte ihn die Ironie amüsiert. Jetzt wünschte er sich bloß, dass Joe Strummer, Mick Jones und die anderen freundlicherweise die Fresse halten und aus seinem Kopf verschwinden würden.
    Carlyle schaute zu dem Wasserspeier hoch. »Hast du ein Aspirin?«
    Der Sanitäter grunzte und warf ihm eine Folie mit Pillen zu, die er aus der Hosentasche gezogen hatte. Carlyle schob sich zwei und dann noch mal zwei in den Mund, bevor er den Rest in die Innentasche seines Overalls steckte. Er griff sich eine Wasserflasche von der niedrigen Mauer, auf der er saß, und nahm einen vorsichtigen Schluck. Seine Kehle fühlte sich wund an, und er hatte nicht den Eindruck, als würden die Pillen unten bleiben. Er spürte, wie ihm das Aspirin wieder hochkam, und schluckte schwer.
    »Muss ich genäht werden?«, fragte Carlyle hoffnungsvoll. Er war von Natur aus eher empfindlich und daher kein großer Fan von Krankenhäusern,

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