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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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gelben Anstecker mit der Aufschrift Kohle, keine Stütze , der auf dem Bürgersteig lag. Er trat sie mit der Spitze seines leberfarbenen Springerstiefels aus und ging in einen zwei Häuser weiter gelegenen Vorgarten, um hinter einen Busch zu pinkeln.
    Carlyle schaute sich um und fragte sich, was er als Nächstes tun solle. Das hier hatte nichts mit dem zu tun, weshalb er zur Polizei gegangen war. Er goss sich den größten Teil des restlichen Wassers in der Flasche über den Kopf und schwor sich, dass er, sobald der Blödsinn hier vorbei war, zurück nach London gehen und verdammt noch mal dort bleiben würde.
    Constable John Carlyles Abzeichen hatte die Nummer V253. Allerdings trug er wie alle Polizeibeamten an diesem Tag keine Nummer. Die normale Kennzeichnung an ihren Schulterstücken war vor Beginn der Geschehnisse des Tages abgenommen worden, um irgendwelche Schwierigkeiten im Zusammenhang mit späteren gerichtlichen Schritten und bürgerrechtlichen Ansprüchen zu vermeiden. Diese Maßnahme war Teil des täglichen Rituals im Bus vor dem Einsatz, während die Beamten zu der Streikpostenkette gebracht wurden, die sie an diesem Vormittag überwachen sollten.
    »Richtig, Jungs«, bellte ihr schottischer Sergeant Charlie Ross, »runter mit den Nummern. Steckt sie in eure Hosentaschen. Wir werden heute keine Probleme haben.«
    »Nein, Sergeant.«
    »Seid versichert, Gentlemen, dass niemand zu einem späteren Zeitpunkt über die schöne Arbeit pinkeln wird, die ihr hier vollbracht habt.« Ein allgemeines Murmeln der Zustimmung erhob sich von den Sitzen in seinem näheren Umkreis. »Und denkt dran, was an der Streiklinie passiert, bleibt an der Streiklinie. Wir halten uns gegenseitig den Rücken frei.«
    »Ja, Sergeant«, lautete die müde Antwort.
    Der Geruch im Bus war übel. Die Luft war angefüllt mit abgestandenem Schweiß, Körpergeruch und nervöser Erregung. Carlyle starrte aus dem Fenster und versuchte, durch den Mund zu atmen. Neben ihm saß Dominic Silver, noch ein frischer Rekrut aus Hendon. Dom war ein echter, hundertprozentiger Cockney, ein Bursche aus East London, komplett mit dem vorgeschriebenen Grinsen des munteren Kerlchens auf dem Gesicht. Er wurde als »Kumpel« betrachtet, die Art von Typ, die man nie mit einem Freund verwechseln durfte. Trotzdem war Carlyle unter den gegebenen Umständen mehr als froh, an diesem Morgen jemanden bei sich im Bus zu haben, den er kannte.
    Dom wiegte sich hin und her und spielte ein imaginäres Schlagzeugauf der Rückenlehne des Sitzes vor ihm. Er war voll auf Speed, aber Carlyle ebenfalls. Dom wusste, wo man das beste Amphetaminsulfat bekam, und ein halber Teelöffel in einem Becher mit schwarzem Kaffee gab dem Tag eine gute Grundlage. Müde und aufgedreht war um Klassen besser als nur müde.
    Dom brach sein Schlagzeugsolo ab, stieß Carlyle in die Rippen und streckte die Hand hoch. »Sergeant?« Er winkte wie ein überdrehter Fünfjähriger. »Sergeant?«
    Carlyle verdrehte die Augen, weil er wusste, was kam.
    »Ja, mein Sohn?« Charlie Ross grinste, denn er genoss dieses Geplänkel. Mit Anfang fünfzig war er mindestens fünfundzwanzig Jahre älter als jeder andere im Bus. Carlyle konnte nicht entscheiden, ob ihn das superhart oder nur supertraurig machte. Charlie, der kurz vor der Pensionierung stand, war klein und mager und hatte eingefallene Wangen und einen Walrossbart wie ein Typ von den Village People. Wenn er die Ärmel aufrollte, konnte man einen japanischen Drachen auf seinem rechten Unterarm tätowiert sehen. Er hatte die ganze Zeit ein böses Funkeln im Auge, außer wenn der Schnaps zu wirken begann und er kurz davor war umzukippen.
    Trotz des erdrückenden Zeitplans hatte all dieses Herumfahren in Yorkshire und Nottinghamshire Charlie neuen Auftrieb gegeben. Er wirkte zwanzig Jahre jünger als vor drei Monaten, als Carlyle ihn zum ersten Mal vor dem Bergwerk Cortonwood gesehen hatte, wie er einen Streikenden im Polizeigriff zu einer grünen Minna abführte – nur ein Stück die Straße hinunter von der Stelle, wo sie heute waren.
    Dom stellte seine Frage langsam und nachdenklich: »Hab ich nicht in der Zeitung gelesen, der neue Innenminister hätte versprochen, dass alle Verstöße an der Streiklinie, die von beiden Seiten begangen werden, angemessen geahndet würden, und zwar ganz gerecht?«
    Der sarkastische kleine Arsch hatte wieder den Daily Telegraph gelesen. Nicht zum ersten Mal fragte sich Carlyle, warum Dom sich nicht für einen Beruf

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