Die Verbindung: Thriller (German Edition)
entschieden hatte, der besser zu seinem ruhelosen Geist und seinem scharfen Verstand passte. Mit Sicherheit wäre es einfach für ihn gewesen, in der Londoner City Fuß zu fassen und als eine Art Makler jede Menge Kohle zu machen. Er war einfach zu klug für einen Polizisten.
Vereinzeltes Gelächter kam auf im Bus. Die kleine Zahl derer, die wussten, dass der relativ exotische Leon Brittan erst eine Woche zuvor Innenminister geworden war, hatte wenig übrig für seine Ansichten über die Schlacht, die sie gerade schlugen. Ein Lebenslauf, der die Haberdashers’ Aske’s Boys’ School, das Trinity College in Cambridge, wo er Präsident der Cambridge Union Society wurde, und eine Karriere als Rechtsanwalt aufwies, beeindruckte diese jungen Polizisten definitiv nicht. Sie wussten, dass ihn eine solche Vorgeschichte nicht dazu berechtigte, Bemerkungen über die zu machen, die verpflichtet waren, die Drecksarbeit zu erledigen.
Charlie steckte die Daumen in die Brusttaschen seiner Uniformjacke und richtete sich kerzengerade auf. »Nun ja«, er hatte sein Stichwort bekommen und bereitete sich jetzt auf seinen Auftritt vor, »so viel kann ich euch sagen …«, er ließ den Blick über die Insassen des Busses schweifen, um sich zu überzeugen, dass sein Publikum an seinen Lippen hing, »… es gibt drei Dinge im Leben, die absolut niemandem was nützen …«
Carlyle grinste. Er hatte das alles schon mal gehört, mehrere Male, aber er wusste, dass Charlies Monolog ihn trotzdem wieder zum Lachen bringen würde.
Charlie machte weiter: »Das sind die Hoden des Papstes …«, Pause, Lächeln auf allen Gesichtern, »… Titten an einem Mann …«, noch eine Pause, um die Jubelrufe zu würdigen, »und …«, Extrapause, »… das Versprechen eines Politikers.« Ein stürmischer Beifall brach im ganzen Bus aus, begleitet von Hurrarufen, Pfiffen und Schlagstöcken, die gegen Fenster geschlagen wurden. Charlie verbeugte sich knapp, und da er das Thema genug ausgeschlachtet hatte, hörte er auf zu lächeln. Er schritt durch den Gang und musterte seine Schützlinge, hielt nach Anzeichen für Zweifel oder Besorgnis Ausschau. »Diese Scheißer werden uns heute keine Schwierigkeiten machen. Stimmt’s oder hab ich recht?«
Nervöses Gelächter füllte den Bus. Ein paar fröhliche Stimmen antworteten auf den Schlachtruf: »Jawohl, Sergeant!«
»Also bloß keine Hemmungen.« Ross schmunzelte, während er beobachtete, wie sich einige berittene Polizisten in fünfzig Meter Entfernung auf der Straße sammelten. »Zeigt ihnen, wer der Boss ist.«
Diesmal schlossen sich ein paar mehr Stimmen an: »Jawohl, Sergeant!«
»Seid kein Haufen verdammter Schwuchteln. Zeigt diesen Scheißkommunisten, wer der Scheißboss ist.«
» JAWOHL, SERGEANT !«
Als der Lärm abebbte, ertönte eine Stimme im hinteren Teil des Busses: »Wo sind wir, Sergeant?«
Charlie Ross schaute verträumt aus dem Fenster. »Keine Ahnung, mein Sohn. Irgend so ein DNS .«
»DNS?«, fragte jemand.
»Dreckiges nördliches Scheißloch.«
Mehr Gelächter.
Noch jemand meldete sich zu Wort: »Und was machen wir hier, Sergeant?«
»Konkret?«, fragte ein anderer.
»Exakt?«, sagte Carlyle und lachte.
»Genau?«, wollte noch ein Witzbold wissen.
»Was ist das hier?«, knurrte Charlie in gespielter Wut, auch wenn er jede Minute genoss. »Zwanzig Scheißfragen?« Er schlug mit seinem Knüppel gegen die Seite eines Sitzes neben ihm und starrte einen der Fragesteller unverwandt an. »Wir sind hier, Jungs, wie ihr sehr wohl wisst, um das Recht und die Scheißordnung aufrechtzuerhalten, um dem normalen Arbeiter zu ermöglichen, seinen Job ohne Störung zu machen, um die Unschuldigen zu schützen, und«, er legte wieder eine Pause ein, um sein letztes und einnehmendstes Lächeln des Vormittags zu offenbaren, »was am allerwichtigsten ist, um ein paar Scheißköpfe einzuschlagen.«
Carlyles Kopfschmerzen wurden schlimmer. Er schluckte noch ein Aspirin und steckte die Folie weg. Er saß bewegungslos auf der Mauer und machte die Augen zu, um das Licht auszusperren, das von jeder verfügbaren Oberfläche abzuprallen schien, um sein Gehirn mit der größtmöglichen Gewalt zu attackieren. Er machte ein paar langsame, tiefe Atemzüge. Endlich verlangsamte sich sein Herzschlag auf ein Niveau, das ihm bekannt vorkam. Jetzt konnte er wenigstens die verschiedenen Bestandteile seines vielseitigen Unbehagens aufzählen. Unter der Uniform klebte sein T-Shirt an seiner Brust. Schweiß rann an
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