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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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weißen Rand. Es war leicht überbelichtet und zeigte einen lächelnden jungen Mann in T-Shirt und Jeans, offenbar an einem Sommertag irgendwo auf dem Land aufgenommen. »Wir haben es unter einem der Scheibenwischer des Range Rover gefunden.«
    Carlyle musterte es und gab es dann an Joe weiter. Er wandte sich an Parkin. »Davon brauchen wir ein paar Kopien.«
    »Kein Problem«, erwiderte Parkin.
    »Ich werde Sie heute Nachmittag anrufen«, sagte Joe.
    Carlyle schaute ein letztes Mal zu der Leiche hinüber. »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte er. »Und jetzt sagen Sie mir, wo man hier in der Nähe um diese Uhrzeit eine anständige Tasse Kaffee bekommen kann.«

Neunzehn
    Southwark, London, November 1985
    Auf halber Strecke zwischen dem Elephant & Castle und der London Bridge saß PC John Carlyle am Fenster eines billigen, unsauberen Cafés, das die ganze Nacht geöffnet hatte, und starrte ins Leere. Das Lokal wurde von einer libanesischen Familie betrieben, die fünf Jahre früher vor dem Bürgerkrieg in Beirut geflohen war. Nach einigen Monaten Streife in den Straßen von Southwark war sich der junge Constable nicht so sicher, ob sie die richtige Wahl getroffen hatte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs saß sein Partner während der letzten drei Wochen, Constable Kevin Slater, ein liebenswerter Idiot aus Manchester, schob sich ein Speckbrötchen in den Mund und begann zu kauen. Indem er in seine leere Kaffeetasse starrte, versuchte Carlyle die braune Soße zu ignorieren, die Slaters Kinn hinunterlief und auf seine Uniform tropfte. Die beiden hatten sechs Stunden ihrer Zehnstundenschicht hinter sich. Sobald die vorüber war, hatte Carlyle drei Urlaubstage vor sich. Nicht gerade irgendwelche drei Tage, weil ein wichtiges Wochenende seine Schatten vorauswarf. Carlyle war verliebt.
    Krach, bumm, verdammter Tiefschlag. Er war völlig verknallt. Als er daran zurückdachte, wie es passiert war, musste er lächeln. An einem freien Tag vor ungefähr einer Woche hatte er ohne Geld in den Taschen und ohne einen Schlachtplan im Westend herumgelungert. Er stand am Leicester Square und schaute auf ein Filmplakat für Rocky IV , der im Januar im Empire gezeigt werden sollte, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Er rannte die St. Martins Street auf der Suche nach einem Unterstand entlang und duckte sich in die Westminster Reference Library. Hinter einem Stapel von Büchern auf einem Tisch in der Nähe der Tür saß das hübscheste Mädchen, das er in seinem Leben gesehen hatte. Sie schaute hoch, als er hineinkam. Carlyle fiel ihr ins Auge, und einen Moment lang konnte er sich nicht bewegen. Es war so, als hätte er einen Schritt in eine andere Welt gemacht. Als er seinen Weg fortsetzen wollte, wäre er fast über einen Papierkorb gefallen. Während die junge Frau versuchte, ihr Lachen zu unterdrücken, stolperte er zu einem Stuhl etwas weiter weg und verbrachte die nächste Stunde damit, sie über den oberen Rand einer drei Monate alten Ausgabe von Farmer’s Weekly anzustarren. Als sie endlich Anstalten machte zu gehen, stand er auf und stellte sich vor.
    Dabei war eine Verabredung herausgesprungen. In rund siebzehn Stunden würde sie ihn vor der U-Bahn-Station Leicester Square treffen. London lag ihnen zu Füßen. Jetzt musste er sich irgendwas einfallen lassen, irgendwas verdammt Gutes. Er durfte das hier auf gar keinen Fall vermasseln. Falls er das tat, würde Helen Kennedy ihm nie eine zweite Chance geben, davon war er überzeugt.
    Ein ungeheurer Rülpser von seinem Partner riss Carlyle aus seinen Gedanken. Da er sein Brötchen aufgegessen hatte, ging Slater sich ein zweites holen. »Willst du bestimmt keins?«, fragte er und hielt Carlyle einen leeren Teller hin. »Sie sind wirklich ausgezeichnet.«
    »Nee.« Carlyle schüttelte den Kopf, wandte sich von seinem Partner ab und starrte aus dem Fenster, auf der Suche nach romantischer Inspiration. Aber mitten in der Nacht auf der Trinity Street im verdammten SE 1 gab es keine zu finden. Die heruntergekommene Straße war eine Mischung aus kleinen Läden und Werkstätten, die alle um diese Uhrzeit geschlossen waren. Die Gegend war menschenleer. Kein einziger Wagen war am Straßenrand geparkt, und keiner war in den letzten zehn Minuten vorbeigefahren.
    Das hier waren harte, gnadenlose Straßen, Straßen mit einer Geschichte voll Gewalt und keiner nennenswerten Zukunft. Mehr als achtzig Jahre zuvor hatte sich die Polizei während des Generalstreiks nur einen

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