Die Verbindung: Thriller (German Edition)
Steinwurf von seinem Stuhl entfernt erbitterte Schlachten mit den Arbeitern geliefert. Knapp zwei Monate zuvor waren bei einer Gefängnisrevolte in Brixton, nur ein Stück die Straße hinunter, fünfzig Menschen verletzt und einer getötet worden; mehr als zweihundert wurden verhaftet. Der Aufstand war dadurch ausgelöst worden, dass eine Frau aus Jamaika, eine Mutter von sechs Kindern, von einer verirrten Polizeikugel getroffen worden undseitdem von der Taille abwärts gelähmt war. Im Norden des Flusses stand die Wohnsiedlung Broadwater Farm in Tottenham immer noch unter Kriegsrecht, nachdem Unruhen dort zum Mord an einem vierzig Jahre alten Police Constable mit drei Kindern geführt hatten. Ein anderer Polizist war angeschossen worden. In der Zwischenzeit hatte ein Lokalpolitiker sich damit gebrüstet, dass die Polizei »eine verdammt kräftige Abreibung« bekommen habe. Die Scheiße hörte einfach nie auf.
Carlyle hatte sich das immer wieder durch den Kopf gehen lassen, wenn er Streife ging. Seit seinem Besuch bei Dominic Silver waren fast neun Monate vergangen. Er hatte das Angebot eines Jobs natürlich nicht angenommen, aber er musste einfach dauernd an Doms Worte denken: »Es wird immer einen ›inneren Feind‹ geben … Du wirst immer für andere die Drecksarbeit machen müssen.« Carlyle musste zugeben, wenn auch nur vor sich selbst, dass es so aussah, als habe der verdammte Dominic Silver recht gehabt.
Slater kam gerade mit seinem zweiten Speckbrötchen und einem Becher Tee an den Tisch zurück, als zwei weiße Jugendliche in Sicht kamen, die mit gleichmäßigem Schritt auf das Café zugingen. Es waren große Brocken, locker über eins achtzig und so breit wie hoch. Sie blieben vor dem Fenster stehen und starrten die beiden Polizisten dahinter an. Erst in diesem Moment erkannte Carlyle, dass einer von ihnen einen Ziegelstein in der Hand hatte. Eine Sekunde später zerbarst das Fenster, und er war mit Glassplittern übersät. Ohne sein Brötchen loszulassen, kippte Slater mit seinem Stuhl nach hinten um. Carlyle ließ ihn auf dem Boden und seinen Helm und sein Funkgerät auf dem Tisch liegen, rannte aus dem Café und nahm die Verfolgung auf.
Er brüllte den Jugendlichen hinterher, sie sollten stehen bleiben. Wie nicht anders zu erwarten, ignorierten sie ihn. In seinen Polizeistiefeln zu rennen, war die reinste Qual. Fast von Anfang an fühlte sich seine Brust zu eng an, und er rang um Atem. Du musst mehr für deine Fitness tun, sagte Carlyle sich. Er atmete durch den Mund und zwang sich, noch einen Zahn zuzulegen. Er kam den beiden Männern nicht näher, aber der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich auch nicht. Fünfzig Meter vor ihm sah er, wie sie nach rechts in eine Gasse einbogen. Als er einen Blick über die Schulter zurückwarf, konnte er Slater nirgendwo sehen. Er fühlte, wie ihn Verärgerung ergriff, aber es gab nichts, was er jetzt daran ändern konnte. Mit gesenktem Kopf rannte er um die Ecke und stolperte direkt über einen ausgestreckten Fuß, woraufhin er kopfüber in einem Haufen Müllbeutel landete, die gegen eine Hausmauer gestapelt worden waren. Carlyle warf sich auf den Rücken und lag einfach da und atmete tief durch. In der Gosse liegen, dachte er, und zu den Sternen hochschauen. Oder dahin, wo die Sterne sein sollten. Er war sich der Schatten bewusst, die sich gerade außerhalb seines Blickfelds bewegten.
Jemand machte einen Schritt auf ihn zu. Das dumpfe Klirren von Metall auf Ziegelstein war zu hören. »Steh auf!«
Langsam mühte sich Carlyle in eine sitzende Haltung. Einer der Müllsäcke war geplatzt, und verdorbenes Obst quoll daraus hervor. Er pflückte eine verfaulte Bananenschale von seiner Uniformjacke und warf sie so lässig, wie er konnte, in die Richtung der Stimme. Er stemmte sich aus dem Abfall hoch, stand auf und sah jetzt einen dritten Mann vor sich, während die beiden, hinter denen er hergerannt war, sich weiter im Hintergrund an die Mauer lehnten.
»Hallo, Trevor.«
Trevor Miller klopfte mit einem Stück Bleirohr gegen sein Hosenbein. In dem Halbdunkel sah er größer und hässlicher aus, als Carlyle ihn in Erinnerung hatte. »Ich hab dich gewarnt, Carlyle. Warum hast du mit dem Anwalt von dieser Schlampe geredet? Warum hast du mir das angehängt?«
Carlyle spürte, dass sein Herz mit rasender Geschwindigkeit schlug. »Warum hast du sie nicht in Ruhe gelassen?«
Ohne zu antworten, trat Miller vor und stieß Carlyle das Rohr in die Rippen. Ein
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