Die Verbindung: Thriller (German Edition)
zehn vor fünf am Morgen, und er fühlte sich beschissen. Diese verdammten Studenten, die in dem Apartment unter ihm im Winter Garden House zur Miete wohnten, hatten ihn um zwei Uhr früh mit ihren verdammten Computer-Kriegsspielen geweckt. Es war das dritte oder vierte Mal, dass dies in den letzten Wochen passiert war. Sie blieben die ganze Nacht auf und spielten Mercenaries: World in Flames oder Call of Duty: World at War . Als es zum ersten Mal dazu kam, hatte Carlyle tatsächlich gedacht, in dem Gebäude wäre eine Bombe hochgegangen. Es war nicht viel besser, als er begriff, dass es nur ein Spiel war. Es gab Passagen ohne Ton, und dann kam eine ungeheure Explosion. Es war so, als fände der Dritte Weltkrieg direkt unter seinem verdammten Bett statt. Jedes Mal, wenn Carlyle sich beschweren ging, entschuldigten sie sich verlegen und hörten auf. Und ein paar Tage später fingen sie wieder damit an. Der Umstand, dass er Polizist war, schien sie nicht im Geringsten zu kümmern. Er begann, sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen, ob er die kleinen Scheißer nicht wegen irgendwas verhaften lassen solle. Oder noch besser: Er würde Dominic Silver bitten, jemanden vorbeizuschicken, der ihre Spielkonsolen zertrümmerte und ihnen die Finger brach.
Carlyle brauchte seinen Schlaf wirklich: Waren es weniger als sieben Stunden, war er am nächsten Tag schlecht in Form. In diesem Fall hatte er nicht mal eine Stunde geschafft, weil er knapp zwei Minuten, nachdem er endlich die Augen zugemacht hatte – wenigstens war es ihm so kurz vorgekommen –, den Anruf wegen der Leiche erhalten hatte. Joe hatte ihn um kurz nach vier abgeholt, und in weniger als zehn Minuten waren sie am Tatort angekommen.
Die Leiche war nach einer Marketing-Broschüre identifiziert worden, die man in dem Range Rover gefunden hatte. Es gab das inzwischen vertraute Messer, das dem Toten im Arsch steckte, und eine Lache geronnenen Bluts hatte sich einen Meter von dem Wagen entfernt gebildet. Daneben verlief fast über seine gesamte Länge ein äußerst beeindruckender Streifen Erbrochenes.
Joe kam zu ihm geschlendert.
»Warum ist er immer noch hier?«, fragte Carlyle.
»Man hat ihn mit Sekundenkleber an den Wagen geklebt«, erklärte Joe, der ein Kichern zu unterdrücken versuchte. »Die Lackierung wird nicht mehr das sein, was sie mal war.«
»Was?«
»Er ist an die Kühlerhaube fixiert. Sie haben eine Jumboflasche Lockdown-Sekundenkleber gefunden.« Er zeigte auf eine kleine Gruppe von Polizisten, die neben dem Wagen zusammenstanden, und senkte ein wenig die Stimme.
»Wunderbar.« Carlyle wusste schon, dass Sekundenkleber ein geläufigeres Problem für die Polizei war, als die meisten Leute sich vorstellen konnten. In East London war er einmal in eine Wohnung gerufen worden, in der ein Mann im Rollstuhl verhungert war, weil sein Ober- und sein Unterkiefer zusammengeklebt worden waren. Der Untersuchungsrichter hatte als Todesursache »unbekannt« festgestellt, aber Carlyle hatte sich noch lange danach gefragt, was da geschehen war. War es ein Versehen gewesen? Selbstmord? Da es echte Zähne waren, hätte man sie schlecht versehentlich aneinanderkleben können. Und falls der Typ es mit Absicht getan hatte – was für eine wahrhaft grauenhafte Art, sich das Leben zu nehmen. Oder hatte es ihm jemand anderes angetan? Carlyle hatte nachts wach gelegen und versucht, eine Erklärung zu finden, aber es war ihm einfach keine vernünftige eingefallen. Ein anderes Mal hatte er es mit einem Mann zu tun gehabt, der gegen seine Kautionsauflagen verstoßen und sich mit seiner Freundin zusammengeklebt hatte, um nicht festgenommen zu werden. Carlyle hatte beide zur Station bringen lassen und die Freundin wegen Behinderung der Justiz eingebuchtet, bevor er sich aus dem Staub machte,um nicht dabei sein zu müssen, während sie getrennt wurden.
»Warum hat man das deiner Ansicht nach mit ihm gemacht?«, fragte er Joe und zeigte auf die Leiche.
»Vermutlich, um ihn in dieser Stellung zu halten«, erwiderte Joe, »damit wir ihn genauso fänden, mit dem Messer, das in seinem Arsch steckt.«
»Genau wie bei Ian Blake. Und so ähnlich wie bei George Dellal.«
»Ja, es ist der gleiche Modus Operandi – eine andere Sorte Messer, aber eindeutig der gleiche MO .«
Darüber dachte Carlyle einen Moment nach. »Wie wollen sie ihn runterkriegen?«
»Das besprechen sie gerade mit dem Pathologen und einem Mann von der Spurensicherung. Das wird knifflig werden. Sie haben
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