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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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nicht mehr zusammen. Jetzt brauche ich Abstand. Ich bin nicht dein Mann zum Pferdestehlen«, sagte er.
    Die Wohnungstür klappte hinter ihm ins Schloss.

    Das war’s dann wohl. Marion ging deprimiert in die Küche zurück und ließ sich auf einen der freien Stühle fallen. Zumindest was ihre unklare Beziehung zu Thomas anbelangte, hatte der Schrecken nun tatsächlich ein Ende gefunden. Sie fühlte sich noch furchtbarer als am Morgen. Susanne stand auf, füllte zwei Becher mit Kaffee und schob Marion einen der Becher über den Tisch.
    »Sieht so aus, als brauchtest du jetzt auch etwas Trost«, sagte sie. Und dann heulten die beiden Frauen gleichzeitig los. Susanne war als Erste wieder in der Lage zu sprechen.
    »Mir geht es schon etwas besser«, schniefte sie. »Irgendwie erscheinen mir die Ereignisse der Nacht irreal, als hätte sie jemand anders erlebt.« Sie straffte sich. »Du brauchst dir übrigens keine Sorgen zu machen: Ich habe der Polizei nichts erzählt, was mit dir oder Professor Kirschner oder dem Pferd zu tun haben könnte.«
    »Wer ist hier eigentlich verrückt?«, stöhnte Marion. »Professor Kirschner hat ebenfalls dichtgehalten, um mich zu schützen, aber wie sollen sie Nikolai ohne diese Informationen finden?«
    Susanne zuckte die Achseln. »Der ist sowieso zu schlau. Er hatte alles ganz genau geplant.«
    »Trotzdem musst du doch …«
    »Gar nichts muss ich. Meinst du, ich möchte, dass du verhaftet wirst?«
    »Verdient hätte ich es«, sagte Marion düster.
    »Dann hätten sie auch jeden Grund dazu gehabt, mich wegen Beihilfe mitzunehmen. Wo ist das Kästchen eigentlich?«
    Marion deutete mit dem Daumen auf ihre Tasche, die sie achtlos vor den Kühlschrank geworfen hatte.
    »Ich bringe es nach China. Ich hoffe, am Mittwoch oder Donnerstag in Xi’an zu sein.«
    »Soll ich mitkommen?«
    Marion sah ihre Freundin entgeistert an. Susannes Loyalität war grenzenlos.
    »Nein«, sagte sie fest, »ich muss das allein hinter mich bringen. Hast du die Nummer vom Reisebüro?«

    Zwei Stunden später rief die Angestellte des Reisebüros zurück. Sie hatte Marion einen Flug für Montagnachmittag nach Hongkong und für Mittwoch einen Anschlussflug nach Xi’an reserviert. Marion brauchte den Tag in Hongkong, um sich ein Expressvisum zu besorgen.
    Professor Kirschners Finanzspritze war ein willkommener Beitrag zu den Flugkosten, nichtsdestotrotz ließ Marions mageres Bankguthaben ihr keine andere Wahl, als sich auch noch ein paar hundert Euro von Susanne zu leihen.
    In der Zwischenzeit hatte Susanne die für den Abend geplante Geburtstagsparty abgesagt. Weder Marion noch Susanne war nach Feiern zumute. Die Freundinnen hatten sich eine Pizza bringen lassen, die kaum angetastet auf dem Küchentisch stand und langsam kalt wurde.
    Susanne mühte sich mit dem Korken einer Flasche Rotwein ab. »Was hat Professor Kirschner denn nun eigentlich zu deinem Fund zu sagen?«, fragte sie.
    »Ich habe seinen Bericht noch nicht angesehen. Warte, ich hole ihn.« Nachdem sie die Blätter aus dem Umschlag gezogen hatte, begann sie laut vorzulesen.
»Liebe Frau Reuter,
da ich annehme, dass Sie vor Neugierde bald platzen, möchte ich Ihnen meine vorläufigen Ergebnisse nicht vorenthalten. Natürlich wird es noch lange Zeit dauern, bis alles verifiziert ist. Die Historiker werden sich den Kopf über die Auslegung jedes einzelnen Wortes zerbrechen, aber die naheliegenden Schlussfolgerungen möchte ich Ihnen dennoch nicht vorenthalten. Entschuldigen Sie, wenn ich mit Fachbegriffen und Namen um mich werfe. Sollten Sie Fragen haben, rufen Sie mich an – es wird mir eine Freude sein, Ihnen mehr zu dem Thema zu erzählen, das mir so lieb ist.
Bitte bewahren Sie vorläufig Stillschweigen über den Inhalt dieses Briefes.
Herzlichst
Gerd Kirschner
 
An der Echtheit der Bambustafeln, der zerbrochenen Pferdefigur und des Kästchens besteht kein Zweifel. Anhand der auf den Tafeln enthaltenen Informationen und im Abgleich mit den Ergebnissen der C14-Messungen kann der Fund auf die Regentschaft des chinesischen Kaisers Wu Di (140–87 v.Chr.) datiert werden. Die Botschaft, in der chinesischen Lishu-Schrift verfasst, ist beinahe vollständig erhalten. Lediglich eine, maximal zwei der Tafeln sind im Laufe der Jahrtausende verlorengegangen.
Die Botschaft, datiert auf das dritte Jahr der Taiyuan-Ära (102 v.Chr.), stammt vom Kaiser oder aus seinem direkten Umfeld. Sie ist an General Li Guangli adressiert, der sich zu diesem Zeitpunkt in der Oase

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