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Die verborgene Grotte

Die verborgene Grotte

Titel: Die verborgene Grotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sollte, und er wollte es alleine schaffen. Sicher war die Fabrikantenvilla ein seltsames und unheimliches Haus, aber dass es wirklich Menschen verschluckte, konnte sich Karl tief in seinem Innersten dann doch nicht vorstellen.
     
    Knarrend öffnete sich die Tür neben dem großen Schrank im Keller. Abgestandene, muffige Luft schlug Karl entgegen. Fünfzig Jahre alte Luft. Im Inneren konnte er leere Regale ausmachen, die geradezu perfekt für seine Zwecke geeignet zu sein schienen. Aber er hatte nicht vor, einfach so in diese Finsternis hineinzumarschieren. Das Mindeste war ein bisschen Licht. Also ging er nach oben und besorgte sich ein Verlängerungskabelaus der Küche und eine Stehlampe aus dem ersten Stock.
    Als er sie unten im Keller einschaltete, grinste ihn eine Teufelsfratze vom ledernen Lampenschirm herunter an. Solange die Lampe aus war, war von der Figur nichts zu sehen gewesen   – sie musste irgendwie ins Leder geprägt sein.
    Typisch, dass er sich von allen Lampen des Hauses ausgerechnet die gruseligste aussuchte!
    In dem geheimen Raum war man ganz und gar von der Außenwelt abgeschnitten, als säße man in der Falle. Kein Laut drang von außen herein. Karl fühlte sich wie ein Insekt, das gerade begreift, dass es in eine fleischfressende Pflanze geraten ist. Es versucht zu fliehen, aber die Beine kleben fest und der Schlund der Pflanze schließt sich langsam, aber unaufhaltsam   …
    Er schüttelte sich, um das unbehagliche Gefühl loszuwerden, schließlich hatte er einen Job zu erledigen.
    Wenn er die Sachen auf das oberste Regalbrett direkt unter die Decke stellte, überlegte er sich, konnte man sie nicht einmal dann sehen, wenn man durch die Tür trat. Wirklich perfekt. Innerhalb einer halben Stunde war alles an Ort und Stelle gebracht. Der Dolch, die Masken und der ganze Schmuck. Als Letztes legte Karl noch dieVoodoopuppe auf das Regalbrett. Sie hatte kein Gesicht und war abgenutzt und schmutzig. Man konnte sehen, dass der Körper viele Male von etwas Spitzem durchbohrt worden war. Karl wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie es der Person ergangen sein mochte, der diese Puppe irgendwann gewidmet worden war.
    Plötzlich zog ein kalter Windhauch durch das Haus bis hinunter in den Keller und erfasste die Tür zu dem geheimen Raum. Karl erstarrte. Was, wenn sie zufiel? Was, wenn er hier eingeschlossen wurde?
    Aber glücklicherweise wurde die Tür vom Kabel der Stehlampe gestoppt, bevor sie ins Schloss fallen konnte. Für einen Moment wurde es dunkel. Karl wollte nur noch raus aus diesem Kellerloch. Die Lampe fing an zu blinken, sie ging an und aus, immer wieder. Dann flackerte sie. Wie hypnotisiert starrte Karl den Teufel auf dem Lampenschirm an.
    Es kam ihm vor, als würde er einen altmodischen Film sehen, einen flimmernden Stummfilm, in dem das Grinsen der Fratze mit jedem Einzelbild breiter und breiter wurde. Dann änderten sich die Gesichtszüge und der Teufel verwandelte sich in eine bekannte Gestalt mit langem, glattem Haar. Das Gesicht auf dem Porträtin der Halle. Pilkins! Die Lampe ging aus und es blieb nichts als pechschwarze Dunkelheit. Karl stürzte zur Tür und aus der Kammer hinaus.
     
    Das muss Einbildung gewesen sein, dachte er und schnappte noch immer nach Luft. Aber er verschwendete nicht einen Gedanken daran, noch einmal nachzusehen.
    Stattdessen zog er den Stecker der Lampe, schleuderte das Kabel in den geheimen Raum und knallte die Tür zu, so fest er konnte. Dann schob er noch einen Tisch davor. Zur Sicherheit.
    Aber obwohl das Kabel nicht mehr dazwischen klemmte, ließ sich die Tür nicht richtig schließen. Durch den Spalt fiel der Blick genau auf das Wandregal. Karl stöhnte. Genauso gut hätte er die Sachen in die Kammer unter der Treppe räumen können.
    Doch die Lösung stand unmittelbar vor ihm: Der Schrank, der einst in der Spukgeschichte die Tür verdeckt hatte, war noch immer an derselben Stelle wie an dem Tag, an dem Direktor Pilkins auf so geheimnisvolle Weise verschwunden war. Karl musste ihn nur an seinen ursprünglichen Platz vor die Tür zurückschieben.
    Karl spuckte in die Hände und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Schrank, aber derwar viel zu schwer, um ihn ohne Hilfe zu verrücken.
    Es wäre zu schön gewesen, das hier auf eigene Faust zu regeln, aber eine Notlage ist eine Notlage. Karls Handy lag noch zu Hause, aber Miriam hatte sicher nichts dagegen, wenn er ihr Telefon benutzte.
    Er ging nach oben, um Sara anzurufen.

K apitel 11

    Kurz

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