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Die verborgene Grotte

Die verborgene Grotte

Titel: Die verborgene Grotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Finsternis.
    »Was war das?«, fragte Karl.
    Sara verzog das Gesicht.
    »Mein Bootsschlüssel.«
    Sie seufzte.
    »Zumindest ich muss jetzt da runter.«
    »Nein«, sagte Karl und versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen. »Ich gehe runter. Ich arbeite hier. Du wartest oben.«
    Dann ließ er sich mit den Beinen zuerst in die Öffnung gleiten und stellte sich vorsichtig auf die oberste Stufe, um zu prüfen, ob sie ihn trug.
    »Warte«, sagte Sara und kramte in ihrer Hosentasche.
    Sie reichte ihm eine Schachtel Streichhölzer.
    »Danke.«
    Aber Sara beachtete ihn gar nicht mehr. Sie hockte noch immer auf der aufgeklappten Falltür und starrte das Holz an.
    »Was ist das?«
    Karl drehte sich um, während Sara ein kleines Stück zurückrutschte, damit es besser zu erkennen war.
    »Siehst du diese Spuren?«, flüsterte sie atemlos. »Hier. Auf der Innenseite.«
    »Was für Spu…«
    Aber da sah Karl sie auch. Kratzspuren. Von Krallen. Oder Fingernägeln.
    »Kann es sein, dass jemand versucht hat   … rauszukommen?«
    Eine Weile starrten sie schweigend auf die Rillen im Holz.
    »Glaubst du   … glaubst du, da unten ist jemand?«
    Sara beugte sich über das Loch.
    »Hallo?«, rief sie.
    Der Klang ihrer Stimme hallte in der Tiefe wider, wurde verzerrt und gespenstisch zu ihnen zurückgeworfen. Aber wenigstens wurde er nicht von einer Antwort begleitet.
    »Ich komme mit«, sagte Sara entschlossen. »Wir gehen zusammen.«
    Karl gab sich alle Mühe, seine Erleichterung darüber, dass er nicht alleine nach unten musste, zu verbergen, aber dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.
    »Was machen wir, wenn die Klappe zufällt, während wir beide noch unten sind?«
    Sara holte einen Werkzeugkasten. Dann nahm sie einen Hammer und den längsten Nagel, den sie finden konnte.
    »Erledigt«, sagte sie, nachdem sie die Falltür auf dem Dielenboden festgenagelt hatte. »Bist du bereit?«
    »Warte«, sagte Karl. »Nur noch eine weitere Sicherheitsvorkehrung.«
    Er ging noch einmal hoch in die Küche, schrieb »Sind im Keller, die Falltür ist im Boden neben dem großen Schrank« auf einen Zettel und legte ihn auf den Tisch.
    »Ich traue diesem Haus nicht«, sagte er. »Ich bin mir nicht sicher, ob ein Nagel es daran hindern würde, uns einzusperren, wenn es das wollte.«
    »Okay«, sagte Sara. »Bist du jetzt bereit?«
    »Kein Stück. Aber wir machen es trotzdem.«
    Und dann kletterten sie die Leiter hinunter, immer tiefer in die Dunkelheit.

K apitel 12

    Das Geräusch ihrer Füße auf den Eisensprossen hallte in der absoluten Finsternis wider, die nur durchbrochen wurde, wenn Karl stehen blieb und ein Streichholz anzündete, dessen kleine Flamme die schroffen Felswände um sie herum beleuchteten.
    Karl zählte über zwanzig Sprossen, ehe er festen Boden unter den Füßen spürte. Die Öffnung über ihnen sah nun aus wie ein helles Viereck, als würde die rostige Leiter zu einem winzigen Dachfenster führen. Sie fühlten sich, als würden sie auf dem Grund eines Brunnens stehen.
    »Wir sind bestimmt acht oder zehn Meter unter dem Haus«, sagte er. »Warum gräbt jemand so einen tiefen Keller?«
    Er zündete noch ein Streichholz an, während Sara auf dem Boden nach ihrem Bootsschlüssel suchte. Sie fand ihn fast sofort.
    »Das sieht nicht nach Keller aus«, flüsterte sieund blickte sich um. »Eher wie eine Grotte und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie schon viel länger existiert als das Haus. Schau dir mal die Wände an, die sehen aus wie ganz gewöhnliche Felsen, gar nicht, als hätte hier jemand gesprengt oder gehackt oder so.«
    Karl entdeckte einen dunklen Umriss an der Wand und näherte sich mit einem brennenden Streichholz. Es war eine Fackel, die mit einem eisernen Ring an der Wand befestigt war. Sara übernahm die Streichholzschachtel. Beim dritten Versuch gelang es ihr, die Fackel anzuzünden, und mit einem warmen, flackernden Schein loderte die Flamme auf.
    Ein paar Meter hinter der ersten Fackel hing eine zweite. Sara zündete auch sie an. Sie zog sie aus der Halterung und nahm sie mit. Nur wenige Schritte weiter ging die Grotte in einen Gang über, der knapp einen Meter breit war und gerade hoch genug, um aufrecht darin zu stehen. In den Wänden waren kleine, mit Spinnweben überzogene Nischen, in denen Kerzen standen.
    »Mir gefällt das hier nicht«, sagte Karl. »Es kommt mir vor, als wollte uns jemand immer tiefer in eine Falle locken. Vielleicht ist das Ganze ein Labyrinth, aus dem wir nie wieder

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