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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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schneller, okay?«
    Sie trat das Gaspedal durch.
    »Was, wenn er uns verfolgt?«
    »Das kann er nicht. Ich habe seine Reifen durchstochen.«
    Clever , dachte Julia. »Hat er was gesagt?«
    »Nur, dass er nicht zum Reden hergekommen ist.«
    Julia hatte Mühe, sich auf die Straße zu konzentrieren. Ihr fehlte die Fahrpraxis und auf der Schotterpiste schnell zu fahren, war selbst für einen erfahrenen Fahrer gefährlich. Ihre Fingerknöchel liefen weiß an, so fest umklammerte sie das Lenkrad.
    Tommys wütendes Randalieren auf dem Rücksitz zerrte zusätz lich an ihren Nerven. Aber nach einer Weile ging seine lautstarke Aufregung in ein monotones Lallen über und Julia hatte endlich das Gefühl, einigermaßen die Kontrolle über den Jeep zu haben.
    Das war noch mal gut gegangen. Angst und Panik legten sich ein wenig und ihre Gedanken richteten sich nach vorn. Es war später Nachmittag, bald würde es Abend werden. Es würde dunkel werden.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie Simon.
    »Ich kenne da eine Hütte in den Bergen. Dort können wir hin.«
    Eine Hütte in den Bergen?
    Vor lauter Verwunderung wusste Julia nichts zu antworten. Hun dert Gedanken wirbelten zusammenhanglos durch ihren Kopf. Eine Hütte in den Bergen. Was, wenn ihre Mutter versuchte anzurufen? Was, wenn Hanna herausbekam, was mit dem alten Mann passiert war, und sich Sorgen machte? Ihr Groll würde unermesslich sein. Vermutlich würde Julia bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag Stu benarrest bekommen und Simon nie mehr wiedersehen.
    »Warum gehen wir nicht in ein Motel? Ich habe Geld.«
    »In den Motels wollen sie fast immer einen Ausweis sehen. Wir sind beide noch nicht volljährig und mit Tommy fallen wir auf.«
    Das war einleuchtend und Julia dachte über weitere Alternativen nach, die bei ihrer Mutter weniger Unverständnis hervorrufen wür den als eine Hütte in den Bergen .
    »Gib Gas!«
    »Was?«
    »Gib Gas. Er ist hinter uns her!«
    »Aber du hast doch gesagt . . .«
    »Er fährt den braunen Truck. Jason muss ins Haus eingebrochen sein und sich die Schlüssel geholt haben.«
    Julia trat das Gaspedal durch. Sie riskierte einen Blick in den Sei tenspiegel und sah den braunen Pick-up, der dicke Staubwolken aufwirbelte, näher kommen.
    Obwohl Julia den Weg nun schon viele Male gefahren war, wusste sie nicht, wie weit es noch bis Eldora Valley war. Wahrscheinlich hatten sie die halbe Strecke bereits hinter sich gelassen, aber bis zur Siedlung waren es bestimmt noch zehn Kilometer. Jason war mit der Schotterpiste vertraut und er hatte jede Menge Wut im Bauch. Irgendwann würde er sie einholen, das war nur eine Frage der Zeit.
    Julia warf einen Blick auf den Tacho. Sie fuhr jetzt fast siebzig Kilo meter pro Stunde, schneller konnte sie auf der unbefestigten Stra ße nicht mehr werden. Der Truck kam Stück für Stück näher.
    »Die Kurve . . .«, rief Simon. »F-ahr langsamer.«
    Die scharfe Linkskurve, Julia hatte sie ganz vergessen. Sie nahm den Fuß vom Gaspedal, war aber zu schnell, um die Kurve sicher zu nehmen. Für einen Moment verlor sie die Kontrolle über den Jeep. Er geriet ins Schlingern und Julia sah ihn schon über die Straße hi nausschießen und irgendwo zwischen den Beifußsträuchern auf dem Dach liegen bleiben.
    Da griff Simon ins Lenkrad und lenkte gegen. Instinktiv ging sie leicht aufs Gas und der Jeep rollte nach der Kurve wieder geradeaus.
    Julia stand der Schweiß auf der Stirn. Sie riskierte einen hastigen Blick nach hinten und sah, dass der braune Truck sie beinahe er reicht hatte. Eingehüllt in eine ockerfarbene Staubwolke, sah er aus wie ein böses Ungeheuer, das sich ihrer bemächtigen wollte.
    Es ist vorbei , dachte sie. Gleich überholt er uns und dann ist es vor bei. Würde Jason seine Drohung wahr machen und Simon vor ihren Augen erschießen?
    Doch ganz plötzlich fiel der Truck zurück und der Abstand vergrö ßerte sich wieder. Im Seitenspiegel sah Julia, wie Jason ausstieg und mit seiner Pistole auf den Jeep zielte. Aber dann riss er den Arm hoch und trat wütend gegen den Reifen des Trucks.
    »Der Sprit ist alle«, sagte Simon mit zitternder Stimme. »Es war nicht mehr genug Benzin im Tank.«

26.

    I n Eldora Valley hielten sie bei Sam und Simon tankte den Jeep auf. Er ging nach drinnen, um zu zahlen, und verschwand auf der Toilet te. Hinter verschlossener Tür zog er sich das T-Shirt aus dem Hosen bund.
    Eine von Jasons Kugeln hatte ihn erwischt. Ein Streifschuss. Die Kugel hatte ihm über der linken Hüfte die

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