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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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beruhigte. »Schon gut«, sagte er. »Schon gut. Lass uns unsere Sachen zusammenpacken, okay?«
    Im Wohnwagen begann Simon, seine Habseligkeiten in zwei gro ßen alten Koffern zu verstauen. Er nahm die Fotos von den Wänden, packte seine Steinsammlung ein und die Bücher, die ihm am Herzen lagen.
    »Simon, was zum Teufel machst du da?«, fragte Julia, sichtlich er schrocken.
    »Packen«, sagte er. »Das solltest du auch tun.«
    Julia suchte eilig ein paar Kleidungsstücke zusammen. »Wieso packst du deine Bücher ein?«, fragte sie.
    »Wenn ich jetzt die Ranch verlasse«, sagte er, »dann gibt es kein Zurück mehr.«
    »Aber . . .?«
    »Versuch nicht, es zu verstehen, okay? Pack einfach deine Sachen zusammen.«
    »Du willst für immer weggehen?«
    »Ich will nicht weggehen«, sagte Simon leise und mit tiefer Trau rigkeit in der Stimme. »Aber wie es scheint, bleibt mir keine andere Wahl.«
    »Meine Großeltern werden wiederkommen, wenn es Grandpa besser geht«, sagte Julia. »Er wird dich brauchen. Du kannst ihn doch jetzt nicht einfach hängen lassen.«
    Simon öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Dann überlegte er es sich anders und sah weg. Er schloss seine Koffer, trug sie nach draußen und verstaute sie im Jeep. Dann holten sie Julias Gepäck aus dem Trailer. Simon reichte ihr die Autoschlüssel.
    »Ich, wieso . . .?«
    »Frag nicht, okay? Es ist wichtig, dass du mit der Automatikschal tung klarkommst.«
    Er zeigte ihr, wie sie den Hebel in die richtige Position stellen musste, alles andere war ein Kinderspiel.
    »Gut«, sagte er. »Und jetzt fahr ihn hinter die Scheune.«
    Julia fuhr über den Vorplatz, vorbei an Tommys Truck, und lenkte den Jeep hinter die Scheune. Simon zeigte ihr die Stelle, wo sie ihn parken sollte. Hier konnte man den Jeep vom Platz vor dem Haus aus nicht sehen und auch von der Zufahrt zur Ranch nicht, weil er von dieser Seite durch Sträucher und die Heuerntemaschine ver deckt war.
    »Was hast du vor?«, fragte Julia.
    »Ich bringe jetzt Tommy in den Jeep und du versuchst, ihn ruhig zu halten. Ich muss den Ziegen Heu bringen, damit sie ein paar Tage zu fressen haben, okay?«
    »Ja«, sagte sie, »aber beeil dich.«
    Simon holte Tommy, dann rannte er zum Ranchhaus und ver schloss die Tür. Den Ziegen warf er mehrere Heuballen ins Gatter und füllte das Trinkwasser auf. Wieder zurück bei den Kühen, rief er Pipsqueak und öffnete das Tor zu einer Weide, auf der das Gras spärlich nachgewachsen war. Für eine Weile würden die Tiere dort genug zu fressen haben. Als er Pipsqueak umarmte und dem Kälb chen noch ein paar zärtliche Abschiedsworte ins Ohr flüsterte, sah er in der Ferne eine Staubwolke aufsteigen. Ein Fahrzeug näherte sich der Ranch.
    Simons Herz begann rasend zu klopfen. So schnell, verdammt. Viel leicht ist es gar nicht Jason, dachte er, während er zum Tor lief. Viel leicht ist Frank aus Reno zurück und hat erfahren, was passiert ist. Doch Simon wusste, dass er sich selbst belog.
    Mit fahrigen Händen schloss er das Tor hinter sich und sprintete zum Jeep. Er riss die Fahrertür auf. »Ich glaube, es geht los.«
    »Kommt er?«
    »Jemand kommt und ich wette, dass er es ist.«
    »Worauf warten wir dann noch?«
    »Wenn wir jetzt losfahren, begegnen wir ihm auf der Zufahrt zur Ranch. Er wird uns nicht vorbeilassen.«
    »Was hast du vor?«, fragte Julia.
    »Ich werde mit Jason reden und versuchen, innerhalb von zehn Mi nuten bei dir zu sein.« Er sah sie eindringlich an. »Du musst auf dei ne Uhr schauen. Wenn ich nach zehn Minuten nicht bei dir bin, fährst du los.«
    Julia wollte protestieren, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Du wirst einfach tun, was ich dir sage, okay? Du fährst los und war test vorne in der Kurve am Camp auf mich. Versprich mir, dass du losfährst!«
    »Ich versprech’s.«
    »Und hab keine Angst. Jason wird dir nichts tun. Er wollte dich has sen, aber ich weiß, dass er es nicht kann.«
    Simon stand versteckt hinter einem Strauch und wartete, bis der Zweisitzer die Zufahrt zur Ranch erreicht hatte. »Zehn Minuten, Ju lia«, rief er ihr zu. »Sollte ich nicht zum Camp kommen, fahr zu Sam und bitte ihn um Hilfe.«
    Mit diesen Worten war er verschwunden.
    Simon lief auf den Vorplatz zurück und versteckte sich im Schup pen. Jason hielt mit seinem Auto erst vor Simons Wohnwagen, dann vor dem Trailer. Als er beide leer vorfand, kam er auf den Vorplatz gefahren, parkte vor dem Zaun und stieg aus.
    Jason sah sich eine Weile um und lauschte. Dann begann

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