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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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niemanden,
sagte sie irgendwann.
Also ist es Schwachsinn, wenn Sie behaupten, dass Sie ihr nicht genug geben könnten. Eine Ausrede.
Begriff Elizabeth denn nicht, dass ich nur sie wollte? Dass sie alles war, was ich jemals wollen würde? Unter der Daunendecke war die Sommerhitze drückend und erstickend. Ich rang nach Luft.
    Ich hatte eine Chance, eine allerletzte Chance bekommen und alles verdorben, ohne zu wissen, womit. Und so wartete ich darauf, dass Meredith die Treppe hinaufstürmte und die Worte aussprach, mit denen ich nie mehr gerechnet hätte:
Elizabeth schickt dich zurück. Pack deine Sachen
.

21.
    A m Sonntagmorgen aß ich Sodakräcker und wartete darauf, dass die Übelkeit nachließ. Sie tat es nicht. Dennoch stieg ich ins Auto und fuhr durch die Stadt. Unterwegs musste ich mich dreimal in einen Gully erbrechen. Die weltweite Überbevölkerung war mir ein völlig schleierhaftes Phänomen, als ich immer wieder an einem Gitterrost stoppte.
    Wie ich vorausgesehen hatte, war Grant nicht zu Hause. Sicher stand er hinter seinem Laster und versorgte Schlange stehende Dorfbewohner mit Schnittblumen. Ich war erst seit drei Nächten fort, keine ungewöhnlich lange Zeit für mich oder unsere Beziehung, und ich stellte mir vor, wie er so schnell wie möglich arbeitete und dabei schon in Gedanken das komplizierte Abendessen plante. Nie würde er damit rechnen, dass ich sonntags das Abendessen versäumen könnte. Zumindest hatte ich ihn gewarnt, dachte ich, als ich mit dem verrosteten Ersatzschlüssel die Tür öffnete. Es war nicht meine Schuld, wenn er es vergessen hatte.
    Ich lauschte, ob sich das Brummen von Grants Laster näherte, und packte rasch. Ich nahm alles mit, was mir gehörte, und auch viele Dinge, die nicht meine waren, unter anderem Grants Reisetasche, eine große, olivgrüne Leinenwurst, die sich unter dem Heidekraut gut tarnen ließ. Ich stopfte Kleider, Bücher, eine Taschenlampe, drei Decken und alles Essbare aus dem Küchenschrank hinein. Bevor ich den Reißverschluss der Tasche zuzog, verstaute ich auch noch ein Messer, einen Dosenöffner und das Bargeld darin, das Grant im Gefrierfach aufbewahrte.
    Dann warf ich meine Habe auf die Rückbank des Autos und holte meinen blauen Fotokarton, Elizabeths Wörterbuch und den Pflanzenführer. Nachdem ich sie im Auto mit dem Sicherheitsgurt auf dem Beifahrersitz festgeschnallt hatte, stieg ich die Wendeltreppe in den ersten Stock hinauf. Ich hob Grants orangefarbene Fotobox vom Bücherregal, öffnete sie, blätterte die Fotos durch und überlegte, ob ich sie ebenfalls mitnehmen sollte. Schließlich hatte ich sie gemacht, weshalb sie gewissermaßen mein Eigentum war. Allerdings beruhigte mich die Vorstellung, einen zweiten Kartensatz an einem sicheren Ort zu wissen, insbesondere deshalb, weil mein Leben in den nächsten Monaten alles andere als sicher sein würde. Falls meiner blauen Box etwas zustieß, hatte ich noch die orangefarbene als Ersatz.
    Ich ließ die Box mitten auf dem Boden stehen und kramte einen viereckigen Zettel aus meinem Rucksack. Er war in der Mitte gefaltet, so dass er wie eine Tischkarte bei einem förmlichen Abendessen auf der Box stehen blieb. Darauf hatte ich das kleine Foto einer weißen Rose geklebt, das aus einem Haufen von Abschnitten aus meinem blauen Zimmer stammte. Ich hatte es akkurat zurechtgestutzt, so dass es nur noch die Blume zeigte. Unter das Bild, wo bei einer Tischkarte der Name hingehörte, hatte ich mit unauslöschbarer Tinte einen einzigen Satz geschrieben.
    Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.
    Grant würde verstehen, dass das das Ende war, auch wenn er sich nicht damit abfinden würde.

1.
    I ch würde in mein blaues Zimmer zurückkehren und zwischen seinen wässrigen Wänden mein Baby bekommen. Das stand für mich ebenso fest wie die Tatsache, dass Grant nach mir suchen würde. Das wusste ich, ohne einen Beweis dafür zu haben und dennoch ohne daran zu zweifeln. Grant kannte zwar die Adresse des blauen Zimmers nicht, besaß jedoch genug Informationen, um es aufzuspüren; so viel war klar. Bis er das Suchen aufgab, durfte ich mich deshalb nicht dort blicken lassen. Das konnte Monate oder sogar den Großteil des Jahres dauern. Ich war bereit zu warten.
    Angetrunkene Jugendliche ängstigten mich nicht mehr, und so zog ich wieder in meinen Garten im McKinley Square. Ich hatte ein Messer und eine sexuelle Vergangenheit. Sie konnten mir also nichts mehr antun, was nicht bereits geschehen war. Als ich mich in einer

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