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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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– und Blitzanlage waren um das Podest herumgruppiert. Schüchtern strich das Mädchen mit dem Finger über das Gehäuse einer riesigen Spiegelreflexkamera. Ein so professionell ausgestattetes Studio sah sie zum ersten Mal. Die Einrichtung beschränkte sich auf die Fototechnik, das Sofa, ein kleines Zeitungstischchen und einige Stühle, dafür waren die freien Wände mit großformatigen Aufnahmen geradezu tapeziert. Und die interessierten das Mädchen naturgemäß am meisten.
    Die Fotos präsentierten ein Potpourri weiblicher Schönheit: Blondinen, Brünette und Rothaarige, üppige Vollweiber, schmollmundige Laufstegpuppen und
schlanke, katzenhafte Naturschönheiten reckten ihre perfekten Körper in fröhlichen, schmachtenden, lasziven und erotischen Posen. Bisweilen ein bisschen zu erotisch, wie Marina errötend befand – der Fotograf bewegte sich augenscheinlich im Grenzbereich zur Pornographie. Bei ihren eigenen Gehversuchen als Model war sie über Fotos im Badeanzug nie hinausgegangen.
    »Begutachtest du die Konkurrenz?« Alex kam ins Studio zurück. »Einige von ihnen sind groß herausgekommen: Elite , Red Stars , Titelseiten bei Cosmopolitan und Vogue , Laufstegauftritte in Paris …«
    »In Paris?«, echote Marina ungläubig.
    Alex schlappte zur Wand und zeigte mit dem Finger auf das Foto einer grazilen Blondine, die sich auf einem schwarzen Stuhl rekelte.
    »Sie arbeitet jetzt für Versace. Ich habe sie entdeckt. Darauf bin ich stolz.«
    Marina betrachtete die Aufnahme aufmerksam.
    »Was hat sie mir denn voraus?«
    »Gute Frage«, lachte Alex. »Im Prinzip gar nichts! Sie ist genau wie du eines Tages in diesen Keller gekommen, ohne eine Kopeke in der Tasche, ohne Vergangenheit und ohne Gegenwart, aber wild entschlossenen. Jetzt hat sie es geschafft.«
    Marina vertiefte sich abermals in das Foto der Blondine, die es geschafft hatte.
    »Sie hat geschuftet wie eine Verrückte«, erzählte der Fotograf, während er zu seiner Kamera ging. »Das Studio hier hat sie nur zum Schlafen verlassen. Mich hat sie fast
zum Wahnsinn getrieben, aber ihr Ziel hat sie erreicht. – Komm mal hier rauf.«
    Marina wandte sich um. Das Podest war nun hell erleuchtet.
    »Stell dich in die Mitte.«
    Die junge Frau tat, was man ihr sagte.
    »Woher kommst du?«
    »Aus Smortschansk.«
    Die Kamera klackte.
    »Smortschansk, Smortschansk«, wiederholte der Fotograf abwesend. »Das ist nicht weit von der Ukraine, oder?«
    »Fast an der Grenze.«
    Wieder ertönte das Auslösegeräusch. Das grelle Licht fiel Marina direkt in die Augen, und sie konnte die blassen Schultern des Fotografen kaum mehr erkennen.
    »Nicht die Augen zusammenkneifen! Wie alt bist du?«
    »Achtzehn.«
    Klack!
    »Greif dir ins Haar!«
    Das Mädchen hob die Hand.
    »Langsamer – jetzt bleib so.«
    Klack!
    »Dreh dich ein wenig zur Seite und schau ins Objektiv. «
    Klack!
    »Mach deine Bluse auf.«
    Pause. Alex schaute das verlegene Mädchen ruhig an.
    »Hast du ein Problem damit?«
    »Ich habe nichts drunter an.«

    »Weiß ich«, nickte der Fotograf. »Glaub mir, dieses Kommando wirst du in Zukunft noch oft hören, vor allem dann, wenn du nichts drunter anhast. Leg den Kopf ein wenig schief, öffne ganz leicht den Mund und knöpfe mit beiden Händen langsam die Bluse auf. Klar?«
    Das Mädchen nickte.
    »Mach es!«
    In der Aufregung hatte Marina einige Mühe mit den störrischen Knöpfen.
    »Mach sie weiter auf!«
    Klack!
    »Lächle!«
     
    Kurz darauf saßen sich die beiden in Stühlen gegenüber, und Alex zündete sich eine lange, schwarze Zigarette an.
    »Die Fotos, die wir gerade gemacht haben, brauchst du noch nicht ernst zu nehmen«, erklärte der Fotograf mit gönnerhaftem Lächeln. »Das war nur eine kleine Talentprobe. «
    »Ja, klar«, erwiderte Marina verunsichert.
    »Ich wollte nur sehen, wie du dich vor der Kamera bewegst. – Hast du was?«
    »Nein.«
    »Du siehst auf einmal so traurig aus.«
    »Das ist nicht deswegen.«
    Alex klopfte die Asche ab und sah das Mädchen aufmerksam an.
    »Was ist los?«
    »Nichts.«
    »Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber ein paar
Dinge muss ich schon über dich wissen. Hast du deinen Eltern erzählt, dass du nach Moskau fährst?« Marina schwieg. »Also nicht.«
    Er rauchte seine Zigarette zu Ende und drückte sie im Aschenbecher aus.
    »Trinkt dein Vater?«, fragte er vorsichtig.
    »Mein Stiefvater, ja. Wegen Mama tut es mir leid, aber ich werde sie anrufen und ihr sagen, wo ich bin.«
    »Natürlich.« Alex streckte

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