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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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Mädchen träumen vom Erfolg, von Paris. Sie fahren nach Moskau, um den Laufsteg zu erobern, und landen im Leichenschauhaus.
    »Wissen Sie, zu wem sie gefahren ist?«, fragte der Kapitän. »Hatte sie hier Freunde oder Bekannte?«

    »Ich habe keine Ahnung. Vor einigen Monaten hat Katja erzählt, dass sie sich als Model versuchen will. Ich habe ihr befohlen, sich das aus dem Kopf zu schlagen. Danach hat sie nicht mehr mit mir darüber gesprochen. «
    Schustow drehte seinen Kugelschreiber hin und her.
    »Und Ihre Frau? Vielleicht hat Katja ihr mehr anvertraut ?«
    »Sie hatte kürzlich einen Herzinfarkt und kann im Moment nicht sprechen.«
    »Entschuldigen Sie.«
    Molotschanski hob plötzlich den Kopf und sah Schustow eindringlich an.
    »Was machen Sie mit dem Schwein, wenn Sie es erwischen ?«
    Der Kapitän sah seinem Gesprächspartner ernst in die Augen und dachte fieberhaft darüber nach, wie er antworten musste, damit Molotschanski ihm glaubte. Der erfahrene Ermittler hatte keinen Zweifel daran, dass der Vater des Opfers etwas wusste und sich nur noch nicht sicher war, an wen er sich damit wenden sollte, an die Polizei oder an Kriminelle. Gewiss wollte er sichergehen, dass seine Tochter gerächt würde.
    »Was werden Sie mit ihm machen?«, wiederholte Molotschanski.
    Sergej schaltete das Diktafon aus.
    »Kornilow hat gesagt, dass ein Platz im Gefängnis für diese Bestie Verschwendung wäre.« Schustow schenkte sich Wasser nach. »Sie haben doch von Major Kornilow gehört?«

    Sekundenlang durchbohrte der Vater des getöteten Mädchens den Polizisten mit seinem hasserfüllten Blick, dann trank er ohne Eile sein Wasser aus. Seine Hände zitterten jetzt kaum mehr. Schustow schaltete das Diktafon wieder ein.
    »Ich glaube Ihnen«, sagte schließlich Molotschanski. »Deswegen sage ich Ihnen, was ich weiß.«
    Aus seiner Sakkotasche zog er ein schwarzes Notizbuch hervor und legte es auf den Tisch.
    »Das ist Katjas Notizbuch, sie hat es zu Hause liegen lassen, als sie nach Moskau fuhr. Darin habe ich unter den letzten Eintragungen diesen Zettel gefunden.«
    Molotschanski legte ein weißes Stück Papier auf das Notizbuch. Darauf waren eine Moskauer Telefonnummer und der Name »Alex« gekritzelt.
    »Natürlich hätte ich diesen Mann auch selbst suchen können, doch ich vertraue Ihnen.«
     
     
    Im Dunkeln
Moskau
Dienstag, 27. Juli, 16:16 Uhr
     
     
    Ihr war alles egal. Sie fühlte nichts mehr. In der sie umgebenden Finsternis herrschte Totenstille: kein Atmen, kein Seufzen, kein Flüstern – nichts. Ursprünglich waren sie zu viert oder zu fünft gewesen, das wusste sie nicht mehr genau. Manchmal hatten sie sich leise unterhalten und versucht, sich in dieser dunklen, nach Jasmin duftenden Hölle gegenseitig aufzurichten, während sie
darauf warteten, dass »er« auftauchen würde. Sie wussten nicht, wer »er« ist, doch sie konnten es erahnen und dieser Verdacht jagte ihnen panische Angst ein.
    Vom Vivisektor hatten sie alle schon gehört.
    Inzwischen war sie allein zurückgeblieben, völlig allein, und ihr war alles egal. Zusammengekauert saß sie an der Marmorsäule und starrte stumpfsinnig auf die dünnen Ketten, mit denen sie angebunden war. Sie wanden sich um ihre Hand – und Fußgelenke und waren gerade so lang, dass sie auf dem Boden sitzen und sogar ein oder zwei Schritte an der Säule auf und ab gehen konnte. In den ersten Tagen, die sie in diesem düsteren Verlies verbrachte, hatte sie noch versucht, sich von ihren Fesseln zu befreien. Wie eine Besessene scheuerte sie die Ketten aneinander, doch obwohl sie nicht besonders stabil aussahen, waren sie hart wie Stahlseile.
    Ein Lichtschein in einer Ecke des Raums: Jemand kam mit einer Lampe in der Hand die Wendeltreppe herab.
    Sie hob den Kopf, blinzelte durchs zerzauste Haar hindurch in die grellen Lichtstrahlen und murmelte etwas Unverständliches.
    »Sei gegrüßt, meine Liebe, sei gegrüßt«, gurrte er. »Du bist die Letzte, die mir noch geblieben ist.«
    Seine weiche, schmeichlerische Stimme weckte sie gleichsam auf und rief schreckliche Erinnerungen in ihr wach. Immer, wenn er mit einer Lampe in der Hand die Treppe herabkam, begannen kurz darauf diese fürchterlichen, durch Mark und Bein dringenden Schreie. Diesmal war sie an der Reihe.
    »Hast du dich erschreckt, meine Liebe?«

    Sie spürte, wie die Ketten sich spannten, und stand auf. Ihre Arme und Beine wurden durch eine unsichtbare Kraft auseinandergezogen und ihr Rücken gegen die kalte

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