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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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bisschen aufpassen«, raunte ihm der Dicke zu, der neben ihm hertrippelte und sich mit dem Ellbogen den Weg bahnte. »Das ist schließlich ein Club und keine Bibliothek. Hier treiben sich alle möglichen Frauen herum, manche kommen, um sich zu amüsieren, manche zum Arbeiten.«
    »Und Lana?«
    »Was soll mit Lana sein?«
    »Ist sie zum Amüsieren hier oder zum Arbeiten?«
    »Ich sehe schon, sie gefällt Ihnen«, erwiderte der Dicke und schnalzte tadelnd mit der Zunge.
    »Na ja, ich habe aber schon eine Freundin«, verteidigte sich Artjom.
    »Ich verstehe Ihre Vorsicht. Neue Liebe – neue Scherereien,
es ist immer dasselbe. – Hier ist Ihr Tisch, Monsieur. «
    Artjom klappte der Mund auf. Vom Tisch erhob sich federleicht der Mann, der gestern in seinen Armen beinahe gestorben wäre: Cortes. Er sah blendend aus. Teures Seidenhemd, perfekt sitzende Hose, elegante Schuhe und vor allem: eine gesunde Gesichtsfarbe und glänzende Augen. Kaum zu glauben, dass dieser Mann noch vor wenigen Stunden Blut gespuckt hatte.
    »Guten Abend, mein Freund, setz dich.«
    Zerstreut nahm Artjom Platz und sprang sofort wieder auf, um Cortes’ Begleiterin zu begrüßen. Sie strahlte eine herbe Schönheit aus: dichtes schwarzes Haar, sanft geschlitzte, unfassbar blaue Augen, volle, sinnliche Lippen und ein eng anliegendes, schwarzes Abendkleid, das ihre filigrane Figur betonte. Wäre er von Cortes’ Wunderheilung nicht so überrascht gewesen, hätte er sie natürlich sofort bemerkt.
    »Ich heiße Jana«, stellt sie sich mit einer tiefen, etwas heiseren Stimme vor.
    Artjom zögerte nicht, ihre dargebotene Hand zu küssen, und hatte das Gefühl, dass dabei der Boden unter ihm nachgab. Erst Cortes’ Stimme riss ihn aus seinem sprachlosen Zustand spätpubertärer Verwirrtheit.
    »Wenn dir die Stimme versagt, solltest du etwas trinken und nicht mit den Augen klimpern«, beschied der Söldner trocken.
    »Mit meiner Stimme ist alles in Ordnung«, entgegnete Artjom. »Mir hatte es nur für einen Moment den Atem verschlagen.«

    Die junge Frau lächelte. Das Kompliment war geglückt.
    »Jana ist meine Geschäftspartnerin«, teilte Cortes mit, während er sich Cognac nachschenkte. »Wie gefällt dir der Club?«
    »Ausgezeichnet.« Artjom setzte sich bequemer. »Er ist größer, als er von außen aussieht.«
    »Bisweilen übertrifft die Realität alle Erwartungen.« Cortes fuhr nachdenklich mit dem Finger über den Rand seines Glases. »Du hast das Amulett nicht wie vereinbart übergeben. Wir sind gespannt darauf zu erfahren, was passiert ist.«
    Artjom erinnerte sich mit Bedauern daran, dass er quasi geschäftlich hier war.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Wir haben Zeit.«
    »Na gut. Ich habe also heute Morgen unter der vereinbarten Nummer angerufen und …«
    Jana und Cortes lauschten seinen Ausführungen mit größter Aufmerksamkeit und registrierten jedes Detail. Erst an der Stelle, als Artjom von der Schießerei in der Pokrowka-Straße erzählte, unterbrach ihn Cortes und wollte mehr über den Mörder wissen.
    »Hatte er Tätowierungen im Gesicht?«
    »Ja, irgendeine Blume.«
    Der Söldner zeichnete eine Skizze auf eine Serviette.
    »Etwa so?«
    »Genau.«
    »Eine Distel. Es war also einer der Clanführer der Rothauben«, räsonierte Jana. »Hatte er noch beide Augen?«

    »Ja.«
    »Pulle Desastro. Er hat nicht mehr lange zu leben.«
    »Zuerst müsst ihr ihn finden«, gab Artjom zu bedenken.
    »Der entkommt uns nicht«, versicherte Cortes. »Santiago wird ihn bei lebendigem Leibe zu Polpa Nawese verarbeiten.«
    Die Gelassenheit, mit der sich seine Gesprächspartner auf einen brutalen Vergeltungsakt einstimmten, hätte Artjom noch am Morgen erschüttert. Nach den Ereignissen dieses Tages indes fand er ihre Haltung beinahe normal. Doch was hatte man sich unter Polpa Nawese vorzustellen?
    »Und was geschah weiter?« Cortes kam wieder zur Sache.
    Artjom beendete seinen Bericht und sah seine Zuhörer erwartungsfroh an. Doch die Söldner zeigten sich nicht im Geringsten beeindruckt.
    »Dann ist es dir also gelungen, das Amulett in Sicherheit zu bringen«, resümierte Cortes ruhig. »Sehr erfreulich, dass ich mich nicht in dir getäuscht habe.«
    Artjom nickte zurückhaltend. Er war ein bescheidener Held.
    »Wo ist eigentlich das Amulett?«, erkundigte sich Jana.
    »Selbstverständlich an einem sicheren Ort«, antwortete Artjom souverän. »Nach allem, was passiert ist, erschien es mir zu riskant, es hierher mitzubringen.«
    »Logisch«,

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