Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
und Ersatzmagazin. «
»Dann benötigst du auch eine leichte Windjacke zum Drüberziehen«, empfahl der Geschäftsführer und warf einen prüfenden Blick auf Cortes’ Pupillen. »Hast du dir ein Stimulantium gespritzt?«
»Ja. Ich bin noch ein wenig gehandicapt.«
»Reichen drei Dosen?«
»Ja. Aber eine bräuchte ich sofort.«
»Versteht sich. Habe ich noch etwas vergessen?«
»Einen fahrbaren Untersatz.«
»Einen Leihwagen?«, erkundigte sich Hamzi, und in seinen Augen leuchteten schon die Dollarzeichen.
»Nein. Ich kaufe lieber einen.« Trotz unbegrenzten Budgets hatte Cortes keine Lust, Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Die Leihverträge der Schatyren bewegten sich am Rande der Sittenwidrigkeit. »Was hast du denn in der Garage stehen? Ich kann nicht warten.«
»Einen Mustang, zwei BMWs und einen Land Cruiser.«
»Ich nehme den Jeep«, entschied der Söldner. »Besorgt mir außerdem eine Polizeimarke und ein Portemonnaie mit etwas Bargeld.«
»Möchtest du den Gesamtbetrag wissen?«, fragte Hamzi, nachdem er fieberhaft zusammengerechnet hatte.
»Lass mal, ich fühle mich auch so schon schlecht genug«, entgegnete Cortes. »Ich gehe mich jetzt waschen, in zwanzig Minuten muss ich los.«
Als Cortes mit seinem nagelneuen Jeep aus der Tiefgarage des Warenhauses fuhr, verschwendete er keinen Gedanken daran, dass ihm der neue Auftrag von Santiago irgendwelche Schwierigkeiten bereiten könnte. Die Gjursa im Achselholster verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit, sein Gebiss war mit einer neuen Spezial-Zahnprothese bestückt und im Portemonnaie steckten Bargeld, die neue T-Grad-Com-Karte und eine leicht abgenutzte Polizeimarke. Der Söldner war für alle Fälle gerüstet.
Die Suche nach Juschlakow begann er in dessen Studio. Nachdem er die Metalltür fachkundig aufgebrochen und sich davon überzeugt hatte, dass der Fotograf nicht vor Ort war, fuhr Cortes ins Olympische Dorf zu Juschlakows Privatwohnung. Dort hatte er mehr Glück. Vor dem Eingang stand der 9er Lada seiner Zielperson. Er stellte seinen Jeep so ab, dass der Lada nicht mehr ausparken konnte, und stieg die Treppen zur Wohnung des Fotografen hinauf.
Die Tür öffnete eine blondierte Dame um die dreißig, die mit einem blauweißen Morgenmantel mehr schlecht als recht bekleidet war.
»Ist Herr Juschlakow zu Hause?«, erkundigte sich Cortes.
»Wer sind Sie?«, fragte die Frau schmollmundig.
»Ein Freund«, sagte Cortes, schob sie sanft beiseite und betrat den Vorraum. »Ist er zu Hause?«
Die Wohnung des Fotografen machte einen mittelprächtig heruntergekommenen Eindruck. Die vergilbten Tapeten warfen Blasen, und die Möbel hätten sich auch auf dem Sperrmüll wohlgefühlt. Man merkte, dass die Behausung nur gemietet war und Juschlakow kein Geld in sie investieren wollte. An der Wand hing ein Kalender mit halbnackten Mädchen. Es roch nach Staub und angebrannten Spiegeleiern.
»Wer bist du?«, raunzte ein verschwitztes, mit T-Shirt und Jogginghose bekleidetes Subjekt, das aus der Küche in den Vorraum trat und sich nach Kräften aufplusterte. »Was willst du?«
Die Blondine flüchtete in die Küche.
»Alexander Gennadjewitsch Juschlakow?« Cortes sah das glatzköpfige Subjekt, das ihm nur bis zur Schulter reichte, von oben herab an.
»Ja, worum geht’s?«
Der Söldner zeigte die Polizeimarke vor.
»Alexander Gennadjewitsch. In Ihrem Studio wurde die Leiche eines zur Fahndung ausgeschriebenen Schwerverbrechers gefunden. Ziehen Sie sich an. Wir fahren zusammen in die Pljuschtschicha-Straße.«
»Aber damit habe ich nichts zu tun !«, beteuerte Juschlakow, der von dieser Nachricht sichtlich geschockt war.
»Das mag ja sein. Aber mitfahren müssen Sie trotzdem. Mein Wagen steht unten.«
»Was will der Typ von dir, Alex?«, ereiferte sich die Blondine, die vorsichtig aus der Küchentür lugte. »Soll ich die Polizei rufen?«
Cortes gähnte demonstrativ.
»Nicht nötig, er ist die Polizei, Schatz«, entgegnete der Fotograf und sah den Söldner hündisch an. »Kann ich mir schnell was anziehen?«
»Selbstverständlich.« Cortes zog einen Zahnstocher aus der Tasche. »Ich warte so lange im Wohnzimmer.«
»Vielen Dank.« Juschlakow verschwand im Schlafzimmer. »Lena? Wo ist meine Jeans?«
»Unter dem Sofa«, krähte die Blondine ihm hinterher und folgte Cortes ins Wohnzimmer. »Trinken Sie was, Herr Polizist?«
»Im Dienst nie«, entgegnete der Söldner und musterte die Frau von oben bis unten. »Sind Sie schon lange in
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