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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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verwest oder zumindest eine ebenso runzelige alte Frau sein müsste wie sie, Schischkina, selbst.«
    Kornilow erinnerte sich an Santiagos Worte: »Zum Glück werden wir ziemlich alt«, hatte er gesagt.
    Die Anzeige der Rentnerin Schischkina wurde in der Polizeiinspektion naturgemäß belächelt und nicht weiter verfolgt. Doch die alte Dame zeigte sich hartnäckig und begann einen Krieg an zwei Fronten. Einerseits bombardierte sie die Polizeiführung ununterbrochen mit Beschwerden, andererseits machte sie den Wohnort ihrer ehemaligen Mitbewohnerin ausfindig und begann sie systematisch zu terrorisieren: Mal beschimpfte sie ihr Opfer als Hexe, mal bekniete sie die von den Toten
Auferstandene, ihr das Geheimnis ewiger Jugend zu verraten. Derzeit befand sich A. A. Schischkina zwangsweise in psychiatrischer Behandlung, und Kornilow hatte Mitleid mit der unseligen Greisin.
    Die betuliche Stimmung in der Sonderermittlungsgruppe wurde durch einen Telefonanruf gestört. Sergej nahm den Hörer ab.
    »Kapitän Schustow.«
    »Hier tut sich was«, teilte der Leiter der Observationseinheit mit, die auf den Fotografen angesetzt war. »Juschlakow wird verschleppt.«
    »Ist er in Ordnung?«
    »Er liegt bewusstlos auf dem Rücksitz eines Autos. Was sollen wir tun?«
    »Warte einen Augenblick.« Sergej wandte sich zu Kornilow: »Der Fotograf wird gerade entführt.«
    »Bestens«, sagte der Major, drückte seine Zigarette aus und erhob sich. »Sie sollen die Überwachung fortsetzen und sich auf keinen Fall einmischen. Wir machen uns auf den Weg.«
     
     
     
    Moskau, Bolschaja-Moltschanowka-Straße
Mittwoch, 28. Juli, 11:11 Uhr
     
     
    Santiago postierte sich am Hintereingang des Gebäudes, in das Pulle die entführten Mädchen gebracht hatte und benachrichtigte seine Bündnispartner. Er wusste, dass der entscheidende Kampf unmittelbar bevorstand.

    Als Erster traf Metscheslaw ein. Der Baron parkte seinen Saab neben Santiagos Jaguar, stieg aus, grüßte den Nawen und wollte ihm gleich eine Frage stellen, doch der Kommissar kam ihm zuvor.
    »Wie verlief die Zusammenkunft des Großen Königsrats? Ich hoffe, Ihre Majestät hatte keine Unannehmlichkeiten ?«
    »Jaroslawas plötzlicher Tod kam uns nicht ganz ungelegen«, erwiderte der Lud etwas kleinlaut. »Wir konnten die Barone davon überzeugen, dass der gesunkene Energiepegel des Regenbrunnens natürliche Ursachen hat und dass die Übergriffe der Rothauben auf deren angeborene Dummheit zurückzuführen sind. Königin Wseslawa ist jedenfalls weiterhin die unumstrittene Herrscherin des Grünen Hofs.«
    »Dann ist ja alles gut.«
    »Ähm … Santiago, ich kann doch darauf bauen, dass das Gerücht über die Rückkehr des Boten nicht in die Verborgene Stadt durchsickert?«
    »Ich habe unsere Abmachung nicht vergessen, Baron. Außer den wenigen Eingeweihten wissen nur die Clanführer der Rothauben, dass Lubomir am Leben ist, und die werden wir ausschalten.«
    Der Baron nickte zufrieden mit dem Kopf.
    Kurze Zeit später traf die Delegation der Tschuden ein. Den beiden bordeauxroten Lincolns entstieg eine beeindruckende Ritterschar: vier Rächer, darunter der erfolgshungrige Rick Bombarde, zwei Usurpatoren – schweigsame und nur schwer kontrollierbare Killer mit feuerroten Augen –, zwei Helm tragende Kriegskommandeure mit
langen Stäben in der Hand und zuletzt Franz de Geer selbst, der Kriegsmeister in voller Kampfmontur. Die langen roten Haare hingen dem Kapitän offen auf die Schultern herab, um das dunkelrote Kamisol hatte er einen Ledergürtel mit wuchtiger Schnalle angelegt, und seine breite Kriegsmeisterkette glänzte in der Sonne. In der Rechten, die mit Kettenärmel und Stahlhandschuh geschützt war, hielt Franz einen üppig verzierten Stab, sein linker, bis zum Ellbogen entblößter Arm war mit magischen Tätowierungen bedeckt. In ihren klassischen Rittergewändern hätten die Tschuden gewiss einen mittleren Tumult ausgelöst, wenn Santiago den Treffpunkt nicht mit einem Trugbild getarnt hätte.
    Ohne die anderen zu grüßen, betrachtete Franz de Geer das riesige Bürogebäude, das sich auf seiner Vorderseite über dem Nowy Arbat erhob und verzog skeptisch das Gesicht.
    »Bist du sicher, dass er da drin ist?«, fragte er den Kommissar. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Lud sich dazu herablässt, in einem solchen Betonklotz zu hausen.«
    »Ihr könnt mir ruhig glauben, dass der Bote hier ist«, versicherte Santiago souverän und lehnte sich lässig gegen seinen Jaguar.

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