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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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aus einer Jauchegrube gezogen. Außerdem ließ die Wirkung des Stimulantiums allmählich nach, und er musste sich möglichst bald eine neue Dosis spritzen.
    Nachdem er sich orientiert hatte, hellte sich die Miene des Söldners auf. Nicht weit von der Metro-Station, an der er sich befand, glitzerten die verspiegelten Fenster eines ihm wohlbekannten Gebäudes in der Morgensonne. Es handelte sich um ein Einkaufszentrum der Handelsgilde, der größten Handelsorganisation der Verborgenen Stadt. Dort konnte er sich das Nötigste besorgen.
    In den offiziellen Verkaufsräumen des Warenhauses, die sich im Erdgeschoss eines großen Stalinbaus an der Bolschaja-Lubjanka-Straße befanden, wurden hauptsächlich Lebensmittel feilgeboten. Die Schatyren, Gründer und Eigentümer der Handelsgilde, hatten keine Mühen gescheut und die weitläufige Halle zu einem
veritablen Feinkosttempel ausgebaut. Von Buchweizengrütze bis hin zu Kaviar gab es hier alles, was das Herz begehrte: Spezialitäten aus aller Herren Länder, frisches Fleisch und lebenden Fisch, neunzig Sorten Speiseeis und über tausend erlesene Weine. Alle Warenhäuser der Handelsgilde waren rund um die Uhr geöffnet, und so schoben hier auch zu nachtschlafender Zeit Scharen von Kunden ihre Einkaufswägen durch die Gänge, um sich mit Köstlichkeiten für den folgenden Tag oder für spontane Orgien einzudecken.
    Das Geschäft mit den Lebensmitteln brummte, und dennoch erwirtschafteten die Schatyren den Großteil des Umsatzes nicht hier unten im Erdgeschoss, sondern in der ersten und zweiten Etage, wo die Waren für die wirklich wichtigen Kunden des Hauses lagerten.
    Während Cortes die Lebensmittelabteilung durchquerte, ignorierte er die entrüsteten Blicke zahlreicher Hausfrauen, die seinen schmutzigen Aufzug als Flegelei empfanden. Am anderen Ende der Verkaufshalle öffnete er eine unscheinbare, nicht beschriftete Tür und gelangte in einen kleinen Flur, wo sich ein Aufzug befand. Ein schläfriger Wachmann, der hinter einem kleinen Tischchen saß, hob den Blick und schüttelte den Kopf.
    »Dies ist ein Diensteingang«, teilte er emotionslos mit. »Gehen Sie bitte in den Verkaufsraum zurück.«
    »Ich muss in die zweite Etage«, entgegnete Cortes. »Zu Bidjar.«
    Bidjar Hamzi war der Geschäftsführer des Warenhauses und einer der bekanntesten Schatyren in der Stadt.
    »Nun, dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben.« Der
Wachmann wies mit einer Kopfbewegung auf das Lesegerät neben der Aufzugtür. »Sie haben doch eine Plastikkarte ?«
    »Ich habe sie verloren«, gestand Cortes. »Machen wir die Identifikation ausnahmsweise per Fingerabdruck, okay? Du siehst doch, dass ich Probleme habe.«
    »Probleme, Probleme …«, moserte der Wachmann und erhob sich widerwillig von seinem Stuhl. »Ständig haben die Humos irgendwelche Probleme.«
    Seiner Knurrigkeit nach zu schließen, handelte es sich um einen Tschuden aus der Hermelinloge. Im Zeitlupentempo schlappte er zu einem Wandschränkchen, nahm ein dunkelblaues Gerät heraus, stellte es auf den Tisch und betätigte einen Schalter.
    »Steck deine Hand rein und sag, wer du bist.«
    Cortes schob die rechte Hand in einen Schlitz des Gerätes, blickte in den schmalen Lichtstrahl, der aus einem Objektiv in der oberen Abdeckung drang, und stellte sich vor.
    »Cortes, Söldner, Mensch.«
    Auf dem Anzeigefeld leuchtete eine grüne Diode auf. Der Wachmann zog eine T-Grad-Com-Karte aus der Tasche und steckte sie ins Lesegerät am Aufzug, dessen Schiebetüren sich lautlos öffneten.
    In der zweiten Etage wurde der schmutzige Söldner bereits von Bidjar Hamzi erwartet.
    »Cortes, mein Freund, schön, dich wiederzusehen!«
    Der Schatyr trug einen eleganten Anzug und verströmte den dezenten Duft teuren Parfums. Von einem herbeigeeilten Diener nahm der Söldner ein Glas Cognac
entgegen und trank einen kräftigen Schluck. In seinem Körper breitete sich angenehme Wärme aus.
    Das Ambiente des Verkaufsraums hatte nichts von der nüchternen Sachlichkeit im Erdgeschoss. Hier herrschte purer Luxus. Die Decken waren mit Stuck verziert, durch die Gänge strömte das Aroma frisch gebrühten Kaffees und in allen Winkeln standen bequeme Ledersitzgruppen, in denen man mit den Managern des Warenhauses über geplante Erwerbungen plaudern konnte. Die Verkaufsstrategen der Handelsgilde hatten eine Atmosphäre geschaffen, in der sich die Kunden mit Leichtigkeit und Freude von ihrem Geld trennten. Und für Geld bekam man hier nahezu alles: elegante Kleidung

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