Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
und blies konsterniert die Backen auf.
»Wirwerden natürlich warten, bis ihr oben seid«, beruhigte ihn der Kommissar. »Wir müssen unbedingt gleichzeitig losschlagen. Ruft also an, wenn ihr bereit seid.«
»Na, meinetwegen.«
In diesem Augenblick rauschte ein Land Cruiser heran und parkte hinter Santiagos Jaguar.
»Genau im rechten Moment«, freute sich der Kommissar.
»Wer ist das?«, erkundigte sich Metscheslaw.
»Ein Freund von mir.«
Cortes stieg aus dem Geländewagen aus, und Santiago drückte ihm herzlich die Hand.
»Haben Sie den Fotografen mitgebracht?«
»Selbstverständlich.«
»Doch hoffentlich lebendig?!« Besorgt spähte Santiago in den Wagen, wo Juschlakow reglos auf der Rückbank lag. »Wir hatten ausgemacht, dass Sie ihn nicht töten.«
»Alles in Ordnung«, versicherte der Söldner. »Er schläft nur.«
»Ausgezeichnet. Sind Ihnen Polizisten gefolgt?«
»Wie die Kletten«, berichtete Cortes grinsend. »Ich habe ja auch nicht versucht, sie abzuschütteln.«
»Richtig so«, lobte Santiago. »De Geer wird den Fotografen nach oben bringen. Begleiten Sie ihn?«
Cortes rieb sich nachdenklich die Nasenspitze.
»Ist Jana dort oben?«
»Ja.«
»Dann komme ich mit.«
»Kapitän.« Santiago wandte sich an den Tschuden. »Ich möchte Ihnen meinen Freund Cortes vorstellen.«
Residenz des Boten
Moskau, Nowy Arbat
Mittwoch, 28. Juli, 11:15 Uhr
»Ausnahmezustand in Moskau: Vor wenigen Minuten hat ein unbekannter Terrorist telefonisch mitgeteilt, dass am Kiewer Bahnhof eine Bombe von verheerender Sprengkraft versteckt sei. Eine Sondereinheit der Polizei hat den Bahnhof abgeriegelt und durchsucht systematisch das Gebäude, einschließlich sämtlicher Schließfächer …«
Es war eine dünne, unangenehme Stimme, die wie das nervenzerreißende Winseln eines Zahnarztbohrers in sein Bewusstsein drang. Woher kam diese Stimme? Das Letzte, woran Artjom sich erinnern konnte, war Lana. Die bezaubernde Lana. Sie hatte ihm irgendein Mittel ins Gesicht gesprüht. Oder hatte sie ihn geküsst? Nein, das mit dem Kuss war davor gewesen. Er spürte immer noch den herben Geschmack ihre Lippen im Mund. Artjom erschrak, als ihm einfiel, dass er seiner Verführerin alles erzählt hatte. Sogar das Amulett hatte er ihr gegeben!
»Kommen wir lieber zum Wesentlichen«, sagte eine gereizte Männerstimme und das nervige Nachrichtengeplapper im Hintergrund verstummte. »Wann kommt er wieder zu sich?«
»Bald.«
Die angenehme, tiefe Frauenstimme gehörte Lana.
»Was heißt bald?«
»Er ist schon wach und verstellt sich nur.«
Widerstrebend öffnete Artjom die Augen.
»Wie fühlst du dich«, erkundigte sich die junge Frau besorgt.
»Miserabel.«
Artjom hatte entsetzliche Kopfschmerzen.
»Trink einen Schluck.«
Lana hielt ihm eine Tasse hin. Er trank einen großen Schluck eiskaltes Quellwasser und sah sich um.
Artjom hockte auf einem geschnitzten Holzstuhl mit einer geraden, unbequemen Lehne und war weder gefesselt noch angekettet. Neben ihm saß, die Beine aufreizend über der Armlehne, Lana auf einem ebensolchen Stuhl. Ihre riesigen, smaragdgrünen Augen funkelten im flackernden Licht von Fackeln. Einen großen Teil des Raums nahm ein massiver Holztisch ein, auf dem schmutzige Glaskolben, Folianten, Retorten und sonstiger staubiger Plunder herumlagen. In einer Ecke stand ein kleiner Kohlenofen und an den Wänden hingen klapperige Regale, die mit allerlei Dosen und Töpfen vollgestellt waren. Mutmaßlich Letzteren entstieg ein fauliger Geruch, der den Raum erfüllte.
Der kleine, weißblonde Zauberer saß auf einem großen Stuhl an der Stirnseite des Tischs und blickte Artjom mit seinen grünen Augen erwartungsvoll an. Er trug eine weiße Wolljacke und schien zu frösteln, obwohl das Kabuff die reinste Sauna war.
»Habe ich dich endlich erwischt, Bursche«, sagte er triumphierend.
»Mein Name ist Artjom. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich einflussreiche Freunde habe.«
Der Zauberer nickte verständnisvoll und grinste.
»Ich heiße Lubomir, doch einige nennen mich den Boten. Was ist dir lieber?«
»Das weiß ich noch nicht.«
Artjoms Kopf wurde von Tausenden feinster Nadelstiche malträtiert.
»Wozu gibst du dich mit ihm ab?«, mischte sich Lana ein.
Die Frage erstaunte Artjom, denn schließlich wusste die Fee über alle Hintergründe Bescheid.
»Wozu?«, wiederholte der Zauberer gedehnt. »Er hat etwas sehr Wertvolles gestohlen.«
»Dir persönlich?«
»Nein, meinen
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