Die verborgene Wirklichkeit
auch für die begrenzte Zahl von Teilchenanordnungen: Wenn die kosmische Patchworkdecke aus einer ausreichend großen Zahl von Flicken besteht – aus ausreichend vielen voneinander getrennten kosmischen Horizonten –, müssen sich die Teilchenanordnungen beim Vergleich verschiedener Flicken irgendwann wiederholen. Selbst wenn wir als kosmische Designer tätig werden könnten und uns bemühen würden, in jedem Flicken eine andere Anordnung zu schaffen als in denen, die wir zuvor untersucht haben, würden uns bei einer ausreichend großen Zahl irgendwann die unterschiedlichen Designs ausgehen, und wir wären gezwungen, eine frühere Anordnung zu wiederholen.
In einem unendlich großen Universum ist die Wiederholung sogar noch extremer. Ein unendlich großer Raum enthält unendlich viele Flicken; wenn also nur eine begrenzte Anzahl von Teilchenanordnungen zur Verfügung steht, muss jede dieser Anordnungen innerhalb der Flicken unendlich oft vorkommen.
Damit sind wir bei dem Ergebnis, auf das wir aus waren.
Nichts als Physik
Wenn ich die Folgerungen aus dieser Aussage interpretiere, sollte ich erklären, dass ich voreingenommen bin. Ich glaube, dass ein physikalisches System durch die Anordnung seiner Teilchen vollständig vorherbestimmt ist. Sage mir, wie die Teilchen angeordnet sind, aus denen die Erde, die Sonne, die Galaxis und alles andere bestehen, und du hast die Wirklichkeit vollständig beschrieben. Diese reduktionistische Sichtweise ist unter Physikern weit verbreitet, aber auch hier gibt es Menschen, die anderer Ansicht sind. Insbesondere wenn es um das Leben geht, glauben manche, es bedürfe eines wesentlichen, nichtphysikalischen Aspekts (Geist, Seele, Lebenskraft, Chi und so weiter), der die physikalischen Teile mit Leben erfüllt. Ich bin zwar dieser Möglichkeit gegenüber weiterhin aufgeschlossen, mir ist aber noch nie ein Beleg begegnet, der dafür sprechen würde. Am plausibelsten erscheint mir deshalb die Haltung, dass unsere eigenen körperlichen und geistigen Eigenschaften nichts anderes sind als eine Ausdrucksform der Teilchenanordnung in unserem Körper. Beschreibe die Teilchenanordnung, und du hast alles beschrieben. 15
Wenn wir an dieser Sichtweise festhalten, gelangen wir zu einer interessanten Schlussfolgerung: Wenn die Teilchenanordnung, mit der wir vertraut sind, sich in einem anderen Flicken – innerhalb eines anderen kosmischen Horizonts – wiederholt, wird dieser Flicken in jeder Hinsicht so aussehen und sich so anfühlen wie unserer. Wenn das Universum also in seiner Ausdehnung unendlich ist, sind wir nicht allein, wie auch immer wir jetzt auf diese Sichtweise auf die Realität reagieren. Es gibt da draußen im Kosmos viele vollkommene Kopien von uns, die genauso fühlen. Und man kann unmöglich feststellen, welche davon wirklich wir ist. Alle Versionen sind physikalisch und damit auch geistig genau gleich.
Sogar die Entfernung zur nächstgelegenen Kopie können wir abschätzen. Wenn die Teilchenanordnungen von einem Flicken zum anderen nach dem Zufallsprinzip verteilt sind (eine Annahme, die sich mit der ausgefeilteren kosmologischen Theorie, die wir im nächsten Kapitel kennenlernen werden, gut verträgt), können wir damit rechnen, dass die Bedingungen in unserem Flicken sich ebenso häufig wie die in jedem anderen wiederholen werden. In jeder Sammlung vonkosmischen Flicken rechnen wir also damit, dass durchschnittlich einer davon genau wie der unsere aussieht. Das heißt, in jeder Raumregion mit einem Durchmesser von rundMetern sollte es einen kosmischen Flicken geben, der eine Wiederholung unseres eigenen darstellt – der also uns enthält, die Erde, die Galaxis und alles andere, was sich innerhalb unseres kosmischen Horizonts befindet.
Wenn wir die Ansprüche herunterschrauben und nicht nach einer genauen Kopie unseres gesamten kosmischen Horizonts suchen, sondern uns mit einer genauen Kopie einer Region mit einem Durchmesser von wenigen Lichtjahren und unserer Sonne im Mittelpunkt zufriedengeben, ist die Bedingung viel leichter zu erfüllen: Eine solche Kopie finden wir im Durchschnitt in jeder Region mit einem Durchmesser vonMetern. Noch einfacher sind ungefähre Kopien zu finden. Immerhin gibt es nur eine einzige Möglichkeit, wie eine exakte Kopie auszusehen hat, aber viele Möglichkeiten, eine fast exakte Kopie anzufertigen. Suchen wir diese ungenauen Kopien auf, so stellen wir fest, dass manche davon sich kaum von unserer eigenen unterscheiden, während das
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