Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
Vom Netzwerk:
einen Gefallen schuldet, weil ich ihn nicht bei seinem Dad verpetzt habe. Immer nützlich, wenn die anderen einem etwas schuldig sind.
    Piep. Piep. Piep. Aus den Tiefen meiner Tasche heraus meldet sich Carol Anns Handy, als ich mich nach der Arbeit gerade auf dem Heimweg befinde. Der fremde Klingelton lässt mich zusammenfahren. Eine Woge Adrenalin durchströmt mich. Das Klingeln wirkt irgendwie gruselig, als würde ich von einer Toten eine Nachricht empfangen. Ich trage mit dem Handy sozusagen ständig einen kleinen Teil ihres Lebens mit mir herum, und wenn es sich meldet, beginnen die Grenzen zwischen ihrer Existenz und meiner irgendwie zu verwischen. Ist die Nachricht für sie? Für mich?
    Ein kleines Briefkuvert erscheint auf dem Display. SMS . Schnell drücke ich auf Öffnen. Bin Ende nächster Woche wieder in der Stadt. Können wir uns Freitag sehen? Bitte? Doug. Ich habe alle Telefonnummern auf diesem Handy überprüft und bin mir absolut sicher, dass niemand mit Namen Doug darunter war. Was mich zu der Überlegung kommen lässt, ob Carol Ann womöglich in voller Absicht bestimmte Telefonnummern gelöscht hat, ehe sie verschwunden ist. Aber warum sollte sie das tun? Wer auch immer dieser Doug ist, er hat offenbar keine Ahnung, dass sie vermisst wird.
    Ich zögere nur ein paar Sekunden, ehe ich auf Antwort drücke. Dieser Doug weiß vielleicht etwas über ihren Verbleib. Wo?, schreibe ich und drücke auf Senden. Nach nur zwei Minuten trifft die Antwort ein. Wie immer? 13.00 Uhr.
    Mist. Meine Finger fliegen über die Tasten. Würde Carol Ann Abkürzungen verwenden? Irgendwie bezweifle ich es. Ich schreibe die Wörter aus. Nein. Woanders. Rossi. Bei der Brücke. 13.30 Uhr. Ich reserviere einen Tisch. Die Rückantwort ist weniger kurz. Du reservierst? Wie praktisch! Du klingst anders. Resolut! Danke, dass du Zeit hast. Sehne mich, dich zu sehen. Ich lese die Nachricht mehrmals durch und klappe dann das Handy zu. Noch fast zwei Wochen muss ich warten, ehe ich herausfinden kann, wer dieser Doug ist. Ich riskiere keine weitere SMS an ihn. Selbst wenn man nur wenige Wörter schreibt, kann man sich verraten. Immer wieder geht mir der Satz durch den Kopf. Sehne mich, dich zu sehen. Sehne mich, dich zu sehen. Nicht, Freu mich darauf, dich zu sehen. Nicht, Kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Sehne mich. Sehne mich, dich zu sehen. Wie ein Lover.
    Steve öffnete mir, als ich heute wieder einmal bei ihnen zu Hause vorbeischaute. Alex hatte sich den Tag freigenommen und saß in Gedanken versunken in einem Sessel. Er machte sich nicht einmal die Mühe aufzustehen, als ich ins Zimmer trat. Ich erzählte ihm, ich sei vorbeigekommen, weil ich mit ihm noch einmal über Carol Anns Bankkonto reden müsste. Es hat bisher keinerlei Bewegungen auf dem Konto, das er mir genannt hat, gegeben. Ich muss mich aber vergewissern, dass es nicht noch andere Konten bei anderen Banken gibt, die sie vielleicht angezapft hat. Oft muss man jemandem die gleiche Frage mehrmals stellen, bis ihm plötzlich etwas einfällt, mit dem er bisher hinter dem Berg gehalten hat.
    »Keine Abbuchungen?«, wiederholte er, meine Frage ignorierend. »Nichts?«
    Doch der eigentliche Grund meines Besuchs ist ein anderer.
    »Sagt Ihnen der Name Doug etwas?«
    Ich bin mir nicht sicher, ob er meine Frage tatsächlich nicht gehört hat oder ob er nur so tut.
    »Alex?«
    »Wie bitte?«
    »Befindet sich unter Carol Anns Bekannten eine Person mit Namen Doug?«
    »Doug? Soweit ich weiß, nicht. Warum?«
    Das Telefon klingelte. Er sprang sofort auf, aber es war nur das Krankenhaus, wegen Lily.
    »Verstehe«, hörte ich ihn sagen. »Ja, das ist gut.«
    Steve lauschte dem Gespräch und hatte, wie üblich, eine mürrische Miene aufgesetzt.
    »Ja, ich sehe zu, dass ich später noch mal kurz vorbeischaue«, sagte Alex. Ich merkte, wie er die Zähne zusammenbiss.
    Steve lümmelte sich auf die Couch und beobachtete seinen Vater hinter halb gesenkten Lidern.
    »Nun, hierher kann sie nicht kommen!«, brauste Alex plötzlich auf. »Nein, nein, ich verstehe. Aber … ja … ja, ich weiß.« Er ging hinüber zum Fenster, die Schultern hochgezogen vor Anspannung. »Sie ist die Mutter meiner Frau, und meine Frau wird, wie Sie ja wissen, vermisst und … ja. Ja, es … ist schwierig.« Er lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung gut eine Minute lang, ohne selbst etwas zu sagen, aber schielte immer wieder zu mir herüber, um zu sehen, ob ich ihn beobachtete. »Ich rede mit Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher