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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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aufgerissen, das weiß ich noch genau. Ihre Augen waren richtig … richtig … irgendwie sanft … Wenn sie mich anschaute, musste ich immer unwillkürlich an einen Schmetterling denken. Sie konnte einen immer nur kurz ansehen, dann flatterte ihr Blick schon wieder woanders hin. Selbst wenn sie einen direkt anschaute, war es ein Gefühl, als würde sie im nächsten Moment schon wieder wegfliegen.«
    Sieh an, in unserem Doug verbirgt sich ein Poet.
    »Mein Gott, das ist wirklich gut«, seufze ich.
    »Verzeihung?«
    »Das Ciabatta«, sage ich und deute mit der Gabel darauf.
    »Oh. Ach ja. Ja.«
    »Also …« Ich habe einen vollen Mund und versuche, schnell zu kauen, aber der Käse ist so heiß, dass er mir den Gaumen verbrennt und sich sogar eine Blase bildet. »Oh … oh… oh«, keuche ich, wedle mit der Hand, um Luft in meinen Mund zu fächeln. »Autsch.«
    Doug blinzelt verstört.
    »Also was hat sie geantwortet«, bringe ich endlich heraus.
    »Worauf?«
    »Auf die Frage, ob sie einsam sei.«
    »Sie sagte, ›nicht immer‹. Und ich wusste, was das bedeutete.«
    »Was denn? Was bedeutete es denn?«
    »Es bedeutete ja.« Er trinkt einen Schluck von seinem Kaffee.
    »Hat sie oft von Alex gesprochen, ihrem Mann?«
    »Nicht direkt, und ich habe auch nicht gefragt. Ich denke, wenn sie angefangen hätte, von ihm zu erzählen, oder gesagt hätte, ja, ich bin einsam und unglücklich, nicht nur manchmal, sondern die ganze Zeit, dann wäre ihr das vorgekommen, wie wenn sie ihn betrogen hätte. Sie war so ein Mensch.«
    »Haben Sie den Eindruck gewonnen, dass sie vor ihm Angst hatte?«
    Er runzelt die Stirn, schaut mich verwirrt an. »Angst? Nein, warum denn?« Plötzlich weiten sich seine Augen. »Hat er ihr etwas angetan? Hat er …?«
    »Nein, nein. Wir haben keine Ahnung, was mit ihr geschehen ist. Ich versuche nur, alle möglichen Gründe für ihr Verschwinden herauszufinden, das ist alles. Carol Ann hat Ihnen also nie einen Grund zu der Annahme gegeben, sie würde sich in Gefahr befinden?«
    »Nein.« Seine Stimme klingt dünn, alarmiert. »Nein, nein, ich hatte nie das Gefühl …«
    »Wie oft haben Sie sich getroffen?«
    »Am Anfang haben wir uns eigentlich nie so richtig verabredet, wissen Sie. Es wäre irgendwie … wie Betrug gewesen. Wir ließen einfach … den Dingen ihren Lauf. Wie ich schon gesagt habe, hat sie den ersten Wagen, den ich ihr angeboten habe, nicht genommen, und danach habe ich sie regelmäßig angerufen, wenn was Neues reingekommen war, damit sie herkommen und es sich ansehen konnte. Und wenn Carol Ann ohnehin in der Stadt war, ist sie einfach auf gut Glück vorbeigefahren, um sich zu erkundigen, ob ich da war und ob inzwischen was Passendes reingekommen war. Dann schlug ich ihr meistens vor, auf einen Sprung in das Café gegenüber zu gehen, auf einen Kaffee oder einen Drink oder so …«
    »Sie hat also kein Auto gekauft, damit sie einen Grund hatte, immer wieder zu kommen?«
    »Vielleicht. Und vielleicht habe ich ihr auch bewusst Fahrzeuge angeboten, die nicht das Richtige für sie waren. Denn wenn sie eins gekauft hätte, wäre ja Schluss gewesen.«
    Ich ahne, diese Geschichte bringt mich auf eine Spur. Ich rieche förmlich, dass sich da etwas aufbaut. Doug wirkt angespannt, zieht immer wieder sein Taschentuch heraus, um sich die Stirn abzuwischen, und stopft es dann wieder in die Tasche.
    »Und was ist dann daraus geworden?«
    »Ich … eines Tages habe ich sie gefragt, ob sie am Wochenende schon etwas vorhätte. Ihr Sohn würde mit seiner Schulklasse unterwegs sein und ihr Mann auf Geschäftsreise. Sie sagte, sie wäre froh, das Haus einmal für sich allein zu haben.«
    »Und da haben Sie angeboten, bei ihr vorbeizuschauen und ihr Gesellschaft zu leisten?« Der geschmolzene Käse auf meinem Teller ist zu einer Pfütze erstarrt. Ich schabe mit meinem Messer darin herum und streiche ihn schließlich auf ein rot-violettes Salatblatt. Doug beobachtet mich aufmerksam, und als ich den Kopf hebe, sehe ich etwas in seinen Augen aufflackern. Abneigung? Nein, das nicht gerade, eher, als würde er sich vor mir in Zukunft in Acht nehmen.
    »So war das nicht. So eine Frau war sie nicht. Sie wollte nicht, dass ich zu ihr nach Hause komme. Aber ich sagte … äh … ich sagte, ich hätte es gern, wenn mehr aus unserer Beziehung würde. Carol Ann meinte, das sei unmöglich. Sie war wirklich nicht auf ein Verhältnis aus, aber ich versicherte ihr, wie sehr ich sie schätzte, wie sehr ich wollte, dass …«

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