Die Verborgenen
der letzte Mensch auf der Welt bin, der so eine Frage stellen sollte, aber bist du dir sicher , dass du gesehen hast, wie der Bogenschütze über die Straße gesprungen ist? Der Weltrekord im Weitsprung liegt irgendwo um die neun Meter, doch die Entfernung zwischen den beiden Gebäuden ist doppelt so groß.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe«, sagte Pookie. »Glaub mir, es wäre mir lieber, ich hätte überhaupt nichts davon gesehen. Ich habe keine Ahnung vom Bogenschießen, aber der Typ hat diesen Kerl, den du verfolgt hast, vom Dach eines vierstöckigen Hauses von der anderen Straßenseite aus nachts bei Regen getroffen – und er hat dabei über deine Schulter geschossen.«
Bryan nickte. »Wenn er nicht auf mich gezielt und mich verfehlt hat.«
Pookie dachte an den kurzen Schusswechsel auf dem Dach, bei dem der Mann zwei Pistolen gezogen und wild um sich gefeuert hatte. Pookie hätte eigentlich tot sein müssen, denn wie konnte jemand, der mit dem Bogen so gut war, nicht treffen, wenn er seinem Ziel direkt gegenüberstand? Die Antwort lautete: Das war unmöglich. Er hatte Pookie nicht umgebracht, weil er ihn nicht hatte umbringen wollen.
»Der Bogenschütze hat nicht auf dich gezielt, Bri-Bri. Er wollte Bobby Pigeons Killer treffen.«
Bryans Augen wurden schmal. »Willst du damit sagen, dass es in Ordnung ist, dem mutmaßlichen Mörder von Bobby einen Pfeil ins Herz zu schießen?«
»Habe ich etwa gesagt , dass das in Ordnung ist?«
Bryan starrte seinen Partner an. Dann schüttelte er den Kopf.
»Der Bogenschütze ist nicht mehr als ein weiterer Mörder«, sagte Pookie. »Soweit wir wissen, hat er auch Issac umgebracht. Dadurch gibt es jetzt noch jemanden, den wir suchen müssen – Rex, Alex, den Bogenschützen. Wir müssen uns konzentrieren und so viele Informationen wie möglich sammeln, denn jeden Augenblick könnte Robertson hier auftauchen und uns auffordern, zu verschwinden.«
Sammy Berzon kam ins Zimmer. In jeder Hand trug er einen Metallbehälter.
»Leute«, sagte er, »mit euch beiden wird’s nie langweilig, was? Jimmy geht aufs Dach hoch. Ich habe ältere Rechte, also muss er seinen Arsch in den Regen schieben. Bumm. Mit der Leiche auf dem Bürgersteig sind wir fertig. Ein Schuss durchs Herz, und wer mag wohl schuld daran sein, was?« Mit einem lautlosen Lachen schaukelte Sammys Kopf vor und zurück. »Er hatte ein Handy bei sich, aber es ist prepaid. Ich lasse die Jungs eine Liste seiner Anrufe erstellen, aber ihr solltet euch keine allzu großen Hoffnungen machen.«
Pookie wusste, dass Sammy recht hatte. Das Handy würde ihnen wahrscheinlich überhaupt nichts bringen. Die Täter waren im Allgemeinen klug genug, ihre Prepaid-Handys bar zu bezahlen, sodass es keine Verbindung zwischen Person und Gerät gab. Anrufe zwischen zwei Prepaid-Handys hinterließen so gut wie keine Spuren. Das Einzige, was sie wahrscheinlich herausfinden würden, wären die GPS-Daten der getätigten und empfangenen Anrufe. Vielleicht zeigte sich dabei ein Muster oder ein bestimmter Ort, den man sich genauer ansehen konnte.
»Besorg uns die Koordinaten so schnell wie möglich«, sagte Pookie. »Was hast du sonst noch rausgefunden?«
»Nichts weiter bisher«, sagte Sammy. »Wir sind fertig mit ihm. Die Heiße Hudson beschäftigt sich jetzt mit ihm.«
Bryan riss den Kopf hoch. »Robin ist da unten?«
Sammy nickte. »Aber klar doch.«
Bryan verließ das Zimmer. Pookie folgte ihm.
»Übrigens«, sagte Sammy, bevor die beiden durch die kaputte Wohnungstür gingen. »Wer auch immer von euch beiden Komikern eine BOLO über einen Typen in einem Umhang rausgegeben hat, sollte vorsichtig sein. Robertson hat sie gerade zurückgezogen. Er meinte, jemand, der sich solchen Unfug mit einem Tatort erlaubt, steckt verdammt tief in der Scheiße. Irre, was?«
Bryan stieß ein wütendes Knurren aus, drehte sich um und verließ die Wohnung.
Der stellvertretende Polizeichef hatte gerade die Fahndung nach einem Mörder abgeblasen. Pookie wollte schockiert und empört sein, aber er war nicht besonders überrascht und einfach zu müde, um sich darüber aufzuregen.
Pookie warf einen letzten Blick auf Susie Panos. Sie hatte versucht, ihren Sohn zu retten, und dabei die Wahrheit eines alten Sprichworts bestätigt: Keine gute Tat bleibt ungestraft.
Mord-Schauplatz
R obin Hudson kniete neben der Leiche. Rechts von ihr spiegelte sich das Licht der Straßenlaternen in Regenbächen, die in den Gully strömten. Das Wasser rann über ein
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