Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
Vom Netzwerk:
bleiben, er musste in Bewegung kommen, musste handeln , und zwar sofort . Er leckte sich den Regen von den Lippen, holte tief Luft und erhob sich gerade so weit, um mit der Pistole über die Mauer zielen zu können.
    Der Mann mit dem Umhang war nur wenige Meter entfernt. Mit dem Bogen in der Hand stürmte er über das Dach. Pookie duckte sich hinter die Mauer, als der Mann über ihn hinweg in die Nacht segelte.
    Pookie drehte sich um und hielt sich an der Feuertreppe fest, um zu sehen, wie der Mann zu Tode stürzte, doch der Mann stürzte nicht . Mit wallendem Umhang schwebte der Mann durch die Luft, wobei er sich mit heftigen Stoß- und Pumpbewegungen seiner Arme und Beine nach vorn zu schieben schien wie ein Weitspringer bei den Olympischen Spielen. Es war, als würde man den Spezialeffekt aus einem Film vor sich sehen, bei dem ein Mann an unsichtbaren Drahtseilen durch die regnerische Nacht segelte.
    Der Mann flog über die Straße. Er landete auf dem flachen, schwarzen Dach eines vierstöckigen Gebäudes, wo er sich einmal, zweimal, dreimal abrollte. Ungläubig sah Pookie, wie der Mann aufstand und an den Rand des Dachs trat.
    Fünfzehn Meter entfernt und sechs Stockwerke tiefer war der Bogenschütze kaum mehr als ein dunkelgrüner Umhang, der vor dem Hintergrund des schwarzen Dachs zu verschwinden drohte. Und doch konnte Pookie erkennen, dass der Mann auf die Straße hinabstarrte. Pookie warf einen Blick in dieselbe Richtung. Auf dem Bürgersteig zehn Stockwerke unter ihm richtete Bryan Clauser die Waffe auf einen Mann, der am Boden lag.
    Dann senkte Bryan langsam seine Pistole.
    Pookie wandte sich wieder dem Mann auf dem Dach zu – und wie ein Dolch durchbohrte ihn das Grauen, als er sah, dass der Unbekannte den Bogen mit ausgestrecktem Arm vor sich hielt und die Sehne bis zu seiner nun unbedeckten Wange zurückgezogen hatte. Bevor Pookie ein Wort sagen konnte, ließ der Mann die Sehne los.
    Der Pfeil zischte durch die Nacht.
    Bryan und der Mann mit der Decke sahen einander an. Was zum Teufel ging hier vor sich?
    Die Wärme, die sich in Bryans Brust ausbreitete, war so friedvoll . Sie pulsierte in einem bestimmten Rhythmus, ba-da-bum-bummmm , die Intensität des Gefühls war überwältigend.
    Ein stakkatoartiges Zischen, ein Flüstern, das kaum eine halbe Sekunde währte, und etwas, das nur wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt vorbeiflog. Gleich darauf ein noch kürzeres, knirschendes Geräusch.
    Beide Männer sahen nach unten.
    Ein Pfeil ragte aus der Brust des Bärtigen.
    Bryan wirbelte herum. Sein Blick folgte dem Winkel des Pfeilschafts, er riss die Waffe hoch und zielte auf einen Punkt auf der anderen Straßenseite. Dort, eine Gestalt, die ein Mensch
    (Erlöser! Monster!)
    sein und Umrisse, bei denen es sich um einen Bogen handeln konnte. Sein Finger drückte den Abzug
    (töte es jetzt töte es JETZT )
    bis seine Ausbildung die Oberhand gewann und ihm klar wurde, dass er auf ein Gebäude schoss, in dem sich Menschen befanden.
    Das Mündungsfeuer nahm ihm für einen kurzen Augenblick die Sicht. Als er das Dach wieder deutlich sah, war die Gestalt, bei der es sich vielleicht um einen Menschen gehandelt hatte, verschwunden.
    Der Regen fiel ununterbrochen.
    Bryan wandte sich ab, um den Bärtigen, aus dessen Brust ein Pfeil ragte, genauer in Augenschein zu nehmen. Erst in diesem Moment fiel ihm ein, nach Alex Panos Ausschau zu halten.
    Doch Alex war verschwunden.
    Der Pfeil hatte Bryan verfehlt. Gott sei Dank. Pookie drehte sich wieder zu der Stelle um, wo der Bogenschütze gestanden hatte, doch das Dach war leer. Der Mann im dunkelgrünen Umhang war in den Schatten verschwunden.
    Hatte er tatsächlich gesehen, was er glaubte, gesehen zu haben? Nein. Völlig unmöglich. Solche Dinge geschahen einfach nicht. Vielleicht hatte irgendjemand LSD in seinen Kaffee geschmuggelt, und er befand sich genau in diesem Moment mitten in einem Trip.
    Bryan Clauser stand immer noch. Da der Bogenschütze nirgendwo zu sehen war, musste Pookie sich um alles andere kümmern, was in dieser Situation noch zu tun blieb. Er kletterte über die Mauer auf das Dach.
    Issac Moses war immer noch dort, doch der verletzte Mann mit der Maske war verschwunden.
    Pookie hob seine Pistole auf Augenhöhe. Rasch ging er zur Mitte des Dachs. Eine Art Miniaturhaus, das sich dort befand, führte wahrscheinlich zu den Treppen. Pookie umkreiste das Häuschen, wobei er seine Umgebung über den Lauf seiner Pistole fixierte. Nichts. Er drückte auf

Weitere Kostenlose Bücher