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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Über einen Mord.«
    Wieder grinste der Tätowierte höhnisch. »Hast du ’ne Vorladung, Blödmann?«
    Menschen wie ihn konnte Bryan nicht ausstehen. Sie hassten Polizisten schon allein deshalb, weil diese in ihren Augen die unverzeihliche Sünde begingen, dem Recht Geltung zu verschaffen. Am besten wäre es, Pookie die Sache zu überlassen, denn Bryan wusste, dass er kurz davorstand, mit dem Gesicht dieses Typen den Bürgersteig aufzuwischen.
    »Wir haben keine Vorladung«, sagte Pookie. »Aber wenn wir uns eine besorgen müssen, dann bedeutet das, dass jemand unter den Augen des gesamten Viertels in Handschellen in einem Streifenwagen abtransportiert werden muss.«
    »Glaubst du, mich juckt’s, wenn irgendein Zombie in dieser Straße sieht, wie ich in einen Bullenwagen steige?«
    »Sind Sie Alder Jessup?«
    »Nein«, sagte der Tätowierte. »Ich bin sein Enkel Adam.«
    Pookie ließ seinen Nacken kreisen, als versuchte er, eine hartnäckige Verspannung zu lösen. »Hören Sie, Adam, das soll keine Beleidigung sein, aber Sie sehen aus wie jemand, der mit der Rückbank eines Streifenwagens durchaus vertraut ist. Liege ich da richtig?«
    Adam nickte.
    »Bei Großvater Alder ist das vermutlich nicht so. Liege ich damit ebenfalls richtig?«
    Adam starrte ihn hasserfüllt an. Dann nickte er wieder.
    »Schön«, sagte Pookie. »Wenn Sie also keinen Wert darauf legen, dass wir wiederkommen und Großvater Alder in Handschellen abführen, dann hören Sie endlich auf, uns auf die Eier zu gehen, und lassen Sie uns rein.«
    Adam dachte einen Moment lang nach; dann öffnete er das Gittertor. Er führte Pookie und Bryan die Treppe hinauf und durch die verzierte Eichentür in eine Empfangshalle.
    »Wartet hier«, sagte Adam. »Ich hole Großvater.«
    Bryan sah zu, wie Adam eine elegante Treppe hinaufeilte, deren Geländer so lackiert und poliert war, das man es für holzfarbenes Glas hätte halten können. Die Piercings des Mannes klimperten, als er nach oben stürmte.
    Die Möbel, Gemälde und Skulpturen in der Empfangshalle wirkten teuer. Bryan kam sich vor, als stünde er in einem Museum. Alles – von den Kunstwerken über den Marmorboden bis hin zu den verzierten Holzleisten einer Samtcouch – hatte einen Bezug zum Thema Bogenschießen: Überall waren Bögen, Pfeile, Pfeilspitzen und Bogenschützen zu sehen.
    Wenige Augenblicke später half Adam Jessup seinem Großvater die Treppe hinab. Alder trug einen makellosen braunen Dreiteiler. Er stützte sich auf einen hölzernen Gehstock, dessen Silberknauf die Form eines Wolfskopfs hatte.
    Der alte Mann hatte den größten Teil seiner Haare verloren, sodass man seine fleckige Kopfhaut erkennen konnte, die an den Schläfen von einem dünnen Kranz weißen Flaums umgeben war.
    »Inspektors«, sagte Alder mit heller, blasierter Stimme. »Sie wollen mich sprechen?«
    Pookie stellte sich und Bryan noch einmal vor und kam dann gleich zum Thema. »Wir suchen nach Informationen über eine Pfeilspitze, die Sie hergestellt haben.«
    Bryan beobachtete die Jessups sorgfältig. Alder zeigte keine Reaktion, doch Adams Augen wurden ein wenig größer. Er war nervös.
    Pookie öffnete einen Aktenhefter und reichte Alder einen Ausdruck von Bryans Handyaufnahme der Pfeilspitze. Alder griff nach dem Ausdruck. Adams Augen wurden noch ein wenig größer.
    Der alte Mann blinzelte. Dann griff er in seine Brusttasche und zog eine Brille mit Silbergestell heraus. Er setzte sie ruhig auf und sah das Foto noch einmal an. »Nein, ich fürchte, ich erkenne diese Arbeit nicht wieder.«
    Alder trat völlig entspannt auf. Bryan kannte Menschen wie ihn sehr gut. Solche Typen logen lässig und voller Selbstvertrauen. Sein Enkel jedoch besaß diese Begabung nicht.
    »Aber Sie stellen doch Pfeile her, nicht wahr?«, sagte Bryan. »Und Bögen. Und alle möglichen individuell gestalteten Dinge, die man zum Bogenschießen benötigt?«
    Alder lächelte. »Sie haben über uns recherchiert. Wie schmeichelhaft. Ja, wir fertigen Waffen als Einzelstücke an. Oder genauer gesagt, Adam tut das.« Alder sah seinen Enkel an. Er strahlte vor Stolz. »Meine Hände und meine Augen sind nicht mehr, was sie einmal waren. Adam jedoch hat das nötige Talent. Sein Vater leider nicht. Mein Sohn kann kaum abwaschen, ohne das Porzellan zu beschädigen. Ungeschickte Hände, verstehen Sie? Zu unruhig. Gewisse Fertigkeiten können eine Generation überspringen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Pookie.

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