Die Verborgenen
anfertigt. Denkst du, das ist einen Besuch wert?«
Natürlich dachte Bryan das. »Wo liegt das Erickson-Haus?«
»Fünf Blocks von hier«, sagte Pookie. »Sehen wir doch mal nach, ob er zu Hause ist.«
Jebediah Ericksons Haus
I rgendetwas kam Bryan an Ericksons Haus vertraut vor, aber er wurde sich einfach nicht klar darüber, was es war. Er musste es schon einmal gesehen haben. Das Gebäude lag an der Franklin Street, einer dreispurigen Einbahnstraße, die den Verkehr aus der Innenstadt in das Marina-Viertel pumpte. Wenn man nach Norden fuhr, nahm man die Franklin. Das war so selbstverständlich, dass Bryan das Haus wahrscheinlich schon Hunderte Male im Vorbeifahren wahrgenommen hatte.
Wie das Gebäude, in dem die Jessups wohnten, war auch dieses Haus eher farblos: graue Ecksteine fassten schieferblaue Wände ein. Es war nach Osten zur Franklin hin ausgerichtet. An der Südseite des Hauses befand sich ein kleiner Hof, an dessen südlichstem Ende die Auffahrt lag.
Während die Jessups in einer Art altem englischem Landhaus lebten, war dieses Gebäude im für San Francisco typischen viktorianischen Stil errichtet worden. Ein rundes, vier Stockwerke hohes, mit zahlreichen Fenstern ausgestattetes Türmchen erhob sich an der vorderen rechten Ecke des Hauses; es wurde von einem Kegeldach gekrönt, dessen Spitze hoch in die Luft ragte. Die Eingangstür lag gut viereinhalb Meter über dem Bürgersteig hinter einem drei mal drei Meter großen Portikus, der seinerseits mit einem Helmdach bedeckt war und von reich verzierten, grau gestrichenen Holzsäulen getragen wurde. Die Treppe begann etwa drei Meter links von diesem Vorbau. Im rechten Winkel zur Straße führten sieben verwitterte Marmorstufen zu einem kleinen, quadratischen Treppenabsatz; von dort aus verliefen die zehn restlichen Stufen parallel zur Häuserfront.
Die beiden Polizisten gingen die Treppe hinauf. Bryan musterte das kunstvoll gestaltete, hüfthohe Geländer, das sich um den Portikus zog. Am hinteren Ende dieses Vorbaus befand sich eine schöne Doppeltür, die aus dickem, vom mehreren Lackschichten überzogenem Eichenholz zu bestehen schien.
Der Ort kam Bryan so vertraut vor, dass dieser Eindruck nicht nur vom Vorbeifahren stammen konnte. Er besaß eine Aura, die in Bryan beunruhigende Gefühle weckte, ohne dass er sie genauer hätte bestimmen können.
Die Antworten auf alles befanden sich in diesem Haus. Er wusste es tief in seinem Innersten.
»Sieh dir dieses Haus an«, sagte Pookie. »Welch atemberaubender Schauplatz für eine Folge von Blue Balls .«
»Ich bin nicht in Stimmung, mich über Cop-Serien zu unterhalten, Pooks.«
Links von der Doppeltür sah Bryan eine messingverzierte Türklingel mit einem abgewetzten schwarzen Knopf in der Mitte. Er drückte darauf. Das beunruhigende Gefühl wurde stärker.
Während sie warteten, schaukelte Pookie auf den Spitzen und den Absätzen seiner Schuhe vor und zurück. »Du hast dich diesmal gar nicht über den Namen der Serie beschwert. Könnte das etwa bedeuten, dass du mit Blue Balls einverstanden bist?«
»Nein«, sagte Bryan. »Das bedeutet, dass ich mich nicht über Cop-Serien unterhalten will.«
»Wenn dir der Titel nicht gefällt, warum schlägst du dann nicht einen neuen vor?«
Bryan seufzte. Dann räusperte er sich. Pookie wollte ihm helfen, wollte die Stimmung etwas aufhellen.
»Na schön«, sagte Bryan. »Wie wär’s mit Bryan und Pookie ?«
Pookie schüttelte den Kopf. »Das klingt wie eine Marionetten-Serie für Pädophile.«
Bryan drückte wieder auf den Klingelknopf.
Sie warteten. Noch immer keine Reaktion.
»Komm schon«, sagte Pookie. »Gib mir noch was, Mister Ich-kenne-mich-aus-im-Showbusiness.«
»Gut. Was sagst du zu den Nachnamen? Clauser und Chang? Du weißt schon, mit diesem geschwungenen Kaufmanns-Und-Zeichen-Ding dazwischen?«
Pookie schüttelte den Kopf. »Nein, das funktioniert nicht. Zunächst einmal wäre ich derjenige, der die einsamen Damen der mörderischen Bosse aus dem Big Business flachlegt. Das bedeutet, mein Name käme zuerst.«
»Chang und Clauser?«
Wieder schüttelte Pookie den Kopf. »Das könnte tatsächlich eine Polizei-Serie sein, aber nur, wenn es um zwei schwule Bullen geht, die nebenher als Innenarchitekten arbeiten.«
»Ich würde mir das ansehen«, sagte Bryan, der die Klingel ignorierte und viermal gegen die Eichentür hämmerte. »Das könnte meine absolute Lieblingsserie werden.«
Beide starrten die Tür an, doch nichts rührte
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